22. Die Erhebung Christi in den Himmel sei nicht dem Geiste allein zuzuschreiben.
Du fügst nun aber deinen genannten Gottlosigkeiten auch Dieß bei, daß der Geist dem Herrn die Aufnahme in den Himmel verliehen habe, indem du in deinem sakrilegischen Sinne merken lässest, der Herr Jesus Christus sei nach deinem Glauben so schwach und armselig gewesen, daß er, hätte ihn der Geist nicht in den Himmel erhoben, nach deiner Meinung wohl heute noch auf Erden wäre. Zum Beweise Dessen wendest du wieder eine hl. Stelle an und sagst: „Indem er den Aposteln, welche er erwählt hatte, seine Gebote gab, wurde er durch den hl. Geist in die Höhe gehoben.“ Was soll ich dich nun nennen, wofür dich halten, der du durch Entstellung der hl. Schriften es dahin treibst, daß die hl. Zeugnisse nicht mehr die Kraft von Zeugnissen haben? O neue Art von Keckheit, daß Einer durch seine niederträchtigen Beweise Das zu erreichen strebt, daß die Lüge von der Wahrheit bestätigt zu werden scheine! Denn nicht so, wie du sagst, steht es in der Apostelgeschichte geschrieben. Was sagt also die Schrift?1 „Was Jesus anfieng zu thun und zu reden bis auf den Tag, an welchem er, nachdem er durch den hl. Geist die Apostel, die er sich erwählt hatte, beauftragt hatte, hinaufgenommen wurde.“ Das ist doch sicher nur eine Wortversetzung und so zu S. 618 nehmen: „Was Jesus zu thun und zu lehren begann bis zu dem Tage, an welchem er aufgenommen wurde, während er den Aposteln, die er durch den hl. Geist erwählt hatte, Aufträge gab;“ so daß man dir also in diesem Punkte nicht weiter zu antworten brauchte, als durch die Stelle selbst, weil in der That die Vollständigkeit derselben für die Wahrheit vollkommen hinreichen müßte, wenn es für die Lüge hinreichte, sie zu entstellen. Allein sage mir doch du, der du glaubst, unser Herr Jesus Christus hätte nicht in den Himmel aufsteigen können, wenn er nicht vom hl. Geiste erhoben worden wäre: sage mir, wie der Herr selbst sprechen konnte: „Niemand steigt in den Himmel hinauf, als wer vom Himmel herabkam, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“ Erkenne also, wie lächerlich und töricht deine Meinung ist, es habe Der nicht in den Himmel aufsteigen können, von welchem es, obwohl er auf die Erde herabgestiegen war, heißt, er sei nie vom Himmel fern gewesen; und erkenne, ob es Jenem möglich gewesen sei, die Unterwelt zu verlassen und zum Himmel zu steigen, welchem es leicht war trotz seines Aufenthaltes auf Erden immer im Himmel zu bleiben. Wie steht es aber damit, daß er selbst sagt:2 „Ich steige zu meinem Vater auf?“ Verräth er etwa bei diesem Aufsteigen die dazwischenkommende Hilfe eines Andern, während er doch gerade damit, daß er sagt, er werde aufsteigen, die Kraft der eigenen Gewalt zeigt? Auch David sagt von der Auffahrt des Herrn:3 „Hinauf steigt Gott in Jubel, der Herr beim Schalle der Posaune.“ Offenbar hat er die Majestät des Aufsteigenden durch die Gewalt aufzusteigen, dargestellt.