9. Nochmal überführt er den Gegner aus dessen eigenem Bekenntnisse des verpestenden Irrthums.
Wozu aber nehmen wir von einem Worte die Beweise, da klare Thatsachen vorliegen, und was suchen wir in dem Wortlaute des Symbolums ein Urtheil über den Sachverhalt, da doch in demselben von der Sache selbst die Rede ist? Laßt uns die Formel des Glaubensbekenntnisses wiederholen und dein eigenes; denn dein ist es, wie es in jener steht, weil du durch dein Bekenntniß das dortige zu dem deinen gemacht hast. So magst du einsehen, daß du nicht nur von dem Symbolum, sondern von dir selbst abgefallen bist. Es sagt also die Formel: „Ich glaube an den Einen, einzigen, wahren Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe; und an den Herrn Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, den Erstgeborenen vor aller Kreatur, aus ihm geboren vor aller Zeit, nicht erschaffen; wahren Gott vom wahren Gott, gleichwesentlich mit dem Vater, durch welchen auch die Zeitenreihe geworden und Alles erschaffen ist. Er kam unsertwegen und wurde geboren aus Maria, der Jungfrau.“ Wegen uns also, sagt das Symbolum, kam unser Herr Jesus Christus und wurde geboren aus Maria, der Jungfrau, und gekreuzigt unter Pontius Pilatus und begraben und ist auferstanden der Schrift gemäß. Die Kirchen schämen sich nicht, Dieß zu bekennen, der Apostel schämte sich nicht, es zu predigen. Du aber, du sage ich, dessen jedes Wort S. 562 jetzt gottesräuberisch ist, der fast Alles läugnet, du hast auch Dieß alles geläugnet, daß Gott geboren worden sei, daß Gott gelitten habe und auferstanden sei. Und was dann? Wohin bist du gestürzt, was ist aus dir geworden, wozu bist du gebracht? Was sagst du, was gibst du von dir, was nicht einmal für einen Wahnsinnigen passen, was nicht einmal der rasende Orestes behaupten würde, wie sich Einer ausdrückt? Was also sagst du? Du sagst: „Was soll doch Das sein, daß aus der Christusgebärerin der Sohn Gottes geboren wurde! Als ob nicht, wenn wir sagen: „„Ich glaube an Gott das Wort, den Sohn Gottes, den Eingeborenen, aus dem Vater gezeugt, gleichwesentlich mit dem Vater, der herabkam und begraben wurde““ — als ob dann nicht sofort das Gehör einen Schlag bekäme! Gott soll gestorben sein?“ Und wieder sagst du: „Wie, sollte es möglich sein, daß Jener, welcher vor aller Zeit geboren ist, ein zweites Mal geboren würde, und daß Dieß Gott wäre?“ Wenn Dieß alles durchaus nicht sein kann, wie sagt dann die Glaubensformel der Kirchen, daß es wirklich geschehen sei? Wie konntest du selbst es sagen? Laß uns doch Das, was du jetzt sagst, mit Dem vergleichen, was früher von Dir gesagt wurde! Früher hast du gesagt: „Ich glaube an Gott Vater, und an Jesus Christus seinen Sohn, wahren Gott vom wahren Gott, gleichwesentIich mit dem Vater; der wegen uns kam und geboren wurde aus Maria, der Jungfrau, gekreuzigt unter Pontius Pilatus und begraben wurde.“ Was sagst du aber jetzt? „Wenn man sagt: Ich glaube an Gott das Wort, den eingebornen Sohn Gottes, geboren aus dem Vater, gleichwesentlich mit dem Vater, der herabkam und begraben wurde; — erhält da nicht gleich das Gehör einen Schlag?“ Dein roher und gottloser Ausspruch könnte uns zwar zwingen, dich mit ungemäßigter, hitziger Antwort anzugreifen, aber wir wollen den heiligen Schmerz noch ein wenig in straffen Zügeln halten.