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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

5. Die Lebensbeziehung zur Gemeinschaft, so erstrebenswert sie ist, erleidet nur zu oft bedenkliche Stöße.

Band 28, S. 1167Wenn Varro mit den Altakademikern sagt, der Weise setze sein Leben in Beziehung zur Gemeinschaft, so sind wir noch viel entschiedener dieser Ansicht. Denn wie käme dieser Gottesstaat, von dem wir hier nun schon das neunzehnte Buch unter den Händen haben, überhaupt zustande, wie könnte er sich entwickeln und zum Abschluß gelangen, wenn das Leben der Heiligen nicht ein Leben der Gemeinschaft wäre? Jedoch in der Mühsal dieses sterblichen Lebens wird die Menschheit in ihren Gemeinschaftsformen überflutet von Übeln, so zahlreich und schwer, daß man in der Aufzählung erlahmen, in der Abwägung sein Unvermögen eingestehen müßte. Die Philosophen, die das Gemeinschaftsleben so hoch preisen, dürften nur einem bei ihren Lustspieldichtern auftretenden Menschen ihr Ohr leihen, der da im Sinn und mit Beistimmung aller Menschen ausruft1:

„Nahm ein Weib. Welch Mißgeschick erlebt’ ich! Kinder kamen,
Neue Sorge.“

Denn das, was derselbe Terenz2 als Gebrechen in der Liebe anführt: „Kränkungen, Verdacht, Feindseligkeiten, Krieg, dann wieder Friede“, hat das nicht die menschlichen Beziehungen allüberall förmlich durchsetzt? Kommt dergleichen nicht in der Regel selbst auch bei dem ehrenwerten Verhältnis der Freundesliebe vor? Ist davon nicht allerwärts voll eine Welt, in der wir Kränkungen, Verdacht, Feindseligkeiten, Krieg als unentrinnbare Übel erfahren, den Frieden dagegen als ein leicht entrinnendes Gut, weil wir die Herzen derer, mit denen wir ihn halten wollen, nicht durchschauen, und wenn wir sie heute durchschauen könnten, doch nicht wüßten, wie sie morgen sind? Gewiß sollten wenigstens die, welche dem nämlichen Hause angehören, untereinander die freundschaftlichste Gesinnung pflegen und tun es auch in der Regel. Und gleichwohl ist niemand sicher von dieser Seite her; aus den versteckten Band 28, S. 1168Nachstellungen von Angehörigen der Familie sind oft schon die größten Übel entstanden, um so bitterer, je süßer der Friede war, den man für einen wirklichen hielt, da er doch nur voll Arglist erheuchelt war. Jedermann greifen darum die Worte des Tullius3 ans Herz und pressen ihm Seufzer ab: „Die verstecktesten Nachstellungen sind immer die, die sich unter erheuchelter Dienstfertigkeit oder unter irgendeiner Art naher Beziehung zu bergen wissen. Denn dem offenen Feind kann man mit einiger Vorsicht leicht ausweichen; dagegen jenes geheime, im Innern und im eigenen Hause schleichende Übel ist nicht nur tatsächlich vorhanden, sondern überfällt einen auch noch, ehe man sich dessen versieht und es auskundschaften kann.“ Darum vernimmt man auch mit großer Betrübnis des Herzens jenen göttlichen Ausspruch4: „Und des Menschen Feinde sind seine Hausgenossen“; denn mag einer auch stark genug sein, die Anschläge erheuchelter Freundschaft mit Gleichmut zu ertragen, und wachsam genug, sich vor ihnen durch Vorsicht und Umsicht zu hüten, so muß doch jeder, der selbst gut ist, durch die Bosheit solch treuloser Menschen, wenn er sie so grundschlecht erfindet, aufs peinlichste berührt werden, gleichviel, ob sie von jeher übelgesinnt waren und eine gute Gesinnung nur heuchelten, oder ob sie von guter Gesinnung zu solch schlechter übergegangen sind. Wenn also nicht einmal die Familie, überall bei den Menschen die Zufluchtsstätte in den sie bedrängenden Nöten, Sicherheit bietet, wie erst die Stadt, deren Gerichtsplatz, je größer sie ist, um so lauter widerhallt von bürgerlichen und Strafhändeln; stürmisch geht es da immer zu, selbst wenn die oft auch noch blutigen Aufstände und Bürgerkriege, vor deren Ausbruch die Städte niemals sicher sind, zeitweilig ruhen.


  1. Terentius, Adelphoe 5, 4, 13 f. ↩

  2. Eun. 1, 1, 14 f. ↩

  3. Cicero, Verr. act. 2, 1, 15. ↩

  4. Matth. 10, 36 ↩

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De civitate Dei (CCSL)

Caput V: De sociali uita, quae, cum maxime expetenda sit, multis offensionibus saepe subuertitur.

Quod autem socialem uitam uolunt esse sapientis, nos multo amplius adprobamus. nam unde ista dei ciuitas, de qua huius operis ecce iam undeuicensimum librum uersamus in manibus, uel inchoaretur exortu uel progrederetur excursu uel adprehenderet debitos fines, si non esset socialis uita sanctorum? sed in huius mortalitatis aerumna quot et quantis abundet malis humana societas, quis enumerare ualeat? quis aestimare sufficiat? audiant apud comicos suos hominem cum sensu atque consensu omnium hominum dicere: duxi uxorem; quam ibi miseriam uidi. nati filii, alia cura. quid itidem illa, quae in amore uitia commemorat idem Terentius, iniuriae suspiciones, inimicitiae bellum, pax rursum, nonne res humanas ubique inpleuerunt? nonne et in amicorum honestis amoribus plerumque contingunt? nonne his usquequaque plenae sunt res humanae, ubi iniurias suspiciones, inimicitias bellum mala certa sentimus; pacem uero incertum bonum, quoniam corda eorum, cum quibus eam tenere uolumus, ignoramus, et si hodie nosse possemus, qualia cras futura essent utique nesciremus. qui porro inter se amiciores solent esse uel debent, quam qui una etiam continentur domo? et tamen quis inde securus est, cum tanta saepe mala ex eorum occultis insidiis exstiterint, tanto amariora, quanto pax dulcior fuit, quae uera putata est, cum astutissime fingeretur? propter quod omnium pectora sic adtingit, ut cogat in gemitum, quod ait Tullius: nullae sunt occultiores insidiae quam hae, quae latent in simulatione officii aut in aliquo necessitudinis nomine. nam eum, qui palam est aduersarius, facile cauendo uitare possis; hoc uero occultum intestinum ac domesticum malum non solum exsistit, uerum etiam obprimit, antequam prospicere atque explorare potueris. propter quod etiam diuina uox illa: et inimici hominis domestici eius cum magno dolore cordis auditur, quia, etsi quisque tam fortis sit, ut aequo animo perferat uel tam uigilans, ut prouido consilio caueat, quae aduersus eum molitur amicitia simulata, eorum tamen hominum perfidorum malo, cum eos esse pessimos experitur, si ipse bonus est, grauiter excrucietur necesse est, siue semper mali fuerint et se bonos finxerint, siue in istam malitiam ex bonitate mutati sint. si ergo domus, commune perfugium in his malis humani generis, tuta non est, quid ciuitas, quae quanto maior est, tanto forum eius litibus et ciuilibus et criminalibus plenius, etiamsi quiescant non solum turbulentae, uerum saepius et cruentae seditiones ac bella ciuilia, a quorum euentis sunt aliquando liberae ciuitates, a periculis numquam?

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The City of God Compare
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