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De Trinitate
VIII.
[VIII 11] Nunc vero ad eam iam pervenimus disputationem ubi principale mentis humanae quo novit deum vel potest nosse considerandum suscepimus ut in eo reperiamus imaginem dei. Quamvis enim mens humana non sit eius naturae cuius est deus, imago tamen naturae illius qua natura melior nulla est ibi quaerenda et invenienda est in nobis quo etiam natura nostra nihil habet melius. Sed prius mens in se ipsa consideranda est antequam sit particeps dei et in ea reperienda est imago eius. Diximus enim eam etsi amissa dei participatione obsoletam atque deformem dei tamen imaginem permanere. Eo quippe ipso imago eius est quo eius capax est eiusque esse particeps potest, quod tam magnum bonum nisi per hoc quod imago eius est non potest.
Ecce ergo mens meminit sui, intellegit se, diligit se. Hoc si cernimus, cernimus trinitatem, nondum quidem deum sed iam imaginem dei. Non forinsecus accepit memoria quod teneret, nec foris invenit quod aspiceret intellectus sicut corporis oculus, nec ista duo velut formam corporis et eam quae inde facta est in acie contuentis voluntas foris iunxit. Nec imaginem rei quae foris visa est quodam modo raptam et in memoria reconditam cogitatio cum ad eam converteretur invenit, et inde informatus est recordantis obtutus iungente utrumque tertia voluntate, sicut in eis ostendebamus trinitatibus fieri quae in rebus corporalibus reperiebantur vel ex corporibus per sensum corporis introrsus quodam modo trahebantur, de quibus omnibus in libro undecimo disseruimus. Nec sicut fiebat vel apparebat quando de illa scientia disserebamus iam in hominis interioris opibus constituta, quae distinguenda fuit a sapientia, unde quae sciuntur velut adventicia sunt in animo, sive cognitione historica inlata ut sunt facta et dicta quae tempore peraguntur et transeunt vel in natura rerum suis locis et regionibus constituta sunt, sive in ipso homine quae non erant oriuntur aut aliis docentibus aut cogitationibus propriis sicut fides quam plurimum in libro tertio decimo commendavimus, sicut virtutes quibus si verae sunt in hac mortalitate ideo bene vivitur ut beate in illa quae divinitus promittitur immortalitate vivatur.
Haec atque huiusmodi habent in tempore ordinem suum, in quo nobis trinitas memoriae, visionis et amoris facilius apparebat. Nam quaedam eorum praeveniunt cognitionem discentium; sunt enim cognoscibilia et antequam cognoscantur suique cognitionem in discentibus gignant. Sunt autem vel in locis suis vel quae a tempore praeterierunt, quamvis quae praeterierunt non ipsa sint sed eorum quaedam signa praeteritorum quibus visis vel auditis cognoscantur fuisse atque transisse. Quae signa vel in locis sita sunt sicut monumenta mortuorum et quaecumque similia, vel in litteris fide dignis sicut est omnis gravis et approbandae auctoritatis historia, vel in animis eorum qui ea iam noverunt (eis quippe iam nota, et aliis utique sunt noscibilia quorum scientiam praevenerunt et qui ea nosse illis quibus nota sunt docentibus possunt). Quae omnia et quando discuntur quandam faciunt trinitatem specie sua quae noscibilis fuit etiam antequam nosceretur eique adiuncta cognitione discentis quae tunc esse incipit quando discitur ac tertia voluntate quae utrumque coniungit. Et cum cognita fuerint, alia trinitas dum recoluntur fit iam interius in ipso animo ex his imaginibus quae cum discerentur sunt impressae in memoria et informatione cogitationis ad ea converso recordantis aspectu et ex voluntate quae tertia duo ista coniungit.
Et vero quae oriuntur in animo ubi non fuerunt sicut fides et cetera huiusmodi, etsi adventicia videntur cum doctrina inseruntur, non tamen foris posita vel foris peracta sunt sicut illa quae creduntur, sed intus omnino in ipso animo esse coeperunt. Fides enim non est quod creditur, sed qua creditur, et illud creditur, illa conspicitur. Tamen quia esse coepit in animo qui iam erat animus antequam in illo ista esse coepisset, adventicium quiddam videtur et in praeteritis habebitur quando succedente specie iam esse destiterit, aliamque nunc trinitatem facit per suam praesentiam, retenta, conspecta, dilecta; aliam tunc faciet per quoddam sui vestigium quod in memoria praeteriens dereliquerit sicut iam supra dictum est.
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
8. Kapitel. Die Dreiheit, die ein Bild der göttlichen Dreieinigkeit ist, ist im Hauptteil des menschlichen Geistes zu suchen.
