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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

15. Der Zeitpunkt des Aufbruchs Abrahams zu seiner auf Gottes Geheiß vollzogenen Auswanderung aus Charra.

An den Bericht von dem Tode Tharas, des Vaters Abrahams, schließen sich die Worte an1: „Und es sprach der Herr zu Abram: Zieh' hinweg aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Hause deines Vaters“ und so weiter. Aber wenn das auch in der Berichterstattung erst nach dem Tode Tharas seine Stelle hat, so ist doch nicht anzunehmen, daß der Ruf an Abram auch in Wirklichkeit erst nach dem Tode Tharas ergangen sei. Es würde sich ja bei dieser Annahme eine unlösliche Schwierigkeit ergeben. Die Schrift läßt nämlich auf den eben erwähnten Ruf Gottes an Abraham die Worte folgen: „Und Abram zog hinweg, wie der Herr zu ihm gesprochen hatte, und mit ihm wanderte auch Loth aus. Abram aber war 75 Jahre alt, da er aus Charra hinwegzog“. Wie kann das richtig sein, wenn Abraham erst nach dem Tode seines Vaters von Charra hinwegzog? Thara war ja, wie oben schon beigebracht worden ist, 70 Jahre alt, als er Abraham zeugte; die 75 Jahre, die Abraham bei seiner Auswanderung aus Charra zählte, hinzugerechnet, ergibt sich eine Summe von 145 Jahren. Soviel Jahre also zählte Thara, als Abraham hinwegzog aus jener Stadt Mesopotamiens; denn Abraham stand damals in seinem 75. Lebensjahr, und demnach stand sein Vater, der ihn in seinem 70. Jahre gezeugt hatte, in seinem 145. Jahre, wie gesagt. Also ist Abraham nicht erst nach dem Tode seines Vaters, d. i. nach Ablauf der 205 Jahre, die sein Vater lebte, von dort ausgezogen; vielmehr ergibt sich, wenn wir von jener Stelle über seinen Auszug ausgehen, Band 16, S. 904mit aller Bestimmtheit, daß das Jahr, welches für Abraham das 75. war, für seinen Vater, der ihn im 70. Lebensjahr gezeugt hatte, das 145. war. Und sonach ist anzunehmen, daß die Schrift nach ihrer Gewohnheit wieder zurückgriff auf einen Zeitpunkt, über den die Erzählung bereits hinausgegangen war; wie sie vorher nach der Aufzählung der Nachkommen der Noesöhne gesagt hat, sie seien nach Sprachen und Völkern gesondert gewesen2, und hierauf, als ob dies auch, der Zeitenfolge nach später anzusetzen sei, erwähnt3: „Und die ganze Erde war eine Zunge, und eine Sprache redeten alle“. Wie hätten sie dann nach ihren Völkern und nach ihren Sprachen gesondert sein können, wenn sie alle eine Sprache redeten? Offenbar kehrt hier die Erzählung rückwärts greifend zu dem zurück, über was sie schon hinausgegangen war. So auch hier; nachdem berichtet ist: „Und die Tage Tharas in Charra waren 205 Jahre, da starb Thara in Charra“, kehrt die Schrift zurück zu dem, was sie übergangen hatte, um zunächst den bereits in Angriff genommenen Bericht über Thara zu Ende zu führen, und sagt: „Und es sprach der Herr zu Abram: Zieh' hinweg aus deinem Lande“ und so weiter. An diese Worte Gottes an Abram schließt sich dann an: „Und Abram zog hinweg, wie der Herr zu ihm gesprochen hatte, und mit ihm wanderte auch Loth aus. Abram aber war 75 Jahre alt, da er aus Charra hinwegzog“. Das geschah also zu der Zeit, als sein Vater 145 Jahre zählte; denn da war Abraham 75 Jahre alt. Doch ist diese Schwierigkeit auch noch auf andere Weise gelöst worden; man hat die 75 Jahre Abrahams bei seinem Wegzug von Charra von dem Zeitpunkt an berechnet, da er aus dem Feuer der Chaldäer gerettet wurde, nicht von dem seiner Geburt an, ausgehend von der Annahme, er sei eigentlich damals geboren worden4.

