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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
4. Buch

20. Virtus and Fides ehrten die Heiden durch Tempel und Opfer, während sie andere Götter, die man ebenso gut hätte verehren müssen, wenn man jenen mit Recht göttlichen Charakter zugeschrieben hätte, mit keiner solchen Auszeichnung bedachten.

Auch die Tugend hat man zur Göttin gemacht; wäre sie eine solche, so hätte man sie freilich vielen Göttern vorziehen sollen. Da sie aber nun eben keine Göttin ist, sondern ein Geschenk Gottes, so soll sie auch von dem erbeten werden, der allein sie verleihen kann, und der ganze Schwarm der falschen Götter wird verschwinden. Aber warum hielt man auch die Fides für eine Göttin und weihte ihr Tempel und Altar? Wer sie richtig erfaßt, macht doch vielmehr sich selbst zu ihrer Wohnstätte. Aber freilich, woher sollten sie wissen, was der Glaube [fides]ist, dessen erste und oberste Forderung dahin geht, an den wahren Gott zu glauben? Übrigens warum hätte Virtus nicht auch genügen sollen? Ist in ihr Fides nicht schon eingeschlossen? Sie haben ja wahrgenommen, daß die Tugend in vier Arten einzuteilen sei, die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Starkmut und die Mäßigung; und da jede dieser Arten wieder ihre Unterarten hat, so gehört der Glaube zu den Unterarten der Tugend der Gerechtigkeit und man räumt ihm bei uns die erste Stelle unter diesen ein, eingedenk der Bedeutung des Wortes1: „Der Gerechte lebt aus dem Glauben“. Aber von unsern Gegnern, die doch an Götter nie genug auftreiben konnten, nimmt es mich wunder, daß sie, wenn der Glaube eine Göttin ist, so vielen anderen Göttinnen, denen sie gerade so gut Tempel und Altäre hätten errichten können, Unrecht getan haben, indem sie sie einfach übergingen. Was hat die Mäßigung verschuldet, Band 1, S. 213daß sie keine Göttin ist, da doch durch sie gar manche Sterne der Römerwelt nicht geringen Glanz erlangt haben? Warum ist nicht wenigstens die Starkmut eine Göttin, die dem Mucius beistand, als er die Rechte in die Flammen streckte, dem Curtius, als er sich für das Vaterland in den Erdschlund stürzte, den Deciern, Vater und Sohn, als sie sich für das Heer aufopferten? wofern all diesen die wahre Starkmut eigen war, was hier nicht zu untersuchen ist. Warum ward die Klugheit, warum die Weisheit keiner Götterstätten würdig erachtet? Etwa deshalb, weil unter dem allgemeinen Begriff Tugend alle verehrt werden? Gut, dann könnte man auch einen einzigen Gott verehren, als dessen Teile die übrigen Götter gelten. Allein in der Tugend im allgemeinen ist auch der Glaube und ist die Keuschheit eingeschlossen und doch erhielten diese gesondert in eigenen Tempeln Altäre.


  1. Röm. 1, 17. ↩

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