8. Kapitel. Die ganze Dreieinigkeit ist unsichtbar.
14. Übergehen wir also jene, die in allzu sinnlicher Denkweise die Natur des Wortes Gottes und die Weisheit, welche in sich selbst bleibend alles erneuert,1 die wir den eingeborenen Sohn Gottes heißen, nicht nur für wandelbar, sondern auch für sichtbar gehalten haben. Diese Leute brachten nämlich für die Erforschung der göttlichen Dinge ein ganz grobes Herz mit, mehr von Keckheit als von Gottesfurcht geleitet. Ist doch schon die menschliche Seele, die eine geistige Substanz und auch ein Geschöpf ist — durch niemand anderen konnte sie geschaffen werden als durch jenen, durch den alles geworden ist und ohne den nichts geworden ist2 —, zwar wandelbar, aber doch mit den Sinnen nicht wahrnehmbar: Sichtbarkeit und Wandelbarkeit aber wollten jene Leute dem Worte und der Weisheit Gottes, durch die alles geworden ist, zuschreiben, während sie doch nicht nur unsichtbar ist wie die Seele, sondern auch unwandelbar, was die Seele nicht ist. Diese ihre Unwandelbarkeit ist ja bezeugt, wo es heißt: „In sich selbst verharrend erneuert sie alles.“3 Diese Leute suchen freilich den Einsturz ihres Irrtums durch Schriftzeugnisse gleichsam aufzuhalten. Sie verwenden einen Ausspruch des Apostels Paulus und verstehen ein Wort, das vom einen und alleinigen Gott gilt, unter dem die ganze Dreieinigkeit zu verstehen ist, nur vom Vater, nicht auch vom Sohne und Heiligen Geiste. (Es ist die Stelle:) „Dem Könige S. 73 der Ewigkeit, dem unsterblichen, unsichtbaren, alleinigen Gott sei Preis und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit“4 und die andere: „Der selige und alleinige Gebieter, der König der Könige und der Herr der Herrscher, der allein Unsterblichkeit besitzt und der in unzugänglichem Lichte wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch zu sehen vermag.“5 Wie diese Worte zu verstehen sind, glaube ich schon hinlänglich dargelegt zu haben.