18.
An späterer Stelle stehen die Worte: „Gott hat die Zeiten der Unwissenheit angesehen, jetzt aber den Menschen befohlen, allerorts Buße zu tun“1. Zutreffend hat der Apostel die zurückliegenden Zeiten unter der Herrschaft des Gesetzes als die Zeiten der Unwissenheit gekennzeichnet. Weiter sagt er: „Ich werde zu euch kommen, wenn Gott will“2. Warum schiebt er den Willen Gottes als Zwischeninstanz ein, wenn ihm die Möglichkeit eigener Entscheidung zu Gebote steht? — Der Apostel Jakobus schreibt: „Wenn jemand das ganze Gesetz beobachtet, in einem Stücke jedoch fehlt, dann hat er sich in allem schuldig gemacht“3. Wer von uns hat sich nicht irgend einmal in einem Punkte vergangen? Wenn man aber gefehlt hat, was keiner von sich bestreiten kann, und sei es auch nur durch eine Sünde, dann hat man sich aller Sünden schuldig gemacht. Man wird gerettet nicht durch seine eigene Kraft, sondern durch die Barmherzigkeit Gottes. — „Wer im Worte nicht gesündigt hat, der ist ein vollkommener Mann“4. Hast du aber irgend einmal in der Rede gesündigt, wo bleibt dann bei dir die angemaßte Vollkommenheit, zumal wenn man noch die folgenden Worte in Betracht zieht: „Die Zunge aber vermag kein Mensch zu zähmen, dies nimmer müde Übel, voll des tödlichen Giftes“5. Ich S. 438 ersuche dich, mir darüber Auskunft zu erteilen, was es mit der ständigen Flucht vor der Sünde auf sich hat, wenn die Zunge ein nimmer müdes, mit todbringendem Gift angefülltes Übel ist, wenn keiner der Sterblichen die Zunge bändigen kann, wenn auch du mit ihr gefehlt hast.