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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
15. Sterne mit Götternamen, die ihnen die Heiden gegeben haben.
Aber vielleicht sind diese beiden Götter die Sterne, denen sie deren Namen beilegten. Es gibt ja einen Stern, den sie Mercurius, und einen, den sie Mars nennen. Allein am Sternenhimmel findet sich auch ein Stern, den sie Jupiter heißen, und doch gilt ihnen die Welt als Jovis; ein anderer, den sie Saturnus nennen, und doch weisen sie dem Gott Saturnus außerdem noch eine Band 1, S. 355nicht geringe Substanz zu, die aller Samen; ein anderer, der hellste von allen, den sie Venus nennen, und doch machen sie dieselbe Venus auch zur Luna [Mond]; und dazu lassen sie noch Juno und Venus um den strahlendsten Stern miteinander streiten wie um den goldenen Apfel. Den Morgenstern nämlich sprechen die einen der Juno zu, die andern der Venus; aber Venus siegt, wie gewöhnlich. Denn die weit überwiegende Mehrzahl eignet ihn der Venus zu und kaum einer findet sich, der anderer Meinung wäre. Aber ist es nicht zum Lachen, daß Jupiters, des Götterkönigs, Stern vom Sterne der Venus an Helligkeit so weit übertroffen wird? Sein Stern hätte die übrigen an Leuchtkraft ebensosehr übertreffen sollen, wie seine Macht alles überragt. Man wendet ein, das scheine nur so, und zwar deshalb, weil der Stern, den man für den dunkleren hält, höher steht und weiter von der Erde entfernt ist. Wenn nun also die größere Würdigkeit durch den höheren Platz ausgezeichnet worden ist, warum steht am Himmelszelt Saturnus höher als Jupiter? Vermochte die grundlose Mähr, die Jupiter zum König macht, nicht bis zu den Sternen emporzudringen, und ließ man den Saturnus wenigstens am Himmel zu dem Vorrang gelangen, den er weder in seinem Reich noch auf dem Kapitol zu behaupten imstande war? Und warum hat nicht auch Janus einen Stern erhalten? Etwa deshalb, weil er die Welt ist und alle Sterne in ihm sind? Aber auch Jovis ist die Welt und hat doch seinen Stern. Oder hat Janus sich dafür entschädigt, so gut es ging, und statt des einen Sternes, den er am Himmel nicht hat, auf Erden soviele Gesichter angenommen? Warum sodann haben sie, wenn sie Mercurius und Mars nur wegen ihrer Beziehung zu Sternen für Teile der Welt ansehen, um sie für Götter halten zu können, da ja Rede und Krieg nicht Teile der Welt, sondern menschliche Handlungen sind, warum haben sie dem Widder und dem Stier, dem Krebs und dem Skorpion und den übrigen derartigen Himmelsbildern, die nicht bloß je aus einem Stern, sondern je aus mehreren bestehen und nach allgemeiner Annahme über den Göttersternen, am höchsten Himmel ihre Stelle haben, wo eine regelmäßigere Bahn den Gestirnen einen Band 1, S. 356unabirrbaren Lauf1 ermöglicht, keine Altäre, keine Opfer, keine Tempel geweiht und sie nicht einmal zu den sozusagen plebejischen Göttern, geschweige denn zu den auserlesenen gerechnet?
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Im Gegensatz zu den Planeten [stellae errantes], die ihren Stand am Himmel gegen die Fixsterne verändern. ↩
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The City of God
Chapter 15.--Concerning Certain Stars Which the Pagans Have Called by the Names of Their Gods.
But possibly these stars which have been called by their names are these gods. For they call a certain star Mercury, and likewise a certain other star Mars. But among those stars which are called by the names of gods, is that one which they call Jupiter, and yet with them Jupiter is the world. There also is that one they call Saturn, and yet they give to him no small property besides,--namely, all seeds. There also is that brightest of them all which is called by them Venus, and yet they will have this same Venus to be also the moon:--not to mention how Venus and Juno are said by them to contend about that most brilliant star, as though about another golden apple. For some say that Lucifer belongs to Venus, and some to Juno. But, as usual, Venus conquers. For by far the greatest number assign that star to Venus, so much so that there is scarcely found one of them who thinks otherwise. But since they call Jupiter the king of all, who will not laugh to see his star so far surpassed in brilliancy by the star of Venus? For it ought to have been as much more brilliant than the rest, as he himself is more powerful. They answer that it only appears so because it is higher up, and very much farther away from the earth. If, therefore, its greater dignity has deserved a higher place, why is Saturn higher in the heavens than Jupiter? Was the vanity of the fable which made Jupiter king not able to reach the stars? And has Saturn been permitted to obtain at least in the heavens, what he could not obtain in his own kingdom nor in the Capitol?
But why has Janus received no star? If it is because he is the world, and they are all in him, the world is also Jupiter's, and yet he has one. Did Janus compromise his case as best he could, and instead of the one star which he does not have among the heavenly bodies, accept so many faces on earth? Again, if they think that on account of the stars alone Mercury and Mars are parts of the world, in order that they may be able to have them for gods, since speech and war are not parts of the world, but acts of men, how is it that they have made no altars, established no rites, built no temples for Aries, and Taurus, and Cancer, and Scorpio, and the rest which they number as the celestial signs, and which consist not of single stars, but each of them of many stars, which also they say are situated above those already mentioned in the highest part of the heavens, where a more constant motion causes the stars to follow an undeviating course? And why have they not reckoned them as gods, I do not say among those select gods, but not even among those, as it were, plebeian gods?