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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
11. Kann man gleichzeitig lebendig und tot sein?
Wenn es aber ungereimt ist, vom Menschen, bevor er zum Tode gelangt, zu sagen, er sei bereits im Tode (er würde sich ja dem Tode nicht erst nähern im Verlauf seiner Lebenszeit, wenn er schon im Tode wäre), zumal es doch recht ungewöhnlich ist, ihn als gleichzeitig lebend und sterbend zu bezeichnen, da man doch nicht gleichzeitig wachend und schlafend sein kann, so erhebt sich von selbst die Frage, wann denn eigentlich der Mensch sterbend ist. Denn bevor der Tod kommt, ist er nicht sterbend, sondern lebend; wenn aber der Tod gekommen ist, ist er tot, nicht sterbend. Das eine ist er vor dem Tode, das andere nach dem Tode. Wann ist er dann im Tode? (Das ist die Frage, um die es sich handelt.) Denn wenn er im Tode ist, ist er sterbend; es Band 16, S. 705entsprechen sich die drei Begriffe: „vor dem Tode, im Tode, nach dem Tode“ einerseits und „lebend, sterbend, tot“ andrerseits. Es ist nun sehr schwer festzustellen, wann der Mensch sterbend, d. i. im Tode ist, wo er weder lebend ist, was er vor dem Tode ist, noch tot, was er nach dem Tode ist, sondern eben sterbend, d. i. im Tode. Solang nämlich die Seele im Leibe ist, besonders wenn auch Empfindung vorhanden ist, lebt ohne Zweifel der aus Leib und Seele bestehende Mensch und befindet sich demnach noch vor dem Tode, nicht im Tode; ist aber die Seele abgeschieden und hat sie alle leibliche Empfindung dahingenommen, so befindet er sich offenbar schon nach dem Tode und ist tot. Das sterbend oder im Tode sein verschwindet also zwischen den beiden Zuständen (es ist dafür kein Raum); denn wenn der Mensch noch lebt, befindet er sich vor dem Tode, und wenn er zu leben aufgehört hat, bereits nach dem Tode. Es zeigt sich also, daß er nie sterbend, d. i. im Tode ist. So sucht man ja auch im Zeitenablauf die Gegenwart vergebens, weil der Übergang vom Künftigen zum Vergangenen ohne jede Dauer stattfindet. Auf diese Weise könnte man fast dazu kommen, dem leiblichen Tod die Wirklichkeit abzusprechen. Denn gibt es einen, wann ist er dann da, wenn er sich bei niemand findet und niemand sich in ihm befinden kann? Denn wenn man lebt, ist er noch nicht da, weil das vor dem Tode ist, nicht im Tode; wenn man aber zu leben bereits aufgehört hat, ist er nicht mehr da, weil das hinwieder nach dem Tode ist, nicht im Tode. Weiterhin aber, wenn kein Tod da ist vor oder nach einem bestimmten Zeitpunkt, wie kann man dann sprechen von vor dem Tode oder nach dem Tode? Auch das ist eine leere Redensart, wenn kein Tod da ist. Und hätten wir es nur im Paradiese durch guten Wandel dahin gebracht, daß es in Wirklichkeit keinen Tod gäbe! So aber gibt es nicht nur einen, sondern er ist überdies so beschwerlich, daß man ihn mit aller Redegewandtheit nicht fassen und doch ihm auf keine Weise entgehen kann.