Band 16, S. 905Jedoch in der Apostelgeschichte sagt der heilige Stephanus, wo er sich auf diese Ereignisse bezieht5: „Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Charra weilte, und sprach zu ihm: Zieh' hinweg aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Hause deines Vaters, und begib dich in das Land, das ich dir zeigen werde“. Nach diesen Worten des Stephanus sprach Gott mit Abraham nicht nach dem Tode Tharas, der bekanntlich in Charra gestorben ist, wo mit ihm auch sein Sohn wohnte, sondern bevor Abraham in dieser Stadt wohnte, jedoch zu einer Zeit, da er schon in Mesopotamien war. Er hatte sonach bereits das Land der Chaldäer verlassen. Wenn also Stephanus beifügt: „Da ist Abraham hinweggezogen aus dem Lande der Chaldäer und wohnte in Charra“, so will er damit nicht « sagen », was nun auf die Aufforderung Gottes hin geschehen sei [Abraham ist ja auch nicht auf diese Worte Gottes aus dem Lande der Chaldäer hinweggezogen, da Stephanus sagt, Gott habe zu Abraham gesprochen, da er bereits in Mesopotamien war], sondern auf die ganze Zeit des Aufenthalts in Mesopotamien bezieht sich der Ausdruck: „Da“, im Sinne von „seitdem war er von den Chaldäern weggezogen und wohnte in Charra“. Und wenn nun weiter darauf folgt: „Und von da setzte er ihn fest nach seines Vaters Tod in diesem Land, in dem ihr nun wohnt und eure Väter“, so ist zu beachten, daß Stephanus nicht sagt: „Nach dem Tode seines Vaters zog er hinweg von Charra“, sondern: „Von da weg setzte er ihn hier fest nach dem Tode seines Vaters“. Die Sache ist also so zu verstehen: Gott sprach zu Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Charra wohnte; Abraham kam jedoch nach Charra mit seinem Vater und behielt vorerst den Befehl Gottes für sich; von da zog er hinweg in seinem 75. Jahre, im 145. seines Vaters. Seine Festsetzung aber im Lande Chanaan verlegt Stephanus deshalb in die Zeit nach dem Tode des Vaters, weil der Vater bereits gestorben war, als Abraham dort Grund kaufte6 und so nun erst zu Eigenbesitz Band 16, S. 906dort gelangte. Wenn aber Gott zu dem schon in Mesopotamien weilenden, also vom Lande der Chaldäer bereits ausgewanderten Abraham sprach: „Zieh' hinweg aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Hause deines Vaters“, so will dies besagen, nicht daß er sich körperlich von dort wegmachen solle, was er bereits getan hatte, sondern daß er sein Herz davon losreißen solle. Denn dem Herzen nach war er von dort nicht weggezogen, wenn er sich mit der Hoffnung und Sehnsucht nach Rückkehr trug, einer Hoffnung und Sehnsucht, die auf Gottes Geheiß und mit Gottes Hilfe durch seinen Gehorsam gänzlich beseitigt werden sollte. Im übrigen ist es nicht unwahrscheinlich, daß Abraham, als später Nachor seinem Vater folgte, nun dem Befehle Gottes nachkam und mit seinem Weibe Sara und seinem Brudersohn Loth von Charra hinwegzog.


  1. Gen. 12, 1 f ; 4. ↩

  2. Gen. 10, 31. ↩

  3. Ebd. 11, 1. ↩

  4. Hieronymus erwähnt diese Lösung, die auf jüdische Überlieferung zurückgeht, wonach Abraham von den Chaldäern wegen Weigerung das Feuer anzubeten ins Feuer geworfen, aber wunderbar daraus errettet worden wäre [Anmerkung der Mauriner, von ihnen übernommen aus dem Kommentar von Vives]. ↩

  5. Apg. 7, 2-4. ↩

  6. Vgl. Gen. 23, 4-18; und dazu untenXVI 32, letzter Absatz. ↩

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The City of God

Chapter 15.--Of the Time of the Migration of Abraham, When, According to the Commandment of God, He Went Out from Haran.

