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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
25.
Gehen wir nun zu etwas anderem über unter Anwendung der fortlaufenden Rede, doch so, daß du nach Belieben Einwendungen machen und Fragen stellen kannst.
C. Ich werde geduldig zuhören, wenn ich auch nicht sagen kann gern. Ich will den Verstand bewundern, über dessen falsches Urteil ich verblüfft bin.
A. Erst höre zu und dann prüfe, ob das, was ich sagen werde, falsch oder richtig ist!
C. Sprich, wie du willst! Ich habe beschlossen, S. 377 wenn ich nicht antworten kann, lieber zu schweigen, als mich bei einer Unwahrheit zu beruhigen.
A. Was liegt daran, ob du schweigst oder sprichst, während ich den Sieg über dich davontrage, ob ich dich, um an die Sage von Proteus1 zu erinnern, gefangen nehme im schlafenden oder wachenden Zustande?
C. Du magst nach Gutdünken sprechen. Aber du wirst Dinge zu hören bekommen, welche dir keineswegs angenehm sein werden. Denn die Wahrheit kann auf Schwierigkeiten stoßen, aber niemals besiegt werden.
A. Ich will deine Lehrsätze ein klein wenig zerpflücken, damit deine Anhänger auch erkennen, was für ein göttliches Genie sie in dir bewundern. Du sagst: „Man kann nur dann ohne Sünde sein, wenn man die Kenntnis des Gesetzes hat“2. Damit schließest du aber einen großen Teil der Christen von der Gerechtigkeit aus, du trittst als Herold der Sündlosigkeit auf und verkündest zu gleicher Zeit laut, daß fast alle Sünder seien. Wie viele Christen haben denn eine so weitgehende Kenntnis des Gesetzes, wie du sie selbst bei vielen Kirchenlehrern selten und schwerlich finden wirst? Freilich bist du so galant, daß du, um dir die Gunst deiner Amazonen zu gewinnen, an anderer Stelle schreibst: „Auch die Frauen müssen die Kenntnis des Gesetzes haben“. Aber der Apostel lehrt doch, daß die Frauen in der Kirche schweigen sollen und, falls sie etwas nicht wissen, ihre Männer zu Hause um Rat zu S. 378 fragen hätten3. Du gibst dich nicht zufrieden damit, bei deinen Verehrerinnen die Kenntnis der Schrift vorauszusetzen, du willst dich auch an ihrer Stimme und ihren Gesängen erfreuen. Fährst du doch fort mit der Aufschrift: „Auch die Frauen sollen dem Herrn lobsingen“. Wer weiß denn nicht, daß die Frauen in ihren Schlafgemächern lobsingen sollen, fern von den Zusammenkünften der Männer und den Versammlungen der Menge? Du aber erlaubst, was nicht gestattet ist, daß sie das, was in Eingezogenheit und ohne jeden Zeugen zu tun wäre, mit dem Ansehen eines Lehrmeisters laut hinausrufen.
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Der weissagende Meergreis Proteus wurde schlafend von dem aus Troja heimkehrenden Menelaos überfallen und um Auskunft ersucht, wie er nach Hause gelangen könne. ↩
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Die Zitate, welche Hieronymus anführt und bekämpft, sind einer nach Angabe des Gennadius (c. 43 ed. Richardson) vor 411 verfaßten Schrift des Pelagius entnommen. Es handelt sich um den den „Testimoniorum libri“ Cyprians nachgebildeten „Eclogarum (eulogiarum?) ex divinis scripturis liber unus, capitulorum indiciis in modum Cypriani praesignatus“. Hieronymus zitiert die tituli einer Reihe dieser capitula. Vallarsi gibt in seinem Texte die Titelnummern (öfters allerdings verschiedene Lesarten) der einzelnen Thesen an. Sie gehen, wenigstens zum Teil, auf Hieronymus zurück (vgl. den Anfang von c. 32). ↩
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1 Kor. 14, 34 f. ↩
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Dialogos contra Pelagianos Admonitio
25.
Librum Pelagii confutat. — Transeamus ad alia, in quibus perpetua oratione utendum est, ita dumtaxat, ut habeas potestatem refellendi et quaerendi si quid volueris. C. Audiam patienter, non enim dicam libenter; et magis mirabor ingenium, cujus stupeo falsitatem. A. Utrum falsa sint an vera quae dicturus sum, cum audieris tunc probabis. C. Loquere ut vis, mihi decretum est si respondere non potuero, magis silere, quam mendacio acquiescere. A. Quid interest utrum te tacentem, an loquentem superem, et juxta Protei fabulam vigilantem capiam, an dormientem? C. Cum dixeris quae volueris, audies quae nequaquam velis. Veritas enim laborare potest, vinci non potest. A. Libet sententias tuas parumper discutere, ut intelligant sectatores tui, quam divinum in te mirentur ingenium. Dicis, Sine peccato esse non posse, nisi qui scientiam legis habuerit, per quod magnam partem Christianorum excludis a justitia, et qui praedicator es impeccantiae, omnes prope peccatores esse pronuntias. Quotus enim quisque Christianorum habet legis scientiam, quam in multis Doctoribus Ecclesiae; aut raro, aut difficulter invenias? Verum tu tantae es liberalitatis, ut favorem tibi apud Amazonas tuas concilies, ut in alio loco scripseris, Scientiam legis etiam feminas habere debere: cum Apostolus doceat esse tacendum mulieribus in Ecclesia; et si quid ignorant, domi viros suos debere consulere (I Cor. XIV). Nec sufficit tibi dedisse agmini tuo scientiam Scripturarum, nisi earum voce et canticis delecteris. Jungis enim et ponis in titulo, Quod et feminae Deo psallere debeant. Quis enim ignorat psallendum esse feminis in cubiculis suis, et absque virorum frequentia et congregatione turbarum? Verum tu donas quod non licet; ut quod verecunde facere debeant, et absque ullo arbitro, magistri auctoritate proclament.