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Leben des hl. Einsiedlers Hilarion (BKV)
25.
Da er den Mönchen auch einen Beweis seiner Demut und Liebenswürdigkeit geben wollte, pflegte er an bestimmten Tagen vor der Weinlese ihre Zellen zu besuchen. Als sich dies unter den Brüdern herum gesprochen hatte, strömten alle zu ihm, um in Begleitung eines solchen Führers die Einsiedeleien zu besichtigen. Alle führten Mundvorrat bei sich; denn es kamen zuweilen an zweitausend Menschen zusammen. Mit der Zeit spendete jedes Bauerngut gern den benachbarten Mönchen die zum Lebensunterhalt dieser gottgeweihten Personen erforderlichen Lebensmittel. Wie weit er in seinem Eifer ging, um selbst den geringsten und ärmsten Bruder nicht zu übergehen, ergibt sich aus nachstehender Begebenheit. Auf dem Wege nach der Wüste Kades1, wo er einen seiner Schüler besuchen wollte, kam er in Begleitung einer großen Schar von Mönchen nach Elusa2. Es war gerade der Tag, an welchem eine alljährlich stattfindende Feier die ganze Stadt im Tempel der Venus zusammengeführt hatte. Die Bewohner verehrten S. 54 sie als Morgenstern, dessen Kult die Sarazenen3 ergeben sind. Die Stadt selbst ist infolge ihrer Lage zum großen Teile noch halbbarbarisch. Auf die Kunde, daß der hl. Hilarion vorbeikomme, zog man ihm haufenweise mit Frauen und Kindern entgegen; denn er hatte viele vom Teufel besessene Sarazenen geheilt. Sie beugten ihr Haupt und riefen syrisch „barech", d. h. segne uns. Mit geziemender Bescheidenheit empfing sie Hilarion und bat sie inständig, doch lieber Gott als Steine zu verehren. Heftig weinend blickte er zum Himmel und versprach, falls sie an Christus glaubten, häufig wieder zu kommen. Und wunderbar wirkte die Gnade Gottes; man ließ ihn nicht eher ziehen, bis er den Grund zu einer neuen Christengemeinde gelegt hatte und ihr Priester an Stelle des Opferkranzes mit dem Zeichen Christi bezeichnet war.
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Die Wüste Kades (Ps. 28, 8) ist ein Teil der arabischen Wüste. Kades ist im heutigen 'Ain Kadîs östlich vom Wâdi Gerûr, etwa 80 km südlich von Bîr es-Seba wieder gefunden worden. ↩
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E. Robinson identifiziert Elusa, das zuerst von Ptolemäus unter den Städten Idumäas erwähnt wird, mit der Ruinenstätte El-Klulasah. (E. Robinson, Palästina und die südlich angrenzenden Länder I, 335. Halle. 1841.) Es ist das heutige Halasa südwestlich von Bîr es-Seba. ↩
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Daß die Sarazenen den Morgenstern verehren, erwähnt Hieronymus noch im Amoskommentar 5, 25 ff. (M. XXV, 1056). Dasselbe schreibt der Mönch Gordianus in seiner Vita S. Placidi, num. 61, wo er berichtet, daß der Sarazenenfürst Abdallah den Kult des Lucifer auszubreiten suchte, um das Christentum auszurotten. ↩
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The Life of S. Hilarion
25.
Wishing to set the monks an example of humility and of zeal he was accustomed on fixed days before the vintage to visit their cells. When the brethren knew this they would all come together to meet him, and in company with their distinguished leader go the round of the monasteries, taking with them provisions, because sometimes as many as two thousand men were assembled. But, as time went on, all the settlements round gladly gave food to the neighbouring monks for the entertainment of the saints. Moreover, the care he took to prevent any brother however humble or poor being passed over is evidenced by the journey which he once took into the desert of Cades to visit one of his disciples. With a great company of monks he reached Elusa, as it happened on the day when the annual festival had brought all the people together to the temple of Venus. This, goddess is worshipped on account of Lucifer to whom the Saracen nation is devoted. The very town too is to a great extent semi-barbarous, owing to its situation. When therefore it was heard that Saint Hilarion was passing through (he had frequently healed many Saracens possessed by demons), they went to meet him in crowds with their wives and children, bending their heads and crying in the Syriac tongue Barech , that is, Bless . He received them with courtesy and humility, and prayed that they might worship God rather than stones; at the same time, weeping copiously, he looked up to heaven and promised that if they would believe in Christ he would visit them often. By the marvellous grace of God they did not suffer him to depart before he had drawn the outline of a church, and their priest with his garland upon his head had been signed with the sign of Christ.