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Summa theologiae
Articulus 2
Iª q. 27 a. 2 arg. 1
Ad secundum sic proceditur. Videtur quod processio quae est in divinis, non possit dici generatio. Generatio enim est mutatio de non esse in esse, corruptioni opposita; et utriusque subiectum est materia. Sed nihil horum competit divinis. Ergo non potest generatio esse in divinis.
Iª q. 27 a. 2 arg. 2
Praeterea, in Deo est processio secundum modum intelligibilem, ut dictum est. Sed in nobis talis processio non dicitur generatio. Ergo neque in Deo.
Iª q. 27 a. 2 arg. 3
Praeterea, omne genitum accipit esse a generante. Esse ergo cuiuslibet geniti est esse receptum. Sed nullum esse receptum est per se subsistens. Cum igitur esse divinum sit esse per se subsistens, ut supra probatum est, sequitur quod nullius geniti esse sit esse divinum. Non est ergo generatio in divinis.
Iª q. 27 a. 2 s. c.
Sed contra est quod dicitur in Psalmo II, ego hodie genui te.
Iª q. 27 a. 2 co.
Respondeo dicendum quod processio verbi in divinis dicitur generatio. Ad cuius evidentiam, sciendum est quod nomine generationis dupliciter utimur. Uno modo, communiter ad omnia generabilia et corruptibilia, et sic generatio nihil aliud est quam mutatio de non esse ad esse. Alio modo, proprie in viventibus, et sic generatio significat originem alicuius viventis a principio vivente coniuncto. Et haec proprie dicitur nativitas. Non tamen omne huiusmodi dicitur genitum, sed proprie quod procedit secundum rationem similitudinis. Unde pilus vel capillus non habet rationem geniti et filii, sed solum quod procedit secundum rationem similitudinis, non cuiuscumque, nam vermes qui generantur in animalibus, non habent rationem generationis et filiationis, licet sit similitudo secundum genus, sed requiritur ad rationem talis generationis, quod procedat secundum rationem similitudinis in natura eiusdem speciei, sicut homo procedit ab homine, et equus ab equo. In viventibus autem quae de potentia in actum vitae procedunt, sicut sunt homines et animalia, generatio utramque generationem includit. Si autem sit aliquod vivens cuius vita non exeat de potentia in actum, processio, si qua in tali vivente invenitur, excludit omnino primam rationem generationis; sed potest habere rationem generationis quae est propria viventium. Sic igitur processio verbi in divinis habet rationem generationis. Procedit enim per modum intelligibilis actionis, quae est operatio vitae, et a principio coniuncto, ut supra iam dictum est, et secundum rationem similitudinis, quia conceptio intellectus est similitudo rei intellectae, et in eadem natura existens, quia in Deo idem est intelligere et esse, ut supra ostensum est. Unde processio verbi in divinis dicitur generatio, et ipsum verbum procedens dicitur filius.
Iª q. 27 a. 2 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod obiectio illa procedit de generatione secundum rationem primam, prout importat exitum de potentia in actum. Et sic non invenitur in divinis, ut supra dictum est.
Iª q. 27 a. 2 ad 2
Ad secundum dicendum quod intelligere in nobis non est ipsa substantia intellectus, unde verbum quod secundum intelligibilem operationem procedit in nobis, non est eiusdem naturae cum eo a quo procedit. Unde non proprie et complete competit sibi ratio generationis. Sed intelligere divinum est ipsa substantia intelligentis, ut supra ostensum est, unde verbum procedens procedit ut eiusdem naturae subsistens. Et propter hoc proprie dicitur genitum et filius. Unde et his quae pertinent ad generationem viventium, utitur Scriptura ad significandam processionem divinae sapientiae, scilicet conceptione et partu, dicitur enim ex persona divinae sapientiae, Proverb. VIII, nondum erant abyssi, et ego iam concepta eram; ante colles ego parturiebar. Sed in intellectu nostro utimur nomine conceptionis, secundum quod in verbo nostri intellectus invenitur similitudo rei intellectae, licet non inveniatur naturae identitas.
Iª q. 27 a. 2 ad 3
Ad tertium dicendum quod non omne acceptum est receptum in aliquo subiecto, alioquin non posset dici quod tota substantia rei creatae sit accepta a Deo, cum totius substantiae non sit aliquod subiectum receptivum. Sic igitur id quod est genitum in divinis, accipit esse a generante, non tanquam illud esse sit receptum in aliqua materia vel subiecto (quod repugnat subsistentiae divini esse); sed secundum hoc dicitur esse acceptum, inquantum procedens ab alio habet esse divinum, non quasi aliud ab esse divino existens. In ipsa enim perfectione divini esse continetur et verbum intelligibiliter procedens, et principium verbi; sicut et quaecumque ad eius perfectionem pertinent, ut supra dictum est.
