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Von den Todesarten der Verfolger (BKV)
48. Das Edikt von Mailand, Januar 313.
Licinius verteilte den Teil des Heeres, der sich ihm ergeben hatte, unter seine Mannschaft, setzte dann mit dem Heere wenige Tage nach der Schlacht nach Bithynien über und hielt seinen Einzug in Nikomedien. Hier erstattete er Gott, durch dessen Beistand er gesiegt hatte, den schuldigen Dank und ließ am Tage der Iden des Juni (13. Juni 313) unter dem dritten Konsulate des Konstantin und Licinius folgendes Edikt an die Statthalter über die Wiederherstellung der Kirche öffentlich anschlagen1:
„Nachdem wir, sowohl ich Konstantinus Augustus, als auch ich Licinius Augustus glücklich zu Mailand uns eingefunden hatten und alle Angelegenheiten der öffentlichen Wohlfahrt und Sicherheit in Beratung nahmen, so glaubten wir unter den übrigen Anordnungen, von denen wir uns Nutzen für die S. 58 Gesamtheit versprachen, vor allem die Dinge ordnen zu müssen, auf denen die Verehrung der Gottheit beruht, und zwar in der Art, daß wir sowohl den Christen wie auch allen übrigen freie Befugnis gewährten, der Religion sich anzuschließen, die jeder sich wählen würde, auf daß alles, was von göttlicher Wesenheit auf himmlischem Sitze thront, uns und allen, die unter unserer Herrschaft stehen, gnädig und gewogen sein möge. Und so glaubten wir in heilsamer und vernünftiger Erwägung den Entschluß fassen zu müssen, durchaus keinem die Erlaubnis zu versagen, der entweder der Religionsübung der Christen oder jener Religion sich zuwenden wollte, die er für sich als die geeignetste erachtete, auf daß die höchste Gottheit, deren Verehrung wir aus freiem Herzen ergeben sind, uns in allem die gewohnte Huld und Gnade erweisen könne. Es mag daher deine Ergebenheit wissen, daß es uns gefallen hat, die Bestimmungen, die in den früheren Erlassen an deine Dienstbeflissenheit über den Namen der Christen enthalten waren und die als durchaus ungünstig und unserer Milde widersprechend erschienen, alle ohne Ausnahme aufzuheben, so daß jetzt frei und unbehindert jeder, der die Religion der Christen zu beobachten geneigt ist, ohne alle Beunruhigung und Belästigung dieser Beobachtung obliegen mag. Und dies glauben wir deiner Besorgtheit ausführlichst zur Kenntnis bringen zu sollen, damit du wissest, daß wir freie und unbeschränkte Ausübung ihrer Religion den nämlichen Christen gewährt haben. Und indem du deutlich ersiehst, daß wir dieses den Christen gestattet haben, so erkennt deine Ergebenheit, daß wir auch den übrigen eine ähnlich offene und uneingeschränkte Ermächtigung zur Ausübung ihrer Religion im Interesse der Ruhe unserer Zeit eingeräumt haben, so daß jeder in der Verehrung dessen, was er sich erwählt hat, ungehinderte Freiheit hat. Und dies ist von uns geschehen, damit keine Art von Gottesverehrung und keine Religion durch uns irgendwelchen Abbruch erfahre. Und überdies haben wir bezüglich der Gesamtheit der Christen folgendes zu bestimmen für gut befunden: Wer etwa solche Stätten, an denen die Christen früher zusammenzukommen pflegten — über S. 59 welche auch in den früheren Schreiben an deine Dienstbeflissenheit besondere Anweisungen enthalten waren —, in früherer Zeit von unserem Schatze oder sonst von irgend jemand käuflich erworben hat, der muß dieselben ohne Kaufpreis und ohne irgendwelche Entschädigung mit Ausschluß aller Hintanhaltung und Umständlichkeit zurückerstatten. Und wer solche Stätten zum Geschenke erhalten hat, muß sie ebenfalls den nämlichen Christen in kürzester Bälde zurückgeben; und sowohl Käufer als Beschenkte mögen sich, wenn sie etwas von unserer Wohlgeneigtheit erhoffen, an unseren Stellvertreter wenden, damit auch für sie durch unsere Milde gesorgt werde. Und dies alles muß der Körperschaft der Christen durch deine Vermittlung unverweilt und unverzüglich übergeben werden. Und nachdem die nämlichen Christen nicht bloß die Stätten, an denen sie sich zum Gottesdienst zu versammeln pflegten, sondern auch noch anderes zum Eigentum hatten, das zum Recht ihrer Körperschaft, das heißt der Kirchen, nicht einzelner Menschen, gehörte, so wirst du all dieses nach dem Gesetz, das wir oben dargelegt haben, ohne jegliche Ausflucht und Widerrede denselben Christen, das heißt der Körperschaft und den Versammlungsstätten der Christen zurückgeben lassen unter Einhaltung der vorher erwähnten Rücksichtnahme, daß jene, welche dieselben ohne Entgelt zurückerstatten, Schadloshaltung von unserem Wohlwollen erwarten dürfen. In all diesen Dingen wirst du der erwähnten Körperschaft der Christen deine wirksamste Vermittlung angedeihen lassen, damit unsere Vorschrift je eher desto lieber zur Ausführung komme, auf daß auch hierin durch unsere Milde für die öffentliche Ruhe gesorgt werde. Auf diese Art wird es geschehen, daß, wie wir bereits oben angeführt haben, die göttliche Hulderweisung gegen uns, die wir in Dingen von höchster Wichtigkeit erfahren haben, für alle Zeit glücklich bei unseren Unternehmungen zur allgemeinen Glückseligkeit verbleibe. Damit aber der Wortlaut dieser unserer gnädigen Verordnung allen zur Kenntnis gelangen kann, so wirst du dieses Schreiben durch öffentlichen Anschlag überall bekannt machen und zur Wissenschaft aller gelangen lassen, damit die S. 60 Anordnung unseres Wohlwollens niemand unbekannt bleiben kann.“
Nach Veröffentlichung dieses Erlasses gab Licinius auch noch mündliche Anweisungen, daß den Christen die gottesdienstlichen Stätten in früherem Zustande zurückgegeben würden. So sind vom Umsturze der Kirche bis zur Wiederherstellung zehn Jahre und ungefähr vier Monate verflossen.
