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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
III. Buch

7.

C. Deine gesamte Beweisführung spitzt sich dahin zu, daß du jene Fähigkeit, welche die Griechen αὐτεξούσιον [autexousion], wir aber freien Willen nennen, dem Begriffe nach anerkennst, diesen aber seines Inhaltes entkleidest. Denn du machst Gott zum Urheber der Sünde dadurch, daß du behauptest, der Mensch könne aus sich nichts tun, sondern nur durch die Beihilfe Gottes, dem alles zugute zu halten sei, was wir tun. Wir aber sagen, daß sowohl das Gute als das Böse, welches der Mensch S. 474 verrichtet, wegen der Fähigkeit, sich frei zu entscheiden, auch ihm, der nach seinem Willen gehandelt hat, zugerechnet wird, nicht aber dem, der ein für allemal den freien Willen verliehen hat.

A. Trotz deiner Spiegelfechtereien verfängst du dich in den Banden der Wahrheit. Denn nach deiner Ansicht bleibt Gott Urheber des Bösen, auch wenn er nicht tätig mitwirkt, weil er hindernd hätte eingreifen können und es doch nicht getan hat. Es ist ja eine alte Ansicht, daß auch der ein Mörder sei, welcher einen Menschen vom Tode befreien kann, es aber nicht tut.

C. Ach, ich tue ja schon meine Hände fort, ich weiche zurück, du hast gesiegt, wenn siegen heißt, die Wahrheit umstürzen wollen, nicht durch Tatsachen, sondern durch Worte, d. h. nicht durch die Wahrheit, sondern durch Lüge. Ich kann dir auch mit einem Worte des Apostels dienen: „Denn wenn ich auch unerfahren in der Rede bin, so doch nicht in der Erkenntnis“1. Wenn du nämlich sprichst, so scheine ich durch die Kunstgriffe deiner Disputation gezwungen zu werden, dir zuzustimmen; schweigst du aber, so entschlüpft meiner Seele die klare Erkenntnis, daß deine Erörterung nicht herausfließt aus den Quellen der Wahrheit und aus der christlichen Einfältigkeit, sondern aus kleinlichem, kniffigem Philosophengeschwätz.

A. Du wünschest also, daß ich wiederum Schriftbeweise beibringe? Wie können übrigens deine Anhänger damit prahlen, daß niemand auf deine Beweisführung und auf die von dir vorgelegten Probleme zu antworten vermöge?

C. Ich wünsche dies nicht nur, vielmehr verlange ich es. Belehre mich, wo die Heiligen Schriften davon Zeugnis ablegen, daß ein Mensch, nachdem ihm die Möglichkeit der selbständigen Willensentscheidung genommen ist, etwas tut, was er aus sich entweder nicht tun wollte oder nicht tun konnte!


  1. 2 Kor. 11, 6. ↩

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