Edition
Hide
Dialogos contra Pelagianos Admonitio
18.
Quomodo perfecti jubeamur esse. — C. Et quomodo, Attice, ad perfectionem divinus sermo nos provocat? A. Hac ratione qua dixi, ut secundum vires nostras unusquisque quantum valuerit extendatur, si quo modo possit pervenire, et comprehendere bravium supernae vocationis. Denique omnipotens Deus, cui docet Apostolus juxta dispensationem carnis assumptae subjiciendum Filium, ut sit Deus omnia in omnibus (I Cor. XV), perspicue demonstrat, nequaquam sibi cuncta esse subjecta. Unde et Propheta subjectionem sui in finem praesumit dicens: Nonne Deo soli subjecta erit anima mea? ab ipso enim est salutare meum (Psal. LXI, 1). Et quia in corpore Ecclesiae caput Christus est, quibusdam adhuc repugnantibus membris, videtur corpus quoque capiti non esse subjectum. Namque si patitur unum membrum, compatiuntur omnia, et totum corpus dolore unius membri cruciatur. Quod dico ita manifestius fiet. Quamdiu habemus thesaurum istum in vasis fictilibus, et fragili carne circumdamur, immo mortali et corruptibili, beatos esse nos credimus, si in singulis virtutibus, partibusque virtutum Deo subjecti simus [Al. sumus]. Cum autem mortale hoc indutum fuerit immortalitate, et corruptivum hoc incorruptione vestitum, et absorpta mors fuerit in Christi victoria, tunc Deus erit omnia in omnibus: ut non sit tantum in Salomone sapientia, in David animi mansuetudo, in Elia et Phinees zelus, in Abraham fides; in Petro, cui dictum est: Simon Joannis, amas me (Joan. XXI, 15), perfecta dilectio; in electionis vase studium praedicandi, et in caeteris vel bina vel trina; sed totus in cunctis sit, et in omni virtutum choro Sanctorum, numerus glorietur, et sit Deus omnia in omnibus.
Translation
Hide
Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
18.
C. Wie kann aber dann, o Atticus, das Wort Gottes uns zur Vollkommenheit ermahnen?
A. In dem von mir angeführten Sinne, daß wir nach unseren Kräften, ein jeder so gut er es vermag, uns anstrengen, ob wir etwa ans Ziel gelangen, um den Siegespreis der von oben erhaltenen Berufung1 in Empfang zu nehmen. Der allmächtige Gott, dem sich der Sohn, nach der Lehre des Apostels, wie es in der Natur der Menschwerdung begründet liegt, unterwerfen mußte, damit Gott alles in allem sei2, zeigt übrigens deutlich, daß ihm keineswegs alles unterworfen ist. Darum nimmt auch der Prophet seine am Ende zu erfolgende Unterwerfung vorweg mit den Worten: „Wird nicht meine Seele Gott allein unterstellt sein? Von ihm S. 365 kommt ja mein Heil“3. Weil am Körper der Kirche Christus das Haupt ist4, so scheint es, da einige Glieder bis jetzt widerstreben, daß der Körper ebenfalls dem Haupte nicht unterworfen ist. Denn wo ein Glied leidet, da leiden alle mit, und der ganze Körper duldet unter dem Schmerze eines Gliedes. Ich möchte meine Ausführungen noch klarer gestalten. Solange wir diesen Schatz in irdenen Gefäßen tragen5 und mit diesem gebrechlichen, oder besser gesagt, mit diesem sterblichen und dem Verderben anheimgegebenen Leibe umhüllt sind, glauben wir uns selig, wenn wir in einzelnen Tugenden, in der teilweisen Übung der Tugenden Gott unterworfen sind. Wenn aber dieses Sterbliche die Unsterblichkeit angezogen und dieses Verwesliche die Unverweslichkeit angetan haben wird, wenn der Tod durch Christi Sieg überwunden sein wird6, dann wird Gott alles in allem sein. Dann werden nicht nur bei Salomon Weisheit, bei David Sanftmut des Geistes, bei Elias und Phinees Gesetzeseifer, bei Abraham Glaube, bei Petrus, zu dem gesagt wurde: „Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich?“7, die vollkommene Liebe, bei dem Gefäß der Auserwählung der Eifer in der Verkündigung des Wortes Gottes und bei anderen zwei oder drei Tugenden zu finden sein. Vielmehr wird Gott ganz in allen sein, im ganzen Chor der Tugenden wird die Schar der Heiligen verherrlicht werden und Gott wird alles in allen sein.