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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
III. Buch

15.

S. 489 Seine Apostel hat er belehrt, daß sie täglich, wenn sie das Opfer seines Leibes feierten, aus gläubigem Herzen sprechen sollten: „Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name“1. Die Apostel wünschten, daß der Name Gottes, der in sich heilig ist, in ihnen geheiligt werde. Du sprichst: „Du weißt, o Herr, wie heilig, wie unschuldig, wie rein meine Hände sind“. Sie sagen: „Zu uns komme Dein Reich“2, voller Hoffnung, das Reich für die Zukunft zu erlangen, damit, während Christus herrscht, keineswegs die Sünde in ihrem sterblichen Leibe herrsche. Sie fügen hinzu: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden“3, auf daß menschliche Gebrechlichkeit die Engel nachahme und des Herrn Wille auf Erden in Erfüllung gehe. Du freilich sagst: „Der Mensch kann, wofern er nur will, jeder Sünde ledig sein“. Die Apostel bitten, daß das tägliche oder das über alle Dinge erhabene Brot zu ihnen komme, daß sie würdig seien des Genusses des Leibes Christi. Ihr aber, die ihr in unerschütterlichem Besitze der Gerechtigkeit seid, bedingt euch bei eurer übergroßen Heiligkeit die himmlischen Gaben in aller Kühnheit aus. Es folgt: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“4. Kaum sind sie dem Taufwasser entstiegen und wiedergeboren worden im Namen des Herrn und Erlösers, kaum hat sich an ihnen das Wort der Schrift verwirklicht: „Glückselig sind diejenigen, deren Übeltaten getilgt und deren Sünden zugedeckt sind“5, da hören wir sie bereits beim erstmaligen Empfange des Leibes Christi sprechen: „Und vergib uns unsere Schuld“, obwohl sie ihnen schon durch das vor Christus abgelegte Bekenntnis nachgelassen war. Du hochfahrender und stolzer Mensch rühmst dich hingegen der Reinheit deiner heiligen Hände und der Lauterkeit deiner Worte. Mag die Bekehrung eines S. 490 Menschen auch noch so vollkommen sein, mag er nach einem Leben von Lastern und Sünden im Vollbesitz der Tugend stehen, kann einer in dem Maße sündlos sein wie die Apostel, die soeben dem Quell Christi entsteigen? Trotzdem ergeht an sie die Weisung zu beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“6. Dies tun sie nicht etwa aus unangebrachter Demut, wie du es darstellst, sondern aus Besorgnis wegen ihrer menschlichen Gebrechlichkeit, die sie erzittern läßt vor ihrem Schuldbewußtsein7. Sie sagen: „Führe uns nicht in Versuchung“8; du behauptest mit Jovinian, jene, die in vollem Glauben die Taufe empfangen haben, könnten fürderhin nicht mehr versucht werden und nicht mehr in die Sünde fallen9. Zuletzt setzen sie hinzu: „Sondern erlöse uns von dem Übel!“10 Warum erbitten sie von Gott, was doch der freien Willensentscheidung anheimgegeben ist? O Mensch, soeben bist du rein geworden im Taufbade und von dir gilt das Wort: „Wer steigt da glänzend weiß herauf, gestützt auf seinen Bräutigam?“11 Du bist zwar abgewaschen, doch vermagst du die Reinheit nicht zu bewahren, wenn sie nicht von Gott dem Herrn erhalten wird. Vor kurzem bist du von der Sünde befreit worden. Warum verlangst du jetzt durch Gottes Barmherzigkeit, von ihr erlöst zu werden? Doch nur deshalb, damit wir eingestehen müssen, daß wir, auch wenn wir alles getan haben, nur unnütze Knechte sind12.


  1. Matth. 6, 9. Das Pater noster findet sich als Bestandteil in allen alten Liturgien. Vgl. N. Gihr, Das heilige Meßopfer13 Freiburg 1912, 614. ↩

  2. Matth. 6, 10. ↩

  3. Matth. 6, 10. ↩

  4. Matth. 6, 12. ↩

  5. Ps. 31, 1 [Hebr. Ps. 32, 1]. ↩

  6. Matth. 6, 12. ↩

  7. Pelagius muß in einer seiner Schriften diese Behauptung vertreten haben. Gegen sie ist auch der neunte Kanon der Generalsynode zu Karthago (418) gerichtet. Er lautet: „Die Heiligen sprechen die Worte: ‚Vergib uns unsere Schulden’ nicht nur aus Demut, sondern im eigentlichen Sinne, im Bewußtsein ihrer Sündhaftigkeit“. Vgl. Kirchenlexikon² IX, 1766 f. (Peters, Pelagius). ↩

  8. Matth. 6, 13. ↩

  9. Adv. Jovinianum I, 3. ↩

  10. Matth. 6, 13. ↩

  11. Hoh. Lied. 8, 5. ↩

  12. Luk. 17, 10. ↩

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