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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

39.

In dem Buche der Tage lesen wir: Es waren die Söhne Sobals, des Vaters Cariathiarims, welche zur Hälfte prophezeiten1. Und weiter! Die Söhne Salmas, des Vaters Bethlehems und Netophathis, die Krone S. 401 des Hauses Joab und diejenigen, welche zur Hälfte prophezeiten Sarais2 u. s. w. Selbstverständlich waren diejenigen, welche prophezeiten, in ähnlicher Weise heilig, und doch waren sie nicht würdig, eine vollkommene Prophezie zu erhalten, etwa eine allegorische, die sich auf die Zukunft bezog. Vielmehr weissagten sie für die Gegenwart nach den Gesetzen der Geschichte. — Der Prophet Habakuk gibt seinem Liede folgende Überschrift: „Das Gebet Habakuks, des Propheten für die Sünden der Unwissenheit“3. Kühn hatte er sich an den Herrn gewandt und zu ihm gesprochen: „Wie lange, o Herr, werde ich schreien, ohne daß Du auf mich hörst? Ich rufe zu Dir, da man mir Gewalt antut, und Du willst mich nicht retten? Warum läßt Du mich Missetat und Mühsal schauen, Raub und Ungerechtigkeit sehen? Gegen mich hat man Gericht gehalten, und der Widersacher hat die Oberhand. Darum wird das Gesetz gebrochen und das Gericht erreicht sein Ziel nicht. Der Gottlose ist dem Gerechten über, und es ergeht ein ungerechtes Urteil“4. Weil er aus Unwissenheit gesprochen hat, tadelte er sich selbst und schrieb ein Bußlied. Bestand aber sein Vergehen nicht in seiner Unwissenheit, dann wäre es überflüssig gewesen, ein Bußbuch zu schreiben und über etwas trauern zu wollen, worin keine Sünde zu finden war. — Gegen Ende des Buches Ezechiel, wo unter dem Bilde des auf dem Berge gelegenen Tempelbaues die künftigen, geheimnisvollen Geschicke der Kirche für viele Jahrhunderte vorausverkündet sind, werden am ersten und siebten Tage des Monats Opfer für die Sünden aller dargebracht, soweit sie aus Irrtum oder aus Unachtsamkeit geschehen sind5. Auch an den sieben Ostertagen wird ständig ein Ziegenbock für die Sünde geschlachtet. Am fünfzehnten Tage des siebten Monats wird die gleiche Opferfeierlichkeit für die Sünden abgehalten6. Und nach vielen anderen Dingen, die S. 402 aufzurollen es hier nicht an der Zeit ist, steht geschrieben: „Es war aber dort ein Ort, nach Westen gelegen, und er sprach zu mir: Dies ist der Ort, an welchem die Priester das Opfer zubereiten sollen für die Sünde und die Unachtsamkeit“7. — Jeremias spricht zu Gott: „Ich weiß, o Herr, daß der Mensch sein Tun nicht in seiner Gewalt hat, daß es nicht in seiner Macht steht, wie er wandle und seine Schritte lenke8. Deshalb ist des Menschen Herz böse und unerforschlich. Wer durchschaut es?“9 — In den Sprüchen lesen wir die Stelle: „Es gibt einen Weg, der recht zu sein scheint bei den Menschen, aber sein Ende führt in die Tiefe der Unterwelt“10. Wie man sieht, wird auch hier die Unwissenheit verurteilt, da der Mensch zur Unterwelt11 hinabsinkt, wenn er auch geglaubt hat, richtig zu handeln. „Vielseitig sind die Gedanken im Herzen des Menschen“12, aber nicht sein Wille, der unbeständig, schwankend und veränderlich ist, sondern Gottes Absicht behält die Oberhand. „Wer kann sich rühmen, ein keusches Herz zu besitzen? Wer wird glauben, daß er rein sei von Sünde?“13 „Süß ist dem Menschen das Brot der Lüge; nachher aber füllt sich sein Mund mit Kieseln an“14. „Der Herr lenkt des Menschen Schritte. Wie aber könnte der Sterbliche seinen Weg erkennen?“15 „Ein jeder Mensch kommt sich selbst gerecht vor, aber der Herr weist die Herzen aller Menschen zurecht“16. „Der Übeltäter hält sich für gerecht, und seinen Sündenschmutz wäscht er nicht ab. Der Bösewicht erhebt mit Stolz den Blick und richtet seine Augenlider in die Höhe“17. „Es gibt nämlich eine Art von Gerechten, die in ihrer Gerechtigkeit zugrunde gehen“18. Darum S. 403 ergeht an sie das Wort: „Sei nicht allzu gerecht und strebe nicht sozusagen durch die Weisheit nach Überflüssigem, damit du nicht zum Toren werdest“19. „Mag sich der Mensch auch alle Mühe geben bei seinem Grübeln, er wird nicht zum Ziele kommen. Spräche auch der Weise, er verstehe es, so wird er es doch nicht finden“20. „Der Menschen Herz ist mit Bosheit angefüllt“21.


  1. 1 Paral. 2, 52 [= Paralipomenon/1 Chronik]. Die ganze Beweisführung fußt auf einem Übersetzungsfehler. Die Hieronymus vorliegende lateinische Übersetzung hat: Fuerunt filii Sobal patris Cariathiarim, qui prophetabant ex dimidio. Er selbst übersetzt in der Vulgata: Fuerunt autem filii Sobal patris Cariathiarim. Qui videbat dimidium requietionum. Nach der LXX sind aber die wörtlich übersetzten Ausdrücke חֲצִי הָרֹאֶה הַמְּנֻחוֹת Eigennamen. Ähnlich verhält es sich mit der (S. 401 Anm. 1) folgenden Stelle, die sonst ebenfalls sinnlos ist. ↩

  2. 1 Paral. 2, 54 [= Paralipomenon/1 Chronik]. ↩

  3. Hab. 3, 1. ↩

  4. Hab. 1, 2―4. ↩

  5. Ezech. 45, 19 f. ↩

  6. Ezech. 45, 21 f. 25. ↩

  7. Ezech. 46, 19 f. ↩

  8. Jer. 10, 23. ↩

  9. Jer. 17, 9. ↩

  10. Spr. 14, 12. ↩

  11. Unter der Unterwelt kann hier nicht die Hölle gemeint sein, sondern nur ein vorübergehender Aufenthalt, in dem die volle Entsündigung herbeigeführt werden soll. Dies ergibt ein Vergleich dieser Stelle mit den Ausführungen S. 380 ff. ↩

  12. Spr. 19, 21. ↩

  13. Spr. 20, 9. ↩

  14. Spr. 20, 17. ↩

  15. Spr. 20, 24. ↩

  16. Spr. 21, 2 nach LXX. ↩

  17. Spr. 30, 12 f. nach LXX. ↩

  18. Eccle. 7, 16 nach LXX [= Ecclesiastes/Prediger 7, 15]. ↩

  19. Spr. 7, 17 nach LXX. ↩

  20. Spr. 8, 17. ↩

  21. Spr. 9, 3. ↩

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