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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
II. Buch

30.

Der Prophet Daniel spricht zu Nabuchodonosor, daß der Allerhöchste im Reiche der Menschen herrscht und es gibt, wem er will. Selbst den Geringsten und Verworfenen könne er über dieses Reich setzen1. Frage ihn, warum er den Letzten und Verachteten zum König macht, warum er tut, was er will, und prüfe, ob der Wille desjenigen gerecht ist, von dem geschrieben steht: „Er erhebt den Demütigen von der Erde und den Armen aus dem Schmutze, um ihn neben die Fürsten zu setzen, neben die Fürsten seines Volkes!“2 Sieht er vielleicht nach deiner Auffassung von Recht und Gerechtigkeit ab, um nach Ruhm und Volksgunst zu [S. 460] haschen, wenn er die Demütigen zur Herrschaft erhebt und die Mächtigen Erniedrigung eintauschen läßt? Vernimm das Wort des Propheten: „Alle, welche die Erde bewohnen, gelten nichts bei ihm!“3 Er hat im Himmel und auf Erden alles gemacht, was er gewollt hat. Es gibt keinen, der seinem Willen widerstehen oder sagen kann: „Warum hast Du dies getan?“, da alle seine Werke in Wahrheit geschehen und seine Wege Gerechtigkeit sind. Er selbst kann die Hoffärtigen demütigen. Der grausame König Antiochus Epiphanes zerstörte einen Altar und ließ die Gerechtigkeit mit Füßen treten, weil Gott es zugelassen hatte. Er übte Vergeltung für zahllose Sünden. Er tat also nicht, was er nur allein wollte, sondern was der Herr ihm wegen der Sünden des Volkes zugestanden hatte. Daraus ergibt sich weiter, daß er nicht aus eigener Kraft gehandelt hat, sondern auf Antrieb dessen, der ihn beauftragte. — Was nun folgenden Ausspruch in Daniels Gebete: „Wir haben gesündigt und übel getan; wir haben unrecht gehandelt und sind abgewichen von den Geboten Deiner Gerechtigkeit“4 und ähnliche derartige Äußerungen angeht, so pflegt ihr zu sagen, er und alle Propheten hätten, da sie heilig waren, nicht für sich, sondern im Namen des Volkes gesprochen. Gegen eine solche Auffassung wird der Prophet selbst Verwahrung einlegen, wo er sagt: „Als ich noch betete und meine und des Volkes Israel Sünden bekannte“5. Du siehst also, daß er sowohl für seine Sünden als auch für die des Volkes den Herrn angefleht und ihm seine Bitten vorgetragen hat. — Willst du noch einmal erfahren, wann Sünde und Bosheit ein Ende nehmen? Dann höre auf eine Stelle aus demselben Propheten, in deren Deutung die Autoren allerdings auseinander gehen: „Siebzig Wochen sind dahingegangen über Dein Volk und über Deine heilige Stadt, damit die Freveltaten aufhören, die Sünde ein Ende nehme, die Bosheit umkomme und die ewige Gerechtigkeit offenbar werde“6. Solange als dieses [S. 461] Ende herannaht und dieses Verderbliche und Sterbliche die Unsterblichkeit und Unvergänglichkeit eintauscht, sind wir notwendig der Sünde unterworfen, freilich nicht, wie du fälschlich behauptest, durch die Schuld unserer natürlichen Beschaffenheit, sondern infolge der Gebrechlichkeit und Unbeständigkeit des menschlichen Willens, der sich zuweilen ändert; denn Gott allein ist unveränderlich. Du fragst, wo Abel, Henoch, Josue, des Nave Sohn, Elisäus und die übrigen Heiligen gesündigt haben. Es ist nicht nötig, Knoten in den Binsen zu suchen7 und zu sprechen: „O könnte ich doch selbst über offenkundige Sünden mit Stillschweigen hinweggehen!“ Wenn du von mir die Wahrheit erfahren willst, ich weiß es nicht. Es heißt aber: „Ich bin mir keiner Sünde bewußt, jedoch deshalb noch nicht gerechtfertigt“8. Der Mensch urteilt nur oberflächlich, Gott aber schaut ins Herz9. In seinem Urteile und vor seinem Auge ist keiner gerechtfertigt. Darum spricht auch Paulus voller Zuversicht: „Alle haben gesündigt und bedürfen der Herrlichkeit Gottes“10. „Gott hat alles in die Sünde eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen“11. Es liegen noch andere derartige Aussprüche vor, die ich auch schon des öfteren erwähnt habe.

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Dialogos contra Pelagianos Admonitio Compare
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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

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