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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
II. Buch

14.

„Vater“, so sprach Christus, „wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht, wie ich will, sondern wie Du willst“1. Der Sohn Gottes, auf dessen Wort hin alles gemacht, auf dessen Befehl alles erschaffen worden ist2, mildert in seiner Eigenschaft als Gottmensch das Urteil: „Vater, wenn S. 428 es möglich ist; doch nicht, wie ich will, sondern wie Du willst“. Aber mein Critobulus nimmt all seinen Ernst zusammen und sagt: „Der Mensch kann, falls er will, ohne Sünde sein“. — An die Apostel richtet sich das Wort: „So konntet ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“3 Die Apostel bringen es nicht fertig, eine Stunde zu wachen, weil sie von Schlaf, Trauer und Gebrechlichkeit des Fleisches übermannt werden, und du willst während eines langen Zeitraumes alle Sünden insgesamt überwinden können? — Der Evangelist Markus berichtet vom Herrn: „Und er konnte dortselbst nicht einmal ein Wunder wirken. Nur wenige Kranke, denen er die Hände auflegte, heilte er und er wunderte sich über ihren Unglauben“4. Vom Herrn wird ausgesagt, daß er in Nazareth nicht einmal ein Wunder wirken konnte, behindert durch sein Staunen über der anderen Unglauben, und ihr vermöget alles, was ihr wollt? — Weiter steht im folgenden geschrieben: „Er begab sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon, betrat ein Haus und wollte, daß es niemand erfahren sollte; aber er konnte nicht verborgen bleiben“5. Sicherlich wollte er verborgen bleiben. Warum konnte er seinen Wunsch, seine Ankunft vor allen zu verheimlichen, nicht zur Ausführung bringen? Du fragst nach den Gründen, warum er nicht verborgen bleiben konnte. Bedenke, daß er die menschliche Natur angenommen hat, und du wirst weiter keinen Anstoß nehmen! Wenn vom Sohne Gottes berichtet wird, daß er im Fleische oder wegen des Fleisches eine Sache nicht zu vollbringen vermochte, werden wir dann, die wir ganz fleischlich gesinnt sind und täglich den Werken des Geistes widerstreben, entgegen dem Worte des Apostels alles, was wir wollen, zur Ausführung bringen? — Der Apostel Petrus, der vor lauter Furcht und Bestürzung nicht weiß, was er sagt, will auf dem Berge drei Zelte errichten, eins für den Herrn, das zweite für Moses und das dritte für Elias6, und wir sollen uns stolz aufblähen S. 429 nach Art der pythagoreischen Philosophie? — Nach seinem Bescheid sind die Engel des Himmels und der Sohn in Unkenntnis über Tag und Stunde des Weltunterganges, und wir versprechen volle Kenntnis?7 Das schwache Fleisch erfreute sich der Vereinigung mit der göttlichen Natur, und doch konnte es die Grenzen seiner Gebrechlichkeit nicht verlassen, damit der Sohn Gottes nicht nur dem Scheine nach, wie die alten Häretiker lehrten8, sondern in Wirklichkeit für den Menschensohn gehalten werde. Er ließ die Apostel etwas zurück, fiel auf sein Angesicht und betete: „Vater, wenn es möglich ist“9. Warum, so frage ich, gebraucht er diese unschlüssige Wendung, wo er doch bei anderer Gelegenheit gesprochen hatte: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“?10 Im Begriffe, als Mensch zu leiden, spricht er nach Menschenweise. Er sagt: „Wenn es geschehen kann, dann möge eine Stunde vorübergehen“. Du aber behauptest, es sei möglich, für alle Zeit die Sünden zu meiden.


  1. Matth. 26, 39. ↩

  2. Ps. 148, 5 [Hebr. 148, 5]. ↩

  3. Mark. 14, 37. ↩

  4. Mark. 6, 5 f. ↩

  5. Mark. 7, 24. ↩

  6. Mark. 9, 4 f. ↩

  7. Mark. 13, 32. ↩

  8. Die Doketen. ↩

  9. Matth. 26, 39. ↩

  10. Luk. 18, 27. ↩

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