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Der Wortlaut des berühmten Ediktes ist in der Übersetzung möglichst beibehalten worden. Die griechische Übersetzung findet sich bei Eusebius. ↩
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Of the Manner in Which the Persecutors Died
Chap. XLVIII.
Not many days after the victory, Licinius, having received part of the soldiers of Daia into his service, and properly distributed them, transported his army into Bithynia, and having made his entry into Nicomedia, he returned thanks to God, through whose aid he had overcome; and on the ides of June, 1 while he and Constantine were consuls for the third time, he commanded the following edict for the restoration of the Church, directed to the president of the province, to be promulgated:--
"When we, Constantine and Licinius, emperors, had an interview at Milan, and conferred together with respect to the good and security of the commonweal, it seemed to us that, amongst those things that are profitable to mankind in general, the reverence paid to the Divinity merited our first and chief attention, and that it was proper that the Christians and all others should have liberty to follow that mode of religion which to each of them appeared best; so that that God, who is seated in heaven, might be benign and propitious to us, and to every one under our government. And therefore we judged it a salutary measure, and one highly consonant to right reason, that no man should be denied leave of attaching himself to the rites of the Christians, or to whatever other religion his mind directed him, that thus the supreme Divinity, to whose worship we freely devote ourselves, might continue to vouchsafe His favour and beneficence to us. And accordingly we give you to know that, without regard to any provisos in our former orders to you concerning the Christians, all who choose that religion are to be permitted, freely and absolutely, to remain in it, and not to be disturbed any ways, or molested. And we thought fit to be thus special in the things committed to your charge, that you might understand that the indulgence which we have granted in matters of religion to the Christians is ample and unconditional; and perceive at the same time that the open and free exercise of their respective religions is granted to all others, as well as to the Christians. For it befits the well-ordered state and the tranquillity of our times that each individual be allowed, according to his own choice, to worship the Divinity; and we mean not to derogate aught from the honour due to any religion or its votaries. Moreover, with respect to the Christians, we formerly gave certain orders concerning the places appropriated for their religious assemblies; but now we will that all persons who have purchased such places, either from our exchequer or from any one else, do restore them to the Christians, without money demanded or price claimed, and that this be performed peremptorily and unambiguously; and we will also, that they who have obtained any right to such places by form of gift do forthwith restore them to the Christians: reserving always to such persons, who have either purchased for a price, or gratuitously acquired them, to make application to the judge of the district, if they look on themselves as entitled to any equivalent from our beneficence.
"All those places are, by your intervention, to be immediately restored to the Christians. And because it appears that, besides the places appropriated to religious worship, the Christians did possess other places, which belonged not to individuals, but to their society in general, that is, to their churches, we comprehend all such within the regulation aforesaid, and we will that you cause them all to be restored to the society or churches, and that without hesitation or controversy: Provided always, that the persons making restitution without a price paid shall be at liberty to seek indemnification from our bounty. In furthering all which things for the behoof of the Christians, you are to use your utmost diligence, to the end that our orders be speedily obeyed, and our gracious purpose in securing the public tranquillity promoted. So shall that divine favour which, in affairs of the mightiest importance, we have already experienced, continue to give success to us, and in our successes make the commonweal happy. And that the tenor of this our gracious ordinance may be made known unto all, we will that you cause it by your authority to be published everywhere."
Licinius having issued this ordinance, made an harangue, in which he exhorted the Christians to rebuild their religious edifices.
And thus, from the overthrow of the Church until its restoration, there was a space of ten years and about four months.
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13th of June. [Note the rise of general toleration.] ↩