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Works Augustine of Hippo (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
VIERZEHNTES BUCH.

16. Kapitel. Wie das Bild Gottes im Menschen wieder hergestellt wird.

22. Diejenigen aber, die auf eine Mahnung hin sich von jener Entstellung weg, in der sie durch ihre S. 241 weltlichen Gelüste dieser Welt gleichförmig wurden, dem Herrn zuwenden, werden von ihm wiederhergestellt — sie vernehmen das Wort des Apostels: „Macht euch nicht gleichförmig dieser Welt, sondern gestaltet euch um durch die Erneuerung eures Geistes.“1 So wird jenes Bild von dem umgestaltet, von dem es gestaltet wurde. Nicht kann nämlich der Geist sich selbst umgestalten, wie er sich entstellen konnte. Anderswo sagt der Apostel auch: „Erneuert euch im Geiste eures Denkens und ziehet den neuen Menschen an, den, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.“2 Was er hier „nach Gott geschaffen“ heißt, nennt die Schrift an einer anderen Stelle „nach dem Bilde Gottes“.3 Aber indem er sündigte, verlor er die Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit. Deshalb wurde dies Bild entstellt und ungestalt. Er erhält es wieder, wenn er umgestaltet und erneuert wird. Wenn er aber sagte „im Geiste eures Denkens“ (spiritu mentis), so wollte er damit nicht zwei Dinge verstanden wissen, als ob etwas anderes das Denken, etwas anderes der Geist des Denkens wäre, sondern ausdrücken, daß jedes Denken Geist, aber nicht jeder Geist Denken ist. Geist ist nämlich auch Gott,4 der nicht erneuert werden kann, weil er auch nicht altern kann. Man spricht auch von einem Geist im Menschen, der nicht Denken ist, dem die bildhaften Körpervorstellungen angehören. Von diesem redet er in dem Schreiben an die Korinther, wenn er sagt: „Wenn ich aber mit den Lippen bete, dann betet mein Geist, mein Denken aber bleibt ohne Frucht.“5 Das gilt dann, wenn man das, was man sagt, nicht versteht; an sich kann man auch gar kein Wort aussprechen, wenn nicht die Bilder der körperlichen Laute dem Klang der Stimme im Denken des Geistes vorangehen. Auch die Seele des Menschen heißt Geist. Daher steht im Evangelium: „Und mit geneigtem Haupte S. 242 gab er seinen Geist auf.“6 Damit ist der Tod des Leibes bezeichnet, der eintritt, wenn die Seele auszieht. Man spricht auch vom Geiste des Tieres, was im Buche Salomons, im Prediger ganz klar ausgesprochen ist: „Wer kennt den Geist der Menschensöhne, ob er zur Höhe emporsteigt, und den Geist der Tiere, ob er nach unten zur Erde hinabsteigt?“7 Auch in der Genesis steht dort, wo es vom Fleische heißt, daß das gesamte Fleisch durch die Flut getötet wurde: „das in sich den Geist des Lebens hatte“.8 Geist heißt auch der Wind, eine offenbar körperliche Sache. Deshalb steht in den Psalmen: „Feuer, Hagel, Schnee, Eis, Geist des Sturmes.“9 Weil also das Wort Geist in so vielfachem Sinne verwendet wird, wollte er Geist des Denkens jenen Geist heißen, der Denken genannt wird. So sagt ja derselbe Apostel: „In der Ablegung des Körpers des Fleisches.“10 Sicherlich wollte er dabei nicht zwei Dinge verstanden wissen, gleich als ob das eine das Fleisch, das andere der Körper des Fleisches ist. Aber weil Körper eine Bezeichnung für viele Dinge ist, von denen keines Fleisch ist — denn es gibt außer dem Fleische viele Körper am Himmel und viele Körper auf der Erde —, nannte er jenen Körper, der Fleisch ist, Körper des Fleisches. So also nannte er Geist des Denkens jenen Geist, der Denken ist. Anderswo sprach er noch offenkundiger vom Bilde Gottes, dort nämlich, wo er mit anderen Worten dasselbe Gebot gab: „Indem ihr“, sagt er, „den alten Menschen mit seinem Tun und Treiben auszieht, ziehet den neuen Menschen an, der erneuert wird zur Erkenntnis Gottes nach dem Bilde dessen, der ihn schuf.“11 Wenn man also dort liest: „Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist,“12 so bedeutet das soviel wie das Wort: „Ziehet den neuen Menschen an, der erneuert wird nach dem Bilde dessen, der ihn schuf.“13 Dort sagt er: „nach Gott“, hier aber: „nach dem Bilde S. 243 dessen, der ihn schuf“. Für den Ausdruck, den er dort verwendete: „in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit“, sagt er hier: „zur Erkenntnis Gottes“. Jene Erneuerung also und Umgestaltung des Geistes geschieht nach Gott oder nach dem Bilde Gottes. Deshalb aber heißt es „nach Gott“, damit man nicht glaube, sie geschehe nach einem Geschöpf; deshalb heißt es „nach dem Bilde Gottes“, damit man diese Erneuerung dort sich ereignen lasse, wo der Mensch Bild Gottes ist, das ist im Geiste. So nennen wir ja auch jenen, der vom Leibe als Gläubiger und Gerechter geschieden ist, dem Körper nach, nicht dem Geiste nach tot. Was anderes nämlich wollen wir mit dem Ausdruck „dem Körper nach tot“ sagen als dies: am Körper oder im Körper, nicht an der Seele oder in der Seele tot? Oder wenn wir sagen: er ist dem Leibe nach schön, oder: er ist dem Leibe nach tapfer, nicht der Seele nach, was anderes bedeutet dies als: Am Leibe, nicht an der Seele ist er schön oder tapfer? Und unzählige Male reden wir in dieser Weise. Nicht so also wollen wir das Wort: „nach dem Bilde dessen, der ihn schuf“, verstehen, als ob das Bild, nach dem er erneuert wird, etwas anderes wäre als eben das Bild, das erneuert wird.


  1. Röm. 12, 2. ↩

  2. Ephes. 4, 23 f. ↩

  3. Gen. 1, 27. ↩

  4. Joh. 4, 24. ↩

  5. 1 Kor. 14, 14. ↩

  6. Joh. 19, 30. ↩

  7. Pred. 3, 21. ↩

  8. Gen. 7, 22. ↩

  9. Ps. 148, 8 [hebr. Ps. 148, 8]. ↩

  10. Kol. 2, 11. ↩

  11. Kol. 3, 9 f. ↩

  12. Ephes. 4, 24. ↩

  13. Kol. 3, 10. ↩

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