Reden wir also nach dem Sprachgebrauch (wir brauchen ja nicht anders zu reden) und bezeichnen wir als vor dem Tode die Zeit, ehe der Tod eintritt; wie es Band 16, S. 706gemeint ist in dem Schriftwort1: „Vor dem Tode sollst du keinen Menschen loben“. Sagen wir, wenn er eingetreten ist: Nach dem Tode dieses oder jenes hat sich das und das zugetragen. Gebrauchen wir auch das Präsens, so gut es geht, etwa indem wir sagen: Sterbend hat er verfügt, oder: Dem und dem hat er sterbend das und das hinterlassen, obwohl er es gewiß nur lebend tun konnte und es nicht im Tode, sondern vor dem Tode getan hat. Drücken wir uns aus, wie auch die Heilige Schrift sich ausdrückt, die unbedenklich auch von Verstorbenen sagt, sie befänden sich im Tode, nicht nach dem Tode. So in der Stelle2: „Denn im Tode ist niemand, der deiner gedächte“. Mit Recht nennt man sie im Tode befindlich, bis sie wieder aufleben, wie man von jemand sagt, er sei im Schlafe, bis er aufwacht; allerdings mit dem Unterschied, daß wir die im Schlafe Befindlichen Schlafende nennen, während wir die bereits Verstorbenen nicht ebenso Sterbende nennen können. Denn die sind nicht mehr im Sterben begriffen, die, was den leiblichen Tod betrifft, den wir hier im Auge haben, bereits von ihren Leibern getrennt sind. Aber da stoßen wir wieder auf den Punkt, dem man, wie gesagt, mit aller Redegewandtheit nicht beikommen kann, wie man nämlich von Sterbenden sagen kann, sie lebten, oder von Verstorbenen, daß sie auch nach dem Tode noch im Tode seien. Denn wie „nach dem Tode“, wenn noch „im Tode“? zumal wir sie auch nicht Sterbende nennen, wie die im Schlafe Befindlichen Schlafende und die in Siechtum Befindlichen Siechende und die in Leiden Befindlichen Leidende und die im Leben Befindlichen Lebende; die Verstorbenen vielmehr, ehe sie auferstehen, nennt man im Tode befindlich, aber sie kann man nicht als Sterbende bezeichnen. Daher wird es sich kaum zufällig oder unfüglich treffen, wenn auch nicht menschliche Absicht im Spiele ist, aber vielleicht nach göttlicher Fügung, daß auch die Grammatiker das Wort moritur im Lateinischen nicht nach der Regel der übrigen entsprechenden Zeitwörter zu beugen vermochten. Band 16, S. 707Von oritur z. B. lautet die Form der vergangenen Zeit ortus est, und ebenso werden auch die andern ähnlichen Zeitwörter gebeugt mit Hilfe des Partizips Perfekt. Von moritur dagegen lautet die vergangene Form: mortuus est, mit Doppel-u. Also eine Bildung wie fatuus, arduus, conspicuus und ähnliche Wörter, die keine Vergangenheit ausdrücken, sondern als Nomina ohne Zeitformen gebeugt werden. Dagegen das Nomen mortuus setzt man für das Partizip Perfekt, als wollte man beugen, was sich nicht beugen läßt. Es trifft sich also gut, daß man in der Sprache nicht beugen kann das Wort für eine Sache, der man im Leben durch keine Fürsorge vorbeugen kann. Dafür jedoch kann man sorgen mit der Gnadenhilfe unseres Erlösers, daß wir wenigstens dem zweiten Tode vorbeugen. Und bitterer und von allen Übeln das schlimmste ist immer noch dieser, der sich nicht durch Trennung von Seele und Leib vollzieht, sondern vielmehr durch die Verbindung beider zum Zwecke ewiger Pein. Dabei werden sich die Menschen im Gegensatz zum ersten Tode nicht vor und nach dem Tode befinden, sondern stets im Tode; und so werden sie niemals lebendig und niemals verstorben, sondern endlos sterbend sein. Niemals wird es für den Menschen so schlimm sein im Sterben als da, wo der Tod selbst nie im Sterben sein wird.
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La cité de dieu
CHAPITRE XI.
SI L’ON PEUT DIRE QU’UN HOMME EST EN MÊME TEMPS MORT ET VIVANT.