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Summe der Theologie
Zweiter Artikel. In Gott besteht eine Zeugung.
a) Dagegen spricht: I. Daß Zeugung im Gegensatze zum Vergehen eine Änderung ist, die vom Nichtsein beginnt und in Sein endet, wo also Sein dem Nichtsein folgt; während beiden, dem betreffenden Nichtsein und dem Sein, wie z. B. dem Nicht-Menschsein und dem Menschsein der Stoff als Vermögen etwas zu Werden gemeinschaftlich zu Grunde liegt. Von diesem allem kann aber bei Gott nicht die Rede sein; — II.. daß bei uns ein Ausgehen nach der Weise des Vernünftigen, wie dies Artikel 1 bezeichnete, nicht „Zeugung“ genannt, wird; III. daß alles Gezeugte sein Sein erhält vom Zeugenden. Das Sein also von jeglichem Erzeugten ist empfangenes Sein. Kein Sein aber, was empfangen und aufgenommen worden, also vom empfangenden Subjekte getragen wird, ist ein von sich aus bereits in sich bestehendes Sein. Da nun das göttliche Sein ein in sich bestehendes und kein von etwas Anderem als von einem Subjekte getragenes oder empfangenes Sein ist, so folgt, daß kein erzeugtes Sein als göttliches Sein bezeichnet werden kann. Auf der anderen Seite sagt der 2. Psalm: „Heute habe ich dich gezeugt.“
b) Ich antworte, das Ausgehen des Wortes wird in Gott Zeugung genannt. Zur Klarstellung dieser Behauptung ist zu erwägen, daß wir uns des Wortes „Zeugung“ in doppeltem Sinne bedienen: Einmal umfassen wir mit dieser Bezeichnung alles, was entstehen und vergehen kann; und so ist Zeugung nichts Anderes als eine Änderung aus Nichtsein in Sein. Dann wenden wir dieses Wort in besonderer Weise auf das Lebendige an; und so bezeichnet Zeugung den Ursprung eines lebenden Dinges von einem mit ihm verbundenen Princip; was dann im eigentlichen Sinne „geboren werden“ genannt wird. Dabei muß jedoch bemerkt werden, daß nicht jegliches lebende Ding, was von einem mit ihm verbundenen Princip kommt, als „gezeugt“ bezeichnet wird; sondern nur das, was im eigentlichsten Sinne, nämlich dem Wesen nach, gemäß der Ähnlichkeit ausgeht. Demnach hat das Haar z. B. nicht den Charakter des Gezeugten oder des Sohnes; sondern nur, was dem Wesen der Gattung gemäß dem ähnlich ist, von dem es ausgeht. Auch die Würmer, welche aus den tierischen Körpern entstehen, sind im Verhältnisse zu letzteren nicht gezeugt, sind keine Söhne; denn nur die „Art“, das „lebende“ Moment ist ihnen mit dem gemeinsam, wovon sie ausgehen; während, um von Zeugung und Sohnschaft sprechen zu können, das Wesen oder die Natur der Gattung gemeinsam sein muß zwischen dem „Ausgehenden“ und dem, wovon es ausgeht; wie der Mensch vom Menschen ausgeht und das Pferd vom Pferde. In solchen lebenden Wesen also, welche vom Vermögen, zu sein, in das wirkliche Sein, also vom betreffenden Nichtsein zum Sein übergehen, wie in Menschen und Tieren, schließt das Wort „Zeugung“ sowohl die allemeine, ersterwähnte Anwendung auf alles Entstehen und Vergehen im Stoffe in sich ein, als auch die besondere Anwendung auf das Lebende. Giebt es aber ein lebendes Sein, dessen Leben nicht erst aus einem Vermögen für das Sein wirkliches Sein wird, so wird bei ihm, falls ein Ausgehen in selbem vorhanden ist, die selbe Bedeutung oder Anwendung des Wortes ganz und gar ausgeschlossen; und dieses Ausgehen hat dann nur jene besondere Zeugung, die den lebenden Wesen eigen ist. In dieser Weise nun besitzt das Ausgehen des „Wortes“ in Gott den Charakter wahrer Zeugung: Denn es geht aus einerseits nach der Weise, wie es die vernünftige Thätigkeit erfordert, die doch Thätigkeit des Lebens genannt wird; und andererseits geht es aus von einem mit ihm verbundenen Princip nach Maßgabe der Ähnlichkeit; denn die Auffassung der Vernunft ist die Ähnlichkeit des verstandenen Dinges. Und endlich existiert es in ganz ein und derselben Natur; da ja in Gott ein und dasselbe ist: Erkennen, Auffassen und Sein. Deshalb wird das Ausgehen des „Wortes“ in Gott Zeugung genannt und das ausgehende Wort selber: Sohn. I. Der erste Einwurf geht von der ersterwähnten allgemeinen Anwendung des Wortes „Zeugung“ aus; insoweit dasselbe den Ausgang von einem Vermögen für das Sein zum Wirklichsein bedeutet. Dies hat aber nicht statt in Gott. II. Das Erkennen oder Verstehen in uns ist nicht die Substanz selber der Vemunft. Somit ist das „Wort“, welches gemähß vernünftiger Thätigkeit in uns hervorgeht, nicht der gleichen Natur mit dem, wovon es augeht: es hat nicht die menschliche Substanz. Also kommt ihm die Zeugung nicht im eigentlichen Sinne zu. Das göttliche Verstehen aber ist die göttliche Substanz. Und somit geht das „Wort“ aus als in der ganz und gar gleichen Natur für sich bestehend; und wird sonach mit vollem Recht „gezeugt“ oder „Sohn“ genannt. Demgemäß gebraucht mit Rücksