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Reply to Faustus the Manichaean
52.
Supposing that the two free wives point to the New Testament, by which we are called to liberty, what is the meaning of there being two? Perhaps because in Scripture, as the attentive reader will find, we are said to have two lives in the body of Christ,--one temporal, in which we suffer pain, and one eternal, in which we shall behold the blessedness of God. We see the one in the Lord's passion, and the other in His resurrection. The names of the women point to this meaning: It is said that Leah means Suffering, and Rachel the First Principle made visible, or the Word which makes the First Principle visible. The action, then, of our mortal human life, in which we live by faith, doing many painful tasks without knowing what benefit may result from them to those in whom we are interested, is Leah, Jacob's first wife. And thus she is said to have had weak eyes. For the purposes of mortals are timid, and our plans uncertain. Again, the hope of the eternal contemplation of God, accompanied with a sure and delightful perception of truth, is Rachel. And on this account she is described as fair and well-formed. This is the beloved of every pious student, and for this he serves the grace of God, by which our sins, though like scarlet, are made white as snow. 1 For Laban means making white; and we read that Jacob served Laban for Rachel. 2 No man turns to serve righteousness, in subjection to the grace of forgiveness, but that he may live in peace in the Word which makes visible the First Principle, or God; that is, he serves for Rachel, not for Leah. For what a man loves in the works of righteousness is not the toil of doing and suffering. No one desires this life for its own sake; as Jacob desired not Leah, who yet was brought to him, and became his wife, and the mother of children. Though she could not be loved of herself, the Lord made her be borne with as a step to Rachel; and then she came to be approved of on account of her children. Thus every useful servant of God, brought into His grace by which his sins are made white, has in his mind, and heart, and affection, when he thus turns to God, nothing but the knowledge of wisdom. This we often expect to attain as a reward for practising the seven precepts of the law which concern the love of our neighbor, that we injure no one: namely, Honor thy father and mother; Thou shall not commit adultery; Thou shall not kill; Thou shalt not steal; Thou shall not bear false witness; Thou shalt not desire thy neighbor's wife; Thou shall not covet thy neighbor's property. When a man has obeyed these to the best of his ability, and, instead of the bright joys of truth which he desired and hoped for, finds in the darkness of the manifold trials of this world that he is bound to painful endurance, or has embraced Leah instead of Rachel, if there is perseverance in his love, he bears with the one in order to attain the other; and as if it were said to him, Serve seven other years for Rachel, he hears seven new commands,--to be poor in spirit, to be meek, to be a mourner, to hunger and thirst after righteousness, to be merciful, pure, and a peacemaker. 3 A man would desire, if it were possible, to obtain at once the joys of lovely and perfect wisdom, without the endurance of toil in action and suffering; but this is impossible in mortal life. This seems to be meant, when it is said to Jacob: "It is not the custom in our country to marry the younger before the elder." 4 The elder may very well mean the first in order of time. So, in the discipline of man, the toil of doing the work of righteousness precedes the delight of understanding the truth.
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Gegen Faustus
52.
Denn obwohl, wie ich meine, die zwei Frauen Jakobs, die dem freien Stand angehören, auf das Neue Testament hinweisen, durch das wir zur Freiheit berufen wurden, ist auch ihre Zweizahl nicht ohne Grund: vielleicht liegt er darin, - ein Gedanke, den wir in den Schriften verschiedentlich entdecken und ausgeführt finden – dass uns damit unsere zwei Leben im Leib Christi nahegebracht werden, einerseits das zeitliche Leben, in dem wir mühselig tätig sind, anderseits das ewige Leben, in dem wir uns an der Schau Gottes erfreuen werden (? Cf. civ. 7,31). Jenes Leben hat uns der Herr mit seinem Leiden, dieses mit seiner Auferstehung vor Augen geführt. Auch die Namen jener Frauen legen uns diese