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Works Augustine of Hippo (354-430) De Trinitate

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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit

4. Kapitel. Gott gebraucht die Geschöpfe nach seinem freien Belieben.

9. Was wir also von dem einen Weisen, der freilich noch einen sterblichen Leib trägt und erst stückweise erkennt,1 beispielshalber angenommen haben, das können wir auch von einem Hause, in dem eine Gemeinschaft solcher weiser Leute besteht, oder von einer Stadt oder auch von dem ganzen Erdkreis annehmen, vorausgesetzt, daß die Herrschaft und die Leitung der menschlichen Angelegenheiten in den Händen der Weisen und der unverbrüchlich und vollkommen Gott gehorsamen Männer liegt. Weil es jedoch diesen Zustand S. 111 noch nicht gibt — wir müssen ja auf unserer Pilgerschaft zuerst in diesem sterblichen Leibe geübt und durch Geißeln in den Kräften der Sanftmut und Geduld unterwiesen werden —, so wollen wir an die höhere, himmlische Heimat denken, von der uns die Ferne unserer Pilgerschaft trennt. Denn dort regiert der Wille Gottes, der „zu seinen Engeln wehenden Geist und zu seinen Dienern lohendes Feuer macht“,2 unter den durch tiefsten Frieden und innigste Freundschaft miteinander verbundenen, durch die geistige Flamme der Liebe zu einem Willen verschmolzenen Geistern wie auf einem erhabenen, heiligen, geheimnisvollen Throne, wie in seinem Hause und seinem Tempel, verströmt sich von hier aus durch genau geordnete Bewegungen der Geschöpfe, zuvörderst durch geistige, dann aber auch durch stoffliche über alles hin und gebraucht alle Dinge nach dem unwandelbaren Wohlgefallen seines Ratschlusses, die körperlosen sowohl wie die stofflichen, die vernunftbegabten wie die vernunftlosen Geister, die guten und die schlechten, die ersteren durch seine Gnade, die letzteren durch ihren eigenen freien Willen bewegend. Wie jedoch die gröberen und niedrigeren Körper durch die feineren und mächtigeren in einer bestimmten Ordnung gelenkt werden, so werden alle Körper durch den Lebensgeist gelenkt, der vernunftlose Lebensgeist durch den vernunftbegabten Lebensgeist, der sündige und fahnenflüchtige vernunftbegabte Lebensgeist durch den treuen und gerechten vernunftbegabten Lebensgeist, dieser aber durch Gott selbst. So wird die gesamte Schöpfung durch ihren Schöpfer gelenkt, aus dem, durch den und in dem sie auch geschaffen und eingerichtet wurde.3 So ist der Wille Gottes die erste und höchste Ursache aller Gestalten und Bewegungen des körperlichen Seins. Denn nichts geschieht im Bereiche des Sichtbaren und Sinnfälligen, für das nicht aus dem inneren unsichtbaren, geistigen Hof des höchsten Gebieters gemäß dem S. 112 unaussprechlichen, in dem ungeheuer weiten, unermeßlichen Reich der Gesamtschöpfung herrschenden gerechten Gesetz seiner Belohnungen und Strafen, seiner Gnaden und Vergeltungen Geheiß oder Erlaubnis kommt.

10. Wenn also der Apostel Paulus, obgleich er noch die Last des Leibes trug, der vergeht und den Geist bedrückt,4 obgleich er erst noch stückweise und in Rätselbildern sah,5 obgleich er aufgelöst und bei Christus zu sein wünschte,6 obgleich er bei sich seufzte und auf die Kindschaft harrte, auf die Erlösung seines Leibes,7 wenn er trotzdem durch sinnlich wahrnehmbare Zeichen die Botschaft von dem Herrn Jesus Christus verkündigen konnte, anders durch seine Predigt, anders durch einen Brief, anders durch das Geheimnis seines Leibes und Blutes — Leib und Blut Christi nennen wir ja nicht ein Wort oder ein Pergament oder Tinte oder die sinnvollen, ausgesprochenen Klanglaute, nicht auf Felle geschriebene Buchstaben, sondern nur jene Wirklichkeit, die aus den Früchten der Erde genommen, durch geheimnisvolles Gebet geheiligt, von uns nach heiligem Brauch zum geistlichen Heile im Gedächtnis an das für uns ertragene Leiden des Herrn genossen wird; da ihre sichtbare Erscheinung durch Menschenhände geschaffen wird, kann sie nicht geheiligt werden, auf daß sie ein so großes Sakrament werde, es sei denn durch die unsichtbare Wirksamkeit des Heiligen Geistes, weil ja alles, was in diesem Werke durch körperliche Bewegungen geschieht, Gott wirkt, indem er zuerst die unsichtbaren Kräfte seiner Diener in Bewegung setzt, sei es die Seelen der Menschen, sei es die ihm unterworfenen Dienste verborgener Geister — wenn also Paulus das konnte, was nimmt es da wunder, wenn Gott auch in der Schöpfung, im Himmel und auf Erden, im Meere und in der Luft nach freiem Belieben sinnfällige und sichtbare Gebilde schafft, um seine Gegenwart in ihr, sowie er es für passend erkennt, kundzutun S. 113 und aufzuweisen, ohne daß dabei freilich seine sein Sein begründende Substanz sichtbar wird, die vollkommen und unwandelbar ist und über alle geschaffenen Geister durch ihr innerliches und geheimnisvolles Sein erhaben ist?


