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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III

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Dialogos contra Pelagianos Admonitio

1.

Baptismus tantum praeterita peccata dimittit. — CRITOB. Delectatus sum tuorum multiplicatione sermonum, de quibus scriptum est: In multiloquio non effugies peccatum (Prov. X, 19): sed quid ad causam? Certe hoc fateberis eos, qui Christi baptisma consecuti sunt, non habere peccatum. Et si absque peccato sunt, justos esse. Cumque semel justi fuerint, si egerint sollicite, posse in sempiternum justitiam custodire, ac per hoc omne vitare peccatum. ATTIC. Non erubescis explosam atque damnatam Joviniani sententiam sequi? Et ille enim his testimoniis tuisque nititur argumentis; immo tu illius inventa sectaris, in Oriente docere desiderans, quae olim Romae, et dudum in Africa condemnata sunt. Lege ergo quid illi responsum sit, et tibi responsum ducito. In dogmatibus enim et quaestionibus disserendis non persona, sed causa quaerenda est. Et tamen hoc scito, baptismum praeterita donare peccata, non futuram servare justitiam, quae labore et industria, ac diligentia, et semper super omnia Dei clementia custoditur: ut nostrum sit rogare, illius tribuere quod rogatur: nostrum incipere, illius perficere: nostrum offerre quod possumus, illius implere quod non possumus. Nisi enim Dominus aedificaverit domum, in vanum laboraverunt qui aedificant eam. Nisi Dominus custodierit civitatem, in vanum vigilat [Al. vigilabit] qui custodit eam (Ps. CXXVI, 1, 2). Unde et Apostolus praecipit: Sic currite, ut comprehendatis. Omnes quidem currunt, sed unus accipit coronam (I Cor. IX, 24). Et in psalmo scriptum est: Domine, ut scuto bonae voluntatis tuae coronasti nos (Ps. V, 13). Nostra enim victoria et corona victoriae, illius protectione et clypeo paratur [Al. praeparatur]: et hic currimus, ut in futuro comprehendamus: ibi accipiet coronam, qui in hoc saeculo victor exstiterit; nobisque post baptismum dicitur: Ecce sanus factus es, jam noli peccare, ne quid deterius tibi contingat (Joan. V. 14). Et: Nescitis quia templum Dei estis; et Spiritus Dei habitat in vobis? Si quis templum Dei violaverit, disperdet eum Deus (I Cor. III, 16, 17). Et in alio loco: Dominus vobiscum est, quamdiu vos estis cum eo: si reliqueritis eum, et ille relinquet vos (II Paral. XII, 1). In cujus putas delubro atque sacrario Christi puritas permanet, templique serenitas nullo nubilo contristatur? Eumdem semper vultum habere non possumus; quod de Socrate falso philosophi [Al. philosopho] gloriantur; quanto magis animum? Multae facies hominum, sic et corda diversa. Si fieri posset, ut semper aquae baptismatis mersos tenerent, volitantia nos desuper peccata non tangerent: Spiritus sanctus tueretur [Al. tuetur]. Sed impugnat inimicus, nec victus recedit, sed semper in insidiis est, ut sagittet in occulto rectos corde.

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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

1.

C. Ich freue mich über deinen reichen Redestrom, auf den sich das Schriftwort anwenden läßt: „Das Vielreden geht nicht ohne Sünde ab“1. Doch wozu hierüber sich auslassen? Das wirst du sicherlich zugeben, daß diejenigen ohne Sünde sind, welche die christliche Taufe empfangen haben; daß sie weiterhin, wenn frei S. 462 von Sünde, auch gerecht sind. Sind sie aber einmal gerecht geworden, dann wirst du weiter zugestehen, daß sie unter Anwendung der nötigen Vorsicht für immer die Gerechtigkeit bewahren und darum auch jede Sünde meiden können.