Deutung nahe. Man sagt ja, dass Lea mit jemand, der sich abmüht, Rachel mit Schau des Ursprungs oder Wort, durch das der Ursprung sichtbar wird übersetzt werden kann. Für das Tätigsein in diesem irdischen und vergänglichen Leben, in dem wir aus dem Glauben heraus leben und deshalb manch mühseliges Werk verrichten, ohne zu wissen, wieweit es denen zum Nutzen gereichen wird, für die wir es tun, dafür also steht Lia, die erste Frau Jakobs. Deshalb wird ja auch erwähnt (cf. Gen. 29,17), dass ihre Augen geschwächt waren, denn furchtsam sind die Gedanken der Sterblichen und hinfällig sind unsere Erwägungen (sap. 9,14). Für die erhoffte ewige Anschauung Gottes, die verbunden ist mit einem untrüglichen und freudvollen Erkennen der Wahrheit, dafür steht Rachel. Deshalb heisst es ja auch von ihr (cf. Gen. 27,17), dass sie von prächtiger Gestalt und schönem Aussehen war. Denn diese Anschauung ist die Sehnsucht eines jeden, der ehrfurchtsvoll (nach der Wahrheit) sucht, ihretwegen unterwirft er sich der Gnade Gottes, durch die unsere Sünden, und seien sie rot wie Scharlach, weiss werden wie Schnee (cf. Is. 1,18). Laban lässt sich nämlich mit Weissmachen übersetzen. Ihm aber diente Jakob um der Rachel willen (cf. Gen. 29,18. 30). Denn ein jeder, der unter der Gnade der Sündenvergebung sich bekehrt, um der Gerechtigkeit zu dienen, tut es ja mit dem Ziel, in Ruhe im Wort zu leben, aus dem der Ursprung, nämlich Gott, sichtbar wird; also tat Jakob den Dienst um der Rahel, nicht der Lea willen. Wer hätte denn je bei den Werken der Gerechtigkeit die Mühsal des Tätigseins und der Leiden geliebt? Wer hätte je dieses Leben um seiner selbst willen angestrebt? Und genauso war es bei Jakob und Lea! Als sie ihm aber nachts anstelle Rahels gebracht wurde, wohnte er ihr dennoch bei (cf. Gen. 29,23), um mit ihr Nachkommen zu zeugen, und lernte dabei ihre Fruchtbarkeit kennen. Da sie nämlich um ihrer selbst willen nicht liebenswert war, machte sie ihm der Herr zum einen dadurch erträglich, dass der Weg zu Rachel nur über sie führte, zum andern empfahl er sie durch die Aussicht auf eine reiche Nachkommenschaft. Genauso verhält es sich bei jedem wahren Diener Gottes, dem die Gnade zuteil wurde, von seinen Sünden weissgewaschen zu werden: welches andere Ziel hat er bei seiner Umkehr vor Augen gehabt als die Kenntnis der Weisheit, was anderes hat er auf dem Herzen getragen, zu was anderem fühlte er sich hingezogen? Nun glauben die meisten Menschen, sie würden unmittelbar zu dieser Kenntnis gelangen und sie in Besitz nehmen können, sobald sie nur jene sieben Gebote des Gesetzes einhielten, die sich auf die Liebe zum Nächsten beziehen, und die verbieten, irgendeinem Menschen Schaden zuzufügen, nämlich (cf. Ex. 20,12 ff.): Ehre deinen Vater und deine Mutter (12), du sollst nicht die Ehe brechen (14), du sollst nicht morden (13), du sollst nicht stehlen (15), du sollst kein falsches Zeugnis abgeben (16), du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, du sollst nicht nach dem Gut deines Nächsten verlangen (17). Wenn sich dann aber bei einem Menschen, nachdem er diese Gebote, so gut es ging, befolgt hat, anstelle des ersehnten und erhofften lustvollen Genusses jener Erkenntnis in einer bunten Reihe von Versuchungen, welche gleichsam die Nacht dieser Welt darstellen, die Erfahrung schwer zu ertragender Mühsal einstellt – als ob anstelle der Rachel wider Erwarten Lea zu ihm geführt worden wäre -, nimmt er, falls seine Liebe hartnäckig ist, auch diese Mühsal auf sich, um zu jener Erkenntnis zu gelangen, und er unterwirft sich sieben weiteren Geboten (cf. Mt. 5,3 ff.) – als ob ihm gesagt würde (cf. Gen. 29,27): Leiste sieben weitere Jahre Dienst für Rahel! –, arm zu sein im Geist, sanftmütig, trauernd, hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit, barmherzig, reinen Herzens, friedfertig. Sicherlich möchte der Mensch, wenn das möglich wäre, ohne jegliche Erfahrung von Mühsal, die beim Tätigsein und beim Leiden zu gewärtigen ist, unmittelbar zu den Freuden der herrlichen und vollkommenen Weisheit hingelangen, das ist ihm aber im Land der Sterblichen versagt. Dies nämlich scheint das Wort zu bedeuten, das an Jakob gerichtet wurde (gen. 29,26): Es ist hierzulande nicht üblich, dass die Jüngere vor der Älteren heiratet. Es ist ja nicht unpassend, jene Sache als älter zu bezeichnen, die zeitlich vorangeht. Vorangehen muss aber bei einer richtigen Erziehung des Menschen die Anstrengung, das Gerechte zu tun, nicht die Lust, das Wahre zu erkennen.