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The Epitome of the Divine Institutes
Chap. XXXIII.--What is the Chief Good to Be Sought in Life.
What is the chief good must be an object of inquiry, that our whole life and actions may be directed to it. When inquiry is made respecting the chief good of man, it ought to be settled to be of such a kind, first, that it have reference to man alone; in the next place, that it belong peculiarly to the mind; lastly, that it be sought by virtue. Let us see, therefore, whether the chief good which the philosophers mark out be such that it has reference neither to a dumb animal nor to the body, and cannot be attained without virtue.
Aristippus, the founder of the Cyrenaic sect, who thought that bodily pleasure was the chief good, ought to be removed from the number of philosophers, and from the society of men, because he compared himself to a beast. The chief good of Hieronymus is to be without pain, that of Diodorus to cease to be in pain. But the other animals avoid pain; and when they are without pain, or cease to be in pain, are glad. What distinction, then, will be given to man, if his chief good is judged to be common with the beasts? Zeno thought that the chief good was to live agreeably to nature. But this definition is a general one. For all animals live agreeably to nature, and each has its own nature.
Epicurus maintained that it was pleasure of the soul. What is pleasure of the soul but joy, in which the soul for the most part luxuriates, and unbends itself either to sport or to laughter? But this good befalls even dumb animals, which, when they are satisfied with pasture, relax themselves to joy and wantonness. Dinomachus and Callipho approved of honourable pleasure; but they either said the same that Epicurus did, that bodily pleasure is dishonourable; or if they considered bodily pleasures to be partly base and partly honourable, then that is not the chief good which is ascribed to the body. The Peripatetics make up the chief good of goods of the soul, and body, and fortune. The goods of the soul may be approved of; but if they require assistance for the completion of happiness, they are plainly weak. But the goods of the body and of fortune are not in the power of man; nor is that now the chief good which is assigned to the body, or to things placed without us, because this double good extends even to the cattle, which have need of being well, and of a due supply of food. The Stoics are believed to have entertained much better views, who said that virtue was the chief good. But virtue cannot be the chief good, since, if it is the endurance of evils and of labours, it is not happy of itself; but it ought to effect and produce the chief good, because it cannot be attained without the greatest difficulty and labour. But, in truth, Aristotle wandered far from reason, who connected honour with virtue, as though it were possible for virtue at any time to be separated from honour, or to be united with baseness.
Herillus the Pyrrhonist made knowledge the chief good. This indeed belongs to man, and to the soul only, but it may happen to him without virtue. For he is not to be considered happy who has either learnt anything by hearing, or has gained the knowledge of it by a little reading; nor is it a definition of the chief good, because there may be a knowledge either of bad things, or at any rate of things that are useless. And if it is the knowledge of good and useful things which you have acquired by labour, nevertheless it is not the chief good, because knowledge is not sought on its own account, but on account of something else. For the arts are learnt on this account, that they may be to us the means of gaining support, or a source of glory, or even of pleasure; and it is plain that these things cannot be the chief goods. Therefore the philosophers do not observe the rule even in moral philosophy, inasmuch as they are at variance with one another on the main point 1 itself, that is, in that discussion by which the life is moulded. For the precepts cannot be equal, or resembling one another, when some train men to pleasure, others to honour, others indeed to nature, others to knowledge; some to the pursuit, others to the avoiding of riches; some to entire insensibility to pain, others to the endurance of evils: in all which, as I have shown before, they turn aside from reason, because they are ignorant of God.
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In ipso cardine. [Horace, Sat., book ii. 6, 71-76.] ↩
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Auszug aus den göttlichen Unterweisungen (BKV)
28. Das höchste Gut.
Es bedarf notwendig der Untersuchung, was denn im Leben das höchste Gut ist, damit nach diesem das gesamte Leben und all unsere Handlungen sich richten können. Wenn das höchste Gut des Menschen in Frage kommt, so muß ein solches aufgestellt werden, das fürs erste dem Menschen allein zukommt, fürs zweite dem Geiste eigentümlich ist und drittens durch Tugend erworben wird. Sehen wir nun, ob das höchste Gut, das die Philosophen aufstellen, diese drei Eigenschaften an sich hat, daß es nämlich nicht dem stummen Tier und nicht dem Leibe zukommt, und daß man es nicht ohne Tugend gewinnen kann.
Aristippus, der Gründer der cyrenäischen Sekte, der das höchste Gut in das sinnliche Vergnügen verlegt hat, verdient aus der Zahl der Philosophen und aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen zu werden, weil er sich auf gleiche Stufe mit dem Tiere gestellt hat. Das höchste Gut des Hieronymus1 ist das Freisein von Schmerz ; das des Diodorus2 das Aufhören des Schmerzes. Aber auch die übrigen Wesen fliehen den Schmerz und freuen sich über das Freisein oder Aufhören des Schmerzes. Was liegt denn für den Menschen Auszeichnendes darin, wenn man ihm als höchstes Gut das zuerkennt, was er mit den Tieren gemein hat?
