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Leben des hl. Einsiedlers Hilarion (BKV)
22.
Hilarions Name war nicht nur in Palästina und den benachbarten Städten Ägyptens und Syriens, sondern auch in weiter entfernten Gebieten berühmt geworden. Denn der Quästor des Kaisers Constantius1, dessen rötliches Haar und weiße Hautfarbe seine Heimat verrieten, — sein Name ragte unter den Sachsen und Alemannen mehr durch Kraft als durch Zahl hervor; die Geschichtschreiber nennen das Land Germanien, jetzt Frankenreich, — war seit langem, ja von seiner Kindheit an vom Teufel geplagt, so daß er nachts heulte, seufzte und mit den Zähnen knirschte. Unauffällig erbat er sich vom Kaiser einen Erlaubnisschein zur Benutzung der Post, wobei er ihm den Grund seiner Abreise offen angab. Er erhielt Empfehlungsschreiben an den Statthalter von Palästina und wurde in großem Aufzuge und mit zahlreicher Begleitung nach Gaza geführt. Dort erkundigte er sich bei den Lokalbehörden nach der Wohnung des Einsiedlers Hilarion. Die Einwohner von Gaza erschraken gewaltig und führten ihn, den sie für einen Abgesandten des Kaisers hielten, zur Mönchsniederlassung. Einerseits wollten sie den mit Empfangsbriefen Versehenen ehren, andererseits suchten sie jetzt durch freundliches Benehmen die Kränkungen wieder gutzumachen, welche sie Hilarion durch frühere Beleidigungen zugefügt hatten. Der Greis ging zufällig auf dem weichen Sande auf und ab, während er irgendeinen Psalm vor sich hinlispelte. Sobald er die große Menge gewahrte, die auf ihn zuhielt, blieb er stehen. Er erwiderte ihren Gruß, segnete sie mit der Hand und hieß nach einer Stunde die übrigen abziehen, während der Beamte mit seinen Dienern und seinem S. 51 Gefolge zurückblieb. In seinen Augen und seinem Gesichte hatte Hilarion bereits gelesen, warum er gekommen war. Gerade hatte der Diener Gottes zu fragen begonnen, da wurde der Mann in die Höhe gehoben, so daß er mit den Füßen kaum den Boden berührte. Seine Antworten gab er unter schrecklichem Gebrüll in syrischer Sprache, in welcher auch die Fragen an ihn gerichtet wurden. Es war zum Staunen, wie rein von den Lippen eines Ausländers, der nur der lateinischen und fränkischen Sprache mächtig war, die syrischen Worte erklangen. Jeder Zisch- und Hauchlaut war gelungen; es fehlte keine Eigentümlichkeit, welche der in Palästina gebräuchlichen Sprache zukommt. Der böse Geist bekannte dann, auf welche Weise er in ihn gefahren sei. Damit die Dolmetscher des Beamten, denen nur die lateinische und griechische Sprache geläufig war, das Gespräch verstehen konnten, richtete Hilarion auch an den Teufel griechische Fragen. Er antwortete in ähnlicher Weise wie vorher und verbreitete sich über die vielen Gelegenheiten, in welchen man Zaubersprüche anwenden könne, und über die Notwendigkeit der magischen Künste. Doch Hilarion sagte: „Mir liegt wenig daran zu erfahren, wie du hineingekommen bist. Ich befehle dir vielmehr im Namen unseres Herrn Jesu Christi, das Feld zu räumen„. Nach der Heilung bot der Mann Hilarion in kindlicher Einfalt zehn Pfund Gold an, erhielt aber von ihm ein Gerstenbrot mit dem Bemerken: „Wer von solcher Nahrung lebt, der sieht im Gold nur Staub“.
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Der Candidatus, auch quaestor Caesaris genannt, war ein Beamter des römischen Kaisers, der im Senate die Verordnungen zu verlesen hatte. Tac. Ann. XVI, 27. ↩
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The Life of S. Hilarion
22.
It was not only in Palestine and the neighbouring cities of Egypt or Syria that he was in high repute, but his fame had reached distant provinces. An officer 1 of the Emperor Constantius whose golden hair and personal beauty revealed his country (it lay between the Saxons and the Alemanni, was of no great extent but powerful, and is known to historians as Germany, but is now called France), had long, that is to say from infancy, been pursued by a devil, who forced him in the night to howl, groan, and gnash his teeth. He therefore secretly asked the Emperor for a post-warrant, plainly telling him why he wanted it, and having also obtained letters to the legate at Palestine came with great pomp and a large retinue to Gaza. On his inquiring of the local senators where Hilarion the monk dwelt, the people of Gaza were much alarmed, and supposing that he had been sent by the Emperor, brought him to the monastery, that they might show respect to one so highly accredited, and that, if any guilt had been incurred by them by injuries previously done by them to Hilarion it might be obliterated by their present dutifulness. The old man at the time was taking a walk on the soft sands and was humming some passage or other from the psalms. Seeing so great a company approaching he stopped, and having returned the salutes of all while he raised his hand and gave them his blessing, after an hour’s interval he bade the rest withdraw, but would have his visitor together with servants and officers remain: for by the man’s eyes and countenance he knew the cause of his coming. Immediately on being questioned by the servant of God the man sprang up on tiptoe, so as scarcely to touch the ground with his feet, and with a wild roar replied in Syriac in which language he had been interrogated. Pure Syriac was heard flowing from the lips of a barbarian who knew only French and Latin, and that without the absence of a sibilant, or an aspirate, or an idiom of the speech of Palestine. The demon then confessed by what means he had entered into him. Further, that his interpreters who knew only Greek and Latin might understand, Hilarion questioned him also in Greek, and when he gave the same answer in the same words and alleged in excuse many occasions on which spells had been laid upon him, and how he was bound to yield to magic arts, “I care not,” said the saint, “how you came to enter, but I command you in the name of our Lord Jesus Christ to come out.” The man, as soon as he was healed, with a rough simplicity offered him ten pounds of gold. But the saint took from him only bread, and told him that they who were nourished on such food regarded gold as mire.
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Or secretary—Candidatus, a quæstor appointed by the Emperor to read his rescripts, etc. ↩