A. Schämst du dich nicht, einer Ansicht Jovinians dich anzuschließen, die bereits verworfen und verurteilt ist? Denn auch er stützt sich auf die gleichen Zeugnisse und dieselben Beweise wie du. Oder besser gesagt, du schließest dich seinen Phantastereien an und willst im Morgenlande Lehren vertreten, die einst in Rom und vor kurzem in Afrika verurteilt worden sind2. Lies die Antwort, die man jenem gegeben hat, und nimm sie hin, gleich als ob sie an dich gerichtet sei! Denn in Glaubenssachen und bei der Erörterung von Streitfragen kommt es nicht auf die Person, sondern auf die Sache an. Und nun wisse, die Taufe läßt die der Vergangenheit angehörigen Sünden nach, ohne für die Zukunft ein Unterpfand der Gerechtigkeit zu sein, die nur bewahrt wird durch mühsame Anstrengung, verbunden mit Vorsicht, und immer und vor allem dank der göttlichen Barmherzigkeit. An uns ist es zu bitten, an ihm zu geben, worum wir bitten; uns kommt das Beginnen, ihm das Vollenden zu3. Unsere Aufgabe geht dahin, das darzubieten, was wir vermögen, seine Sache ist es, zur Ausführung zu bringen, was wir nicht können. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, dann arbeiten die S. 463 Bauleute umsonst. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, dann wachen die Wächter vergeblich“4. Deshalb auch das Gebot des Apostels: „Laufet so, daß ihr den Preis erlanget! Alle laufen zwar, aber nur einer erlangt die Krone“5. In einem Psalm steht geschrieben: „O Herr, wie mit dem Schilde Deiner Gnade umgibst Du uns“6. Denn unser Sieg und unser Kampfpreis werden unter seinem Schutz und Schirm erworben. Hier laufen wir, um seiner in Zukunft teilhaftig zu werden. Dort wird derjenige die Krone in Empfang nehmen, der in dieser Welt Sieger geblieben ist. Zu uns wird nach der Taufe gesagt: „Nun bist du gesund geworden. Sündige fernerhin nicht mehr, damit dir nicht etwas Schlimmeres zustoße“7. „Wisset ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes entheiligt, so wird Gott ihn zugrunde richten“8. Und an einer anderen Stelle heißt es: „Der Herr ist solange mit euch, als ihr mit ihm seid. Wenn ihr ihn verlasset, so wird er auch euch verlassen“9. In wessen Tempel und in wessen Heiligtum glaubst du wohl, mag die Heiligkeit Christi Bestand haben? In wessen Gotteshaus mag die Helligkeit durch keine Wolke verdunkelt werden? Wir können nicht ständig die gleiche Miene zur Schau tragen — dies soll, wie die Philosophen fälschlich rühmen, Sokrates getan haben —, um wieviel weniger dieselbe Gesinnung? Wie die Gesichter der Menschen mannigfaltig sind, so sind auch die Herzen verschieden. Wenn es sich machen ließe, daß wir stets in das Taufwasser eingetaucht blieben, dann könnten die darüber hinschwebenden Sünden uns nicht berühren. Der Heilige Geist würde unser Schützer sein. Aber der Feind kämpft gegen uns an. Auch wenn er besiegt wird, weicht er nicht zurück, sondern liegt fortgesetzt auf der Lauer, um aus dem Verborgenen seine Pfeile loszuschnellen gegen jene, die ein rechtschaffenes Herz besitzen10.


  1. Spr. 10, 19. ↩

  2. Die zweite Aufstellung Jovinians (Adv. Jov. I, 3) lautet: „Wer durch den wahren Glauben in der Taufe wiedergeboren ist, kann vom Teufel nicht zu Fall gebracht werden“. Die Pelagianer wiesen allerdings einen Zusammenhang zwischen ihrer und Jovinians Lehre zurück (vgl. G. Gaebel, Jovinianus und seine Ansicht vom Verhältnis des Wiedergeborenen zur Sünde. Posen 1901, 8). Des Jovinian Irrlehre war nicht ausdrücklich in Afrika verurteilt worden. Hieronymus sieht sie implicite mitgetroffen in der Stellungnahme einer im Jahre 412 abgehaltenen karthagischen Synode, auf welcher auch des Caelestius Lehre von der Sündlosigkeit des Menschen ohne jegliche göttliche Hilfe ihre Verurteilung gefunden hatte. ↩

  3. Diese Äußerung des hl. Hieronymus ist zweifellos semipelagianisch. ↩

  4. Ps. 126, 1 [Hebr. Ps. 127, 1]. ↩

  5. 1 Kor. 9, 24. ↩

  6. Ps. 5, 13 [Hebr. Ps. 5, 13]. ↩

  7. Joh. 5, 14. ↩

  8. 1 Kor. 3, 16 f. ↩

  9. 2 Paral. 12, 5 [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

  10. Ps. 10, 3 [Hebr. Ps. 11, 2]. ↩

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