11. Jetzt sind wir aber bei unseren Erörterungen schon da angelangt, wo wir die Überlegungen über den Hauptteil des menschlichen Geistes, mit dem man Gott erkennt oder erkennen kann, in Angriff nehmen, um in ihm ein Bild Gottes zu finden. Wenngleich nämlich der menschliche Geist nicht von derselben Natur ist wie Gott, so ist doch das Bild jener Natur, die besser ist als jede andere, dort in uns zu suchen und zu finden, wo auch das Beste ist, das unsere Natur hat. Zuvörderst aber ist der Geist in seinem eigenen Bestände, bevor er Gottes teilhaftig ist, zu betrachten, und so in ihm Gottes Bild zu entdecken. Wir sagten ja schon, daß er auch nach dem Verluste der Teilnahme an Gott ein zwar abgebrauchtes und entstelltes, aber eben doch ein Bild Gottes bleibt.1 Eben dadurch ist er ja Bild Gottes, daß er aufnahmefähig ist für Gott und seiner teilhaftig werden kann. Ein so großes Gut kann er nur dadurch, daß er sein Bild ist, verwirklichen. Siehe nun, der Geist erinnert sich seiner, sieht sich ein, liebt sich. Wenn wir das schauen, schauen wir eine Dreiheit, noch nicht zwar Gott, aber doch schon Gottes Bild. Nicht draußen empfing das Gedächtnis, was es festhalten kann, nicht draußen fand die Einsicht, was sie anblicken kann, wie das Auge des Leibes; nicht einte diese beiden der Wille draußen wie die Form des Körpers und die in der Sehkraft des Schauenden hiervon gebildete Form; nicht hat das Denken das Bild des Gegenstandes, der draußen S. 224 gesehen wurde, gewissermaßen erbeutet und im Gedächtais geborgen und nun, als es sich ihm zuwandte, wieder gefunden, so daß das Auge des sich Erinnernden hiervon geformt wurde, indem der Wille als drittes beide einte. Wir zeigten, daß es so bei jenen Dreiheiten geht, die sich in den körperlichen Dingen fanden oder von den Körpern her durch den Leibessinn gleichsam nach innen geschleppt wurden — über all dies haben wir im elften Buche gehandelt.2 Es ist auch nicht so, wie es sich begab oder zu sein schien, als wir jene schon in den Werken des inneren Menschen sich vollziehende Wissenschaft besprachen, die von der Weisheit zu unterscheiden ist — was man durch die Wissenschaft erkennt, ist wie ein Ankömmling in der Seele, mag es in geschichtlicher Erkenntnis dort eingetreten sein, wie Geschehnisse und Worte, die sich in der Zeit ereignen und vorübergehen, oder wie Dinge, die in der Natur an ihrem Orte und in ihrem Räume stehen, mag im Menschen selbst, was nicht war, entstehen, entweder auf Belehrung durch andere hin oder durch eigenes Nachdenken wie der Glaube, auf den wir ganz eingehend im dreizehnten Buche3 hinwiesen, oder wie die Tugenden, durch die man, wenn sie echt sind, in dieser Sterblichkeit deshalb gut lebt, damit man in jener Unsterblichkeit, die von Gott verheißen ist, selig lebt. Dies und Derartiges hat in der Zeit seinen ordnungsgemäßen Verlauf, und darin ergab sich uns leichter die Dreiheit von Gedächtnis, Schau und Liebe. Manches hiervon geht nämlich der Erkenntnis der Lernenden voraus. Es gibt ja Dinge, die erkennbar sind, auch bevor man sie erkennt, und die ihre Erkenntnis im Lernenden erzeugen. Es sind Dinge, die entweder an einem bestimmten Orte sind oder in der Zeit vergingen — was freilich vergangen ist, besteht nicht mehr in seinem eigenen Sein weiter, sondern in gewissen Zeichen des Vergangenen, die man schaut und hört und durch die man so erkennt, S. 225 was war und vorüberging. Diese Zeichen finden sich entweder an bestimmten Orten, wie die Grabmäler der Toten oder Ähnliches, oder in glaubwürdigen Schriften, wie sie jede ernsthafte und durch das Gewicht ihrer Stimme Zustimmung heischende Geschichtschreibung darstellt, oder in den Herzen jener, die das Vergangene noch kennen. Was nämlich einmal jemandem bekannt ist, das ist sicherlich auch anderen erkennbar — es hat schon vor ihrem wissenschaftlichen Erkennen Bestand gehabt und kann von ihnen durch die Belehrung derer, denen es bekannt ist, erfahren werden. All dies verwirklicht, wenn es gelehrt wird, eine Art Dreiheit, durch seine Gestalt nämlich, die erkennbar war, auch bevor sie erkannt wurde, ferner durch die zu ihr hinzukommende Erkenntnis des Lernenden, die dann zu sein beginnt, wenn man lernt, und durch den Willen als dritte Wirklichkeit, die beides eint. Wenn diese Dinge einmal erkannt werden, dann entsteht, da man sich an sie erinnert, eine andere Dreiheit schon weiter drinnen in der Seele, bestehend aus jenen Bildern, die sich, als man lernte, dem Gedächtnis einprägten, ferner aus der Formung des Denkens, da sich der Blick des sich Erinnernden dem Gedächtnisinhalt zuwendet, und dem Willen, der als drittes die beiden eint. Das aber, was in der Seele, wo es nicht war, entsteht, wie der Glaube und sonstiges Derartiges, erscheint auch wie ein Ankömmling, da es durch Belehrung eingepflanzt wird; aber es ist doch nicht draußen gewesen oder draußen vollzogen worden wie das, was man glaubt, sondern ganz und gar drinnen in der Seele beginnt es zu sein. Der Glaube ist hier nicht der Inhalt, der geglaubt wird, sondern der Vorgang, in dem geglaubt wird; der Inhalt ist Gegenstand des Glaubens; der Vorgang ist das, was man sieht. Weil der Glaube jedoch in der Seele zu sein beginnt, die schon Seele war, bevor jene Vorgänge in ihr zu sein begannen, scheint er etwas Ankömmlinghaftes zu sein. Er wird einmal zum S. 226 Vergangenen gerechnet werden, weil er, wenn die Schau der unverbauten Gestalt eintritt, zu sein aufhören wird; so verwirklicht er jetzt eine andere Dreiheit durch seine Gegenwart, indem er gedächtnismäßig behalten, geschaut und geliebt wird; eine andere wird er dann durch eine Art Spur von sich verwirklichen, die er im Vorübergehen im Gedächtnis zurückläßt, wie oben schon gesagt wurde.4