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De Trinitate
IV.
[IV] Sed hoc quia nondum est (oportet enim nos in hac peregrinatione prius mortaliter exerceri et per vires mansuetudinis et patientiae in flagellis erudiri), illam ipsam supernam atque caelestem unde peregrinamur patriam cogitemus. Illic enim dei voluntas qui facti angelos suos spiritus et ministros suos ignem ardentem, in spiritibus summa pace atque amicitia copulatis et in unam voluntatem quodam spiritali caritatis igne conflatis tamquam in excelsa et sancta et secreta sede praesidens velut in domo sua et in templo suo. Inde se quibusdam ordinatissimis creaturae motibus primo spiritalibus deinde corporalibus per cuncta diffundit et utitur omnibus ad incommutabile arbitrium sententiae suae, sive incorporeis sive corporeis rebus, sive rationalibus sive irrationalibus spiritibus, sive bonis per eius gratiam sive malis per propriam voluntatem.
Sed quemadmodum corpora crassiora et inferiora per subtiliora et potentiora quodam ordine reguntur, ita omnia corpora per spiritum vitae, et spiritus vitae irrationalis per spiritum vitae rationalem, et spiritus vitae rationalis desertor atque peccator per spiritum vitae rationalem pium et iustum, et ille per ipsum deum, ac sic universa creatura per creatorem suum ex quo et per quem et in quo etiam condita atque instituta est: ac per hoc voluntas dei est prima et summa causa omnium corporalium specierum atque motionum. Nihil enim fit visibiliter et sensibiliter quod non de interiore invisibili atque intellegibili aula summi imperatoris aut iubeatur aut permittatur secundum ineffabilem iustitiam praemiorum atque poenarum, gratiarum et retributionum, in ista totius creaturae amplissima quadam immensaque re publica.
[10] Si ergo apostolus Paulus quamvis adhuc portaret sarcinam corporis quod corrumpitur et aggravat animam, quamvis adhuc ex parte atque in aenigmate videret, optans dissolvi et esse cum Christo et in semet ipso ingemiscens, adoptionem exspectans redemptionem corporis sui, potuit tamen significando praedicare dominum Iesum Christum, aliter per linguam suam, aliter per epistulam, aliter per sacramentum corporis et sanguinis eius; nec linguam quippe eius nec membranas et atramentum nec significantes sonos lingua editos nec signa litterarum conscripta pelliculis corpus Christi et sanguinem dicimus, sed illud tantum quod ex fructibus terrae acceptum et prece mystica consecratum rite sumimus ad salutem spiritalem in memoriam pro nobis dominicae passionis, quod cum per manus hominum ad illam visibilem speciem perducatur non sanctificatur ut sit tam magnum sacramentum nisi operante invisibiliter spiritu dei, cum haec omnia quae per corporales motus in illo opere fiunt deus operetur movens primitus invisibilia ministrorum sive animas hominum sive occultorum spirituum sibi subditas servitutes; quid mirum si etiam in creatura caeli et terrae, maris et aeris, facit deus quae vult sensibilia atque visibilia ad se ipsum in eis sicut oportere ipse novit significandum et demonstrandum, non ipsa sua qua est apparente substantia quae omnino incommutabilis est omnibusque spiritibus quos creavit interius secretiusque sublimior?
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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
