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The Epitome of the Divine Institutes
Chap. XXXI.--Of Knowledge and Supposition.
Moreover, there are two things which appear to fall under the subject of philosophy--knowledge and supposition; and if these are taken away, philosophy altogether falls to the ground. But the chief of the philosophers themselves have taken away both from philosophy. Socrates took away knowledge, Zeno supposition. Let us see whether they were right in doing so. Wisdom is, as Cicero defined it, 1 the knowledge of divine and human things. Now if this definition is true, wisdom does not come within the power of man. For who of mortals can assume this to himself, to profess that he knows divine and human things? I say nothing of human affairs; for although they are connected with divine, yet, since they belong to man, let us grant that it is possible for man to know them. Certainly he cannot know divine things by himself, since he is a man; whereas he who knows them must be divine, and therefore God. But man is neither divine nor God. Man, therefore, cannot thoroughly know divine things by himself. No one, therefore, is wise but God, or certainly that man whom God has taught. But they, because they are neither gods, nor taught by God, cannot be wise, that is, acquainted with divine and human things. Knowledge, therefore, is rightly taken away by Socrates and the Academics. Supposition also does not agree with the wise man. For every one supposes that of which he is ignorant. Now, to suppose that you know that of which you are ignorant, is rashness and folly. Supposition, therefore, was rightly taken away by Zeno. If, therefore, there is no knowledge in man, and there ought to be no supposition, philosophy is cut up by the roots.
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De Offic., ii. 2. ↩
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Auszug aus den göttlichen Unterweisungen (BKV)
26. Die Wissenschaft und die Meinung.
Außerdem gibt es zwei Grundpfeiler, auf denen die Philosophie aufgebaut ist: die Wissenschaft und die Meinung; nimmt man diese hinweg, so stürzt die ganze Philosophie zusammen. Nun haben aber gerade die Häupter der Philosophie beide Grundpfeiler hinweggenommen. Die Wissenschaft hat Sokrates, die Meinung Zeno aufgehoben; sehen wir zu, ob nicht etwa mit Recht. Die Weisheit ist nach Cicero das Wissen der göttlichen und menschlichen Dinge. Ist diese Begriffsbestimmung richtig, so kommt die Weisheit für den Menschen nicht in Betracht. Denn welcher Sterbliche dürfte sich herausnehmen, sich als Meister in der Wissenschaft des Göttlichen und Menschlichen zu erklären? Von dem Menschlichen sehe ich ab; es ist dies zwar mit dem Göttlichen verknüpft, aber weil es zum Bereich des Menschen gehört, so wollen wir zugeben, daß der Mensch es wissen kann. Das Göttliche kann er sicherlich aus sich selbst nicht wissen, weil er eben Mensch ist; wer das Göttliche weiß, muß göttlich und darum Gott sein. Der Mensch ist aber weder göttlich noch Gott; es kann also der Mensch aus sich das Göttliche nicht wissen. Weise ist daher niemand als Gott, und von den Menschen sicher nur der, den Gott belehrt hat. Die Philosophen aber sind weder Götter noch von Gott belehrt; sie können darum nicht der göttlichen und menschlichen Dinge kundig sein. Mit Recht hat also Sokrates und die Akademie1 die Wissenschaft aufgehoben. Auch die Meinung steht dem Weisen nicht zu; denn das meint man, was man nicht weiß. Aber zu meinen, daß man wisse, was man nicht weiß, ist S. 159 Unbedachtsamkeit und Torheit. Mit Recht hat also Zeno2 der die Meinung beseitigt. Wenn also die Wissenschaft im Menschen so gut wie keine ist und die Mutmaßung nicht in ihm sein darf, so sind der Philosophie die Lebenswurzeln abgeschnitten.
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Hain in der Nähe Athens, wo Plato und nach ihm die Akademiker lehrten. Diese unterschieden sich später in die alte, mittlere und neue Akademie. ↩
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Stifter der stoischen Schule, der um 300 v. Chr. In der Stoa zu Athen, in der mit Polygnotus' Wandgemälden geschmückten „buntfarbigen“ Säulenhalle lehrte. ↩