  1. 1 Kor. 13, 12. ↩

  2. Ps. 103, 4 [hebr. Ps. 104, 4]. ↩

  3. Kol. 1, 16. ↩

  4. Weish. 9, 15. ↩

  5. 1 Kor. 13, 12. ↩

  6. Phil. 1, 23. ↩

  7. Röm. 8, 23. ↩

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The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity

Chapter 4.--God Uses All Creatures as He Will, and Makes Visible Things for the Manifestation of Himself.

9. What, then, we have alleged by way of example of a single wise man, although of one still bearing a mortal body and still seeing only in part, may be allowably extended also to a family, where there is a society of such men, or to a city, or even to the whole world, if the chief rule and government of human affairs were in the hands of the wise, and of those who were piously and perfectly subject to God; but because this is not the case as yet (for it behoves us first to be exercised in this our pilgrimage after mortal fashion, and to be taught with stripes by force of gentleness and patience), let us turn our thoughts to that country itself that is above and heavenly, from which we here are pilgrims. For there the will of God, "who maketh His angels spirits, and His ministers a flaming fire," 1 presiding among spirits which are joined in perfect peace and friendship, and combined in one will by a kind of spiritual fire of charity, as it were in an elevated and holy and secret seat, as in its own house and in its own temple, thence diffuses itself through all things by certain most perfectly ordered movements of the creature; first spiritual, then corporeal; and uses all according to the unchangeable pleasure of its own purpose, whether incorporeal things or things corporeal, whether rational or irrational spirits, whether good by His grace or evil through their own will. But as the more gross and inferior bodies are governed in due order by the more subtle and powerful ones, so all bodies are governed by the living spirit; and the living spirit devoid of reason, by the reasonable living spirit; and the reasonable living spirit that makes default and sins, by the living and reasonable spirit that is pious and just; and that by God Himself, and so the universal creature by its Creator, from whom and through whom and in whom it is also created and established. 2 And so it comes to pass that the will of God is the first and the highest cause of all corporeal appearances and motions. For nothing is done visibly or sensibly, unless either by command or permission from the interior palace, invisible and intelligible, of the supreme Governor, according to the unspeakable justice of rewards and punishments, of favor and retribution, in that far-reaching and boundless commonwealth of the whole creature.

10. If, therefore, the Apostle Paul, although he still bare the burden of the body, which is subject to corruption and presseth down the soul, 3 and although he still saw only in part and in an enigma, 4 wishing to depart and be with Christ, 5 and groaning within himself, waiting for the adoption, to wit, the redemption of his body, 6 yet was able to preach the Lord Jesus Christ significantly, in one way by his tongue, in another by epistle, in another by the sacrament of His body and blood (since, certainly, we do not call either the tongue of the apostle, or the parchments, or the ink, or the significant sounds which his tongue uttered, or the alphabetical signs written on skins, the body and blood of Christ; but that only which we take of the fruits of the earth and consecrate by mystic prayer, and then receive duly to our spiritual health in memory of the passion of our Lord for us: and this, although it is brought by the hands of men to that visible form, yet is not sanctified to become so great a sacrament, except by the spirit of God working invisibly; since God works everything that is done in that work through corporeal movements, by setting in motion primarily the invisible things of His servants, whether the souls of men, or the services of hidden spirits subject to Himself): what wonder if also in the creature of heaven and earth, of sea and air, God works the sensible and visible things which He wills, in order to signify and manifest Himself in them, as He Himself knows it to be fitting, without any appearing of His very substance itself, whereby He is, which is altogether unchangeable, and more inwardly and secretly exalted than all spirits whom He has created?


  1. Ps. civ. 4 ↩

  2. Col. i. 16 ↩

  3. Wisd. ix. 15 ↩

  4. 1 Cor. xiii. 12 ↩

  5. Phil. i. 23 ↩

  6. Rom. viii. 23 ↩

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