4. Kapitel. Gott gebraucht die Geschöpfe nach seinem freien Belieben.
9. Was wir also von dem einen Weisen, der freilich noch einen sterblichen Leib trägt und erst stückweise erkennt,1 beispielshalber angenommen haben, das können wir auch von einem Hause, in dem eine Gemeinschaft solcher weiser Leute besteht, oder von einer Stadt oder auch von dem ganzen Erdkreis annehmen, vorausgesetzt, daß die Herrschaft und die Leitung der menschlichen Angelegenheiten in den Händen der Weisen und der unverbrüchlich und vollkommen Gott gehorsamen Männer liegt. Weil es jedoch diesen Zustand S. 111 noch nicht gibt — wir müssen ja auf unserer Pilgerschaft zuerst in diesem sterblichen Leibe geübt und durch Geißeln in den Kräften der Sanftmut und Geduld unterwiesen werden —, so wollen wir an die höhere, himmlische Heimat denken, von der uns die Ferne unserer Pilgerschaft trennt. Denn dort regiert der Wille Gottes, der „zu seinen Engeln wehenden Geist und zu seinen Dienern lohendes Feuer macht“,2 unter den durch tiefsten Frieden und innigste Freundschaft miteinander verbundenen, durch die geistige Flamme der Liebe zu einem Willen verschmolzenen Geistern wie auf einem erhabenen, heiligen, geheimnisvollen Throne, wie in seinem Hause und seinem Tempel, verströmt sich von hier aus durch genau geordnete Bewegungen der Geschöpfe, zuvörderst durch geistige, dann aber auch durch stoffliche über alles hin und gebraucht alle Dinge nach dem unwandelbaren Wohlgefallen seines Ratschlusses, die körperlosen sowohl wie die stofflichen, die vernunftbegabten wie die vernunftlosen Geister, die guten und die schlechten, die ersteren durch seine Gnade, die letzteren durch ihren eigenen freien Willen bewegend. Wie jedoch die gröberen und niedrigeren Körper durch die feineren und mächtigeren in einer bestimmten Ordnung gelenkt werden, so werden alle Körper durch den Lebensgeist gelenkt, der vernunftlose Lebensgeist durch den vernunftbegabten Lebensgeist, der sündige und fahnenflüchtige vernunftbegabte Lebensgeist durch den treuen und gerechten vernunftbegabten Lebensgeist, dieser aber durch Gott selbst. So wird die gesamte Schöpfung durch ihren Schöpfer gelenkt, aus dem, durch den und in dem sie auch geschaffen und eingerichtet wurde.3 So ist der Wille Gottes die erste und höchste Ursache aller Gestalten und Bewegungen des körperlichen Seins. Denn nichts geschieht im Bereiche des Sichtbaren und Sinnfälligen, für das nicht aus dem inneren unsichtbaren, geistigen Hof des höchsten Gebieters gemäß dem S. 112 unaussprechlichen, in dem ungeheuer weiten, unermeßlichen Reich der Gesamtschöpfung herrschenden gerechten Gesetz seiner Belohnungen und Strafen, seiner Gnaden und Vergeltungen Geheiß oder Erlaubnis kommt.
10. Wenn also der Apostel Paulus, obgleich er noch die Last des Leibes trug, der vergeht und den Geist bedrückt,4 obgleich er erst noch stückweise und in Rätselbildern sah,5 obgleich er aufgelöst und bei Christus zu sein wünschte,6 obgleich er bei sich seufzte und auf die Kindschaft harrte, auf die Erlösung seines Leibes,7 wenn er trotzdem durch sinnlich wahrnehmbare Zeichen die Botschaft von dem Herrn Jesus Christus verkündigen konnte, anders durch seine Predigt, anders durch einen Brief, anders durch das Geheimnis seines Leibes und Blutes — Leib und Blut Christi nennen wir ja nicht ein Wort oder ein Pergament oder Tinte oder die sinnvollen, ausgesprochenen Klanglaute, nicht auf Felle geschriebene Buchstaben, sondern nur jene Wirklichkeit, die aus den Früchten der Erde genommen, durch geheimnisvolles Gebet geheiligt, von uns nach heiligem Brauch zum geistlichen Heile im Gedächtnis an das für uns ertragene Leiden des Herrn genossen wird; da ihre sichtbare Erscheinung durch Menschenhände geschaffen wird, kann sie nicht geheiligt werden, auf daß sie ein so großes Sakrament werde, es sei denn durch die unsichtbare Wirksamkeit des Heiligen Geistes, weil ja alles, was in diesem Werke durch körperliche Bewegungen geschieht, Gott wirkt, indem er zuerst die unsichtbaren Kräfte seiner Diener in Bewegung setzt, sei es die Seelen der Menschen, sei es die ihm unterworfenen Dienste verborgener Geister — wenn also Paulus das konnte, was nimmt es da wunder, wenn Gott auch in der Schöpfung, im Himmel und auf Erden, im Meere und in der Luft nach freiem Belieben sinnfällige und sichtbare Gebilde schafft, um seine Gegenwart in ihr, sowie er es für passend erkennt, kundzutun S. 113 und aufzuweisen, ohne daß dabei freilich seine sein Sein begründende Substanz sichtbar wird, die vollkommen und unwandelbar ist und über alle geschaffenen Geister durch ihr innerliches und geheimnisvolles Sein erhaben ist?