When, after the record of the death of Terah, the father of Abraham, we next read, "And the Lord said to Abram, Get thee out of thy country, and from thy kindred, and from thy father's house," 1 etc., it is not to be supposed, because this follows in the order of the narrative, that it also followed in the chronological order of events. For if it were so, there would be an insoluble difficulty. For after these words of God which were spoken to Abraham, the Scripture says: "And Abram departed, as the Lord had spoken unto him; and Lot went with him. Now Abraham was seventy-five years old when he departed out of Haran." 2 How can this be true if he departed from Haran after his father's death? For when Terah was seventy years old, as is intimated above, he begat Abraham; and if to this number we add the seventy-five years which Abraham reckoned when he went out of Haran, we get 145 years. Therefore that was the number of the years of Terah, when Abraham departed out of that city of Mesopotamia; for he had reached the seventy-fifth year of his life, and thus his father, who begat him in the seventieth year of his life, had reached, as was said, his 145th. Therefore he did not depart thence after his father's death, that is, after the 205 years his father lived; but the year of his departure from that place, seeing it was his seventy-fifth, is inferred beyond a doubt to have been the 145th of his father, who begat him in his seventieth year. And thus it is to be understood that the Scripture, according to its custom, has gone back to the time which had already been passed by the narrative; just as above, when it had mentioned the grandsons of Noah, it said that they were in their nations and tongues; and yet afterwards, as if this also had followed in order of time, it says, "And the whole earth was of one lip, and one speech for all." 3 How, then, could they be said to be in their own nations and according to their own tongues, if there was one for all; except because the narrative goes back to gather up what it had passed over? Here, too, in the same way, after saying, "And the days of Terah in Haran were 205 years, and Terah died in Haran," the Scripture, going back to what had been passed over in order to complete what had been begun about Terah, says, "And the Lord said to Abram, Get thee out of thy country," 4 etc. After which words of God it is added, "And Abram departed, as the Lord spake unto him; and Lot went with him. But Abram was seventy-five years old when he departed out of Haran." Therefore it was done when his father was in the 145th year of his age; for it was then the seventy-fifth of his own. But this question is also solved in another way, that the seventy-five years of Abraham when he departed out of Haran are reckoned from the year in which he was delivered from the fire of the Chaldeans, not from that of his birth, as if he was rather to be held as having been born then.

Now the blessed Stephen, in narrating these things in the Acts of the Apostles, says: "The God of glory appeared unto our father Abraham, when he was in Mesopotamia, before he dwelt in Charran, and said unto him, Get thee out of thy country, and from thy kindred, and from thy father's house, and come into the land which I will show thee." 5 According to these words of Stephen, God spoke to Abraham, not after the death of his father, who certainly died in Haran, where his son also dwelt with him, but before he dwelt in that city, although he was already in Mesopotamia. Therefore he had already departed from the Chaldeans. So that when Stephen adds, "Then Abraham went out of the land of the Chaldeans, and dwelt in Charran," 6 this does not point out what took place after God spoke to him (for it was not after these words of God that he went out of the land of the Chaldeans, since he says that God spoke to him in Mesopotamia), but the word "then" which he uses refers to that whole period from his going out of the land of the Chaldeans and dwelling in Haran. Likewise in what follows, "And thenceforth, when his father was dead, he settled him in this land, wherein ye now dwell, and your fathers," he does not say, after his father was dead he went out from Haran; but thenceforth he settled him here, after his father was dead. It is to be understood, therefore, that God had spoken to Abraham when he was in Mesopotamia, before he dwelt in Haran; but that he came to Haran with his father, keeping in mind the precept of God, and that he went out thence in his own seventy-fifth year, which was his father's 145th. But he says that his settlement in the land of Canaan, not his going forth from Haran, took place after his father's death; because his father was already dead when he purchased the land, and personally entered on possession of it. But when, on his having already settled in Mesopotamia, that is, already gone out of the land of the Chaldeans, God says, "Get thee out of thy country, and from thy kindred, and from thy father's house," 7 this means, not that he should cast out his body from thence, for he had already done that, but that he should tear away his soul. For he had not gone out from thence in mind, if he was held by the hope and desire of returning,--a hope and desire which was to be cut off by God's command and help, and by his own obedience. It would indeed be no incredible supposition that afterwards, when Nahor followed his father, Abraham then fulfilled the precept of the Lord, that he should depart out of Haran with Sarah his wife and Lot his brother's son.


  1. Gen. xii. 1. ↩

  2. Gen. xii. 4. ↩

  3. Gen. xi. 1. ↩

  4. Gen. xii. 1. ↩

  5. Acts vii. 2, 3. ↩

  6. Acts vii. 4. ↩

  7. Gen. xii. 1. ↩

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