Zeno3 hielt es für das höchste Gut, in Übereinstimmung mit der Natur zu leben. Diese Begriffsbestimmung ist zu allgemein; denn alle Wesen leben in Übereinstimmung mit der Natur, und jedes Wesen hat seine eigene Natur. Epikurus trat für das Vergnügen des Geistes ein. Was ist aber das geistige Vergnügen anders als die Freude, in S. 161 der der Geist zumeist ausschweift und in Scherz und Lachen ausbricht? Aber dieses Gut ist auch den Tieren nicht fremd; denn sind sie mit Futter gesättigt, so überlassen sie sich der Freude und Ausgelassenheit. Dinomachus und Callipho4 sprachen sich für das ehrbare Vergnügen aus; aber sie wollten damit entweder dasselbe sagen wie Epikur, daß nämlich das sinnliche Vergnügen nicht ehrbar ist, oder wenn sie von den sinnlichen Vergnügungen die einen für schimpflich, die anderen für ehrbar hielten, so ist das nicht mehr das höchste Gut, was zum Bereich des Leibes gehört.
Die Peripatetiker schmieden das höchste Gut aus den Gütern des Geistes, des Leibes und des Glückes zusammen. Mit den Gütern des Geistes kann man sich einverstanden erklären. Wenn diese aber der Unterstützung bedürfen, um die Glückseligkeit vollkommen zu machen, so sind sie jedenfalls unzulänglich. Die Güter des Leibes und des Glückes liegen nicht in des Menschen Macht; und das ist nicht mehr das höchste Gut, was zum Gebiet des Leibes und der äußeren Güter gehört; denn auch den Tieren gehört dieses doppelte Gut an; auch sie haben das Bedürfnis, daß sie sich Wohlbefinden und der nötigen Nahrung nicht ermangeln.
Von den Stoikern rühmt man, daß sie weit mehr Einsicht gezeigt haben, indem sie die Tugend für das höchste Gut erklärten. Aber die Tugend kann das höchste Gut nicht sein; denn da sie in der Ertragung von Übeln und Mühen besteht, so kann sie an sich nicht glückselig sein; sie muß das höchste Gut als Wirkung und Frucht hervorbringen, weil man zum höchsten Gut ohne größte Beschwerlichkeit und Mühsal nicht gelangen kann.
Aristoteles ist weit vom Wege der Vernunft abgeirrt, indem er die Ehrbarkeit mit der Tugend verknüpfte: als ob sich jemals die Tugend von der Ehrbarkeit trennen und mit der Schändlichkeit verbinden ließe.
S. 162 Herillus5, der Schüler Pyrrhos6, hat die Wissenschaft zum höchsten Gute gemacht. Diese kommt zwar dem Menschen und dem Geiste allein zu, aber sie kann auch ohne Tugend zuteil werden. Man kann doch den nicht für glückselig erachten, der durch Zuhören oder geringe Lesung sich einige Kenntnisse angeeignet hat; auch ist Wissenschaft keine ausreichende Begriffsbestimmung für das höchste Gut, weil es auch eine Wissenschaft von schlechten oder wenigstens von unnützen Dingen geben kann. Und ist es auch ein Wissen von guten und nützlichen Dingen, das man sich durch Anstrengung erworben hat, so ist es doch nicht das höchste Gut. Denn die Wissenschaft hat ihren Zweck nicht in sich selbst, sondern in etwas anderem. Künste und Wissenschaften lernt man darum, auf daß sie uns zum Unterhalt, zum Ruhme oder auch zum Vergnügen dienen. Diese Dinge können aber die höchsten Güter nicht sein.
Also auch in der Ethik halten die Philosophen keine feste Richtschnur ein; denn gerade in Angelpunkten, d. h. in der Untersuchung, die gestaltend auf das Leben einwirkt, sind sie miteinander in Widerstreit. Es können doch die Vorschriften für das Leben nicht gleich oder ähnlich sein, wenn die einen von den Philosophen zum Vergnügen heranbilden, die anderen zur Ehrbarkeit; die einen zur Natur, die anderen zur Wissenschaft; die einen zum Suchen, die anderen zum Fliehen der Schätze; die einen zum Freisein von Schmerz, die anderen zur Ertragung der Übel. Und in all diesen Dingen weichen sie, wie ich vorher gezeigt, von der Vernunft ab, weil sie Gott nicht kennen.
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Schüler des Sokrates, um 380 v. Chr. ↩
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Aus Rhodos, Schüler des Aristoteles, um 300 v. Chr. ↩
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Aus Citinum auf Cypern; Begründer der stoischen Schule um 300 v. Chr. ↩
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Ihre Lebenszeit ist nicht näher bekannt; Cicero führt sie Tuscul. V 30 an. ↩
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Stoischer Philosoph, um 260 v. Chr. ↩
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Stifter der sog. Skeptischen Schule, Zeitgenosse Alexanders d. Gr. ↩