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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

38.

Aus den Büchern Samuels und der Könige wären folgende Beispiele anzuführen. Jonathas hatte mit der Spitze seines Stabes von einer Honigscheibe gekostet, und seine Augen wurden helle. Er aber kam in Gefahr, obwohl er aus Unkenntnis gehandelt hatte. Denn die Schrift bezeugt, daß er das Gebot seines Vaters, es solle niemand Speise genießen, bis der Sieg des Herrn entschieden sei, nicht gekannt hatte. Der Herr erzürnte aber so sehr, daß das Los den unbekannten Sünder offenkundig machte, der dann folgendes Geständnis ablegte: „Ich habe mit der Spitze des Stabes, der in meiner Hand ist, etwas Honig gekostet, und nun soll ich sterben“. Dann aber ist er auf das Einschreiten und die Fürsprache des Volkes hin befreit worden, das zu Saul sprach: „Soll Jonathas sterben, der dies große Heil in Israel gewirkt? Das sei fern. So wahr der Herr lebt, es soll kein Haar von seinem Haupte zur Erde fallen: denn mit Gott hat er heute gewirkt“. So rettete das Volk Jonathas, und er starb nicht1. — Samuel zürnte dem Saul und wollte nicht mit dem Könige gehen. Dann ließ er sich durch Bitten erweichen, ein Beispiel, das erläutert, wie der Geist des Menschen bald nach der einen, bald nach der anderen Seite S. 399 schwankt2. Er ging nach Bethlehem und meinte bei jedem einzelnen Sohne Jesses, es sei der vom Herrn bestimmte. Als er Eliab sah, sprach er: „Fürwahr, das ist der Gesalbte vor dem Herrn“. Und es sprach der Herr zu ihm: „Siehe nicht auf sein Gesicht und die äußere Erscheinung des Körpers; denn ich habe ihn verworfen. Der Mensch urteilt nämlich anders als Gott. Der Mensch sieht auf das Gesicht, Gott aber ins Herz“3. Ähnlich irrte er bei allen; bei jedem einzelnen ward er zurechtgewiesen und legte auf diese Weise Zeugnis ab von der Schwäche des Menschengeistes. — Isboseth, Sauls Sohn, wurde von Rechab und Baana, den Söhnen Remmons, des Berotiters, meuchlings umgebracht. Als sie David benachrichtigten und ihm das Haupt seines Gegners zeigten, wurden sie von diesem getötet mit den Worten: „Gottlose Menschen haben einen gerechten Mann in seinem Hause und in seinem Bette umgebracht“4. Sicherlich war Isboseth nicht gerecht, und doch wird er gerecht genannt, weil er ohne ein Verschulden getötet worden ist. — Der Levit Oza streckte seine Hand aus, um die schwankende Bundeslade zu stützen, als die mutwilligen Ochsen bei ihrer Überführung den Wagen beinahe nach der entgegengesetzten Seite umwarfen. Sofort geht es weiter: „Es ereiferte sich der Grimm des Herrn gegen Oza, und es schlug ihn der Herr auf der Stelle wegen seiner Unbedachtsamkeit, und er starb neben der Bundeslade. David aber wurde traurig, weil der Herr den Oza geschlagen hatte. Er fürchtete den Herrn an diesem Tage und sprach: „Wie soll die Lade des Herrn zu mir kommen?““5 Der gerechte David, der ein Prophet und zum Könige gesalbt war, den der Herr nach seinem Herzen auserwählt hatte, damit er in allem seinen Willen tue, sah, wie der Grimm des Herrn die Unbedachtsamkeit strafte, geriet in Schrecken und wurde traurig. Er fragte Gott nicht nach dem Grunde, weshalb er einen Unwissenden geschlagen, sondern er zitterte vor einem S. 400 ähnlichen Verhängnis. — David gab dem Heerführer Joab den Auftrag, eine Volkszählung vorzunehmen. Sofort bemerkt die Schrift hierzu: „Und es schlug David an seine Brust und sprach zum Herrn: Ich habe gar sehr gesündigt, weil ich dies getan habe“6. Als David den Befehl hierzu gab, erkannte er sicherlich nicht die Tragweite dessen, was er sagte. Doch macht er selbst sich Vorwürfe, und für diese Schuld werden siebzigtausend Menschen durch das Schwert des Engels dahingerafft. — Salomon erhob nach der Einweihung des Tempels beide Hände zum Herrn und sprach: „Da das Volk vor Dir gesündigt hat; denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt“7. — Ahia, der Prophet aus Silo, wußte nicht, daß Jeroboams Gattin zu ihm kam, und es sprach der Herr: „Siehe, Jeroboams Gattin wird hereinkommen, um wegen ihres kranken Sohnes dich zu befragen. So und so wirst du zu ihr sprechen“8. — Elisäus saß auf dem Berge, als ein Weib zu ihm kam, dessen Sohn gestorben war, seine Füße umarmte und laut zu ihm rief. Als Giezi sie zurückwies, sprach zu ihm der Mann Gottes: „Laß sie; denn ihre Seele ist betrübt, und der Herr hat es vor mir verborgen und mir nicht angezeigt“9.


  1. 1 Kön. 14, 27. 42―45 [= 1 Samuel]. ↩

  2. 1 Kön. 15, 26. 31 [= 1 Samuel]. ↩

  3. 1 Kön. 16, 6 f. [= 1 Samuel]. ↩

  4. 2 Kön. 4, 7. 9―12 [= 2 Samuel]. ↩

  5. 2 Kön. 6, 6―9 [= 2 Samuel]. ↩

  6. 2 Kön. 24, 2. 10 [= 2 Samuel]. ↩

  7. 3 Kön. 8, 46 [= 1 Könige]. ↩

  8. 3 Kön. 14, 5 [= 1 Könige]. ↩

  9. 4 Kön. 4, 27 [= 2 Könige]. ↩

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