Mais s’il est absurde de dire qu’un homme soit dans la mort avant qu’il soit arrivé à la mort, ou qui soit ensemble vivant et mourant, par la même raison qu’il ne peut être ensemble veillant et dormant, je demande quand il sera mourant. Avant que la mort ne vienne, il n’est pas mourant, mais vivant; et, lorsqu’elle sera venue, il ne sera pas mourant, mais mort. Or, l’une de ces deux choses est avant la mort, et l’autre après ; quand sera-t-il donc dans la mort pour pouvoir dire qu’il est mourant? Comme il y a trois moments distincts : avant la mort, dans la mort et après la mort, il faut aussi qu’il y ait trois états qui y répondent, c’est-à-dire être vivant, être mourant, être mort. Il est donc très-difficile de déterminer quand un homme est mourant, c’est-à-dire dans la mort, en sorte qu’il ne soit ni vivant ni mort; car tant que l’âme est dans le corps, surtout si le sentiment n’est pas éteint, il est certain que l’homme vit ; et dès lors il ne faut pas dire qu’il est dans la mort, mais avant la mort; et lorsque l’âme a quitté le corps et qu’elle lui a ôté tout sentiment, l’homme est après la mort, et l’on dit qu’il est mort. Je ne vois pas comment il peut être mourant, c’est-à-dire dans la mort, puisque s’il vit encore, il est avant la mort, et que, s’il a cessé de vivre, il est après la mort. De même, dans le cours des temps, on cherche le présent, et on ne le trouve point, parce que le passage du futur au passé n’a aucune étendue appréciable. Ne faut-il point conclure de là qu’il n’y a point de mort du corps ? car s’il y en a une, quand est-elle, puisqu’elle n’est en personne et que personne n’est en elle? En effet, si l’on vit, elle n’est pas encore, et si l’on a cessé de vivre, elle n’est plus1. D’un autre côté, s’il n’y a point de mort, pourquoi dit-on avant ou après la mort? Ah ! plût à Dieu que nous eussions assez bien vécu dans le paradis pour qu’en effet il n’y en eût point! au lieu que dans notre condition présente, non-seulement il y en a une, mais elle est même si fâcheuse qu’il est aussi impossible de l’expliquer que de la fuir.
Conformons-nous donc à l’usage , comme c’est notre devoir, et disons de la mort, avant qu’elle n’arrive, ce qu’en dit l’Ecriture : « Ne louez personne avant sa mort2 » .Disons aussi, lorsqu’elle est arrivée : Telle ou telle chose s’est faite après la mort de celui-ci ou de celui-là. Disons encore, autant que possible, du temps présent: Telle personne en mourant a fait son testament, et elle a laissé en mourant telle et telle chose à tels et tels, quoiqu’elle n’ait pu rien faire de cela si elle n’était vivante, et qu’elle l’ait plutôt fait avant la mort que dans la mort. Parlons aussi comme parle l’Ecriture, qui déclare positivement que les morts mêmes sont dans la mort. Elle dit en effet: « Il n’est personne dans la mort qui se souvienne de vous3 ». Aussi bien, jusqu’à ce qu’ils ressuscitent, on dit fort bien qu’ils sont dans la mort, comme on dit qu’une personne est dans le sommeil jusqu’à ce qu’elle se réveille. Et cependant, quoique nous appelions dormants ceux qui sont dans le sommeil, nous ne pouvons pas appeler de même mourants ceux qui sont déjà morts; car la séparation de leur âme et de leur corps étant accomplie, on ne peut pas dire qu’ils continuent de mourir. Et voilà toujours cette difficulté qui revient d’exprimer une chose qui paraît inexprimable : à savoir comment on peut dire d’un mourant qu’il vif, ou d’un mort qu’après la mort il est dans la mort, surtout quand le mot mourant n’est pas pris dans le sens de dormant, c’est-à-dire qui est dans le sommeil, ou de languissant, c’est-à-dire qui est dans la langueur, et qu’on appelle mort, et non pas mourant, celui qui est dans la mort et attend la résurrection. Je crois, et cette opinion n’a rien de téméraire ni d’invraisemblable, à ce qu’il me semble, que si le verbe mori (mourir) ne peut se décliner comme les autres verbes, c’est la suite, non d’une institution humaine, mais d’un décret divin. En effet, le verbe oriri (se lever), entre autres, fait au passé ortus est, tandis que mori fait mortuus et redouble l’u. Ainsi on dit mortuus comme fatuus, arduus, conspicuus, et autres mots qui sont des adjectifs ne se déclinant pas selon les temps, et non des participes. Or, mortuus est pris comme participe passé, comme si ce qu’on ne peut décliner devait se décliner. Il est donc arrivé, par une raison assez juste, que, de même que la mort ne peut se décliner, le mot qui l’exprime est aussi indéclinable. Mais au moins pouvons-nous décliner la seconde mort, avec la grâce de notre Rédempteur; celle-là est la pire de toutes ; elle n’a pas lieu par la séparation de l’âme et du corps, mais plutôt par l’union de l’une et l’autre pour souffrir ensemble une peine éternelle. C’est là que les hommes seront toujours dans la mort et toujours mourants, parce que cette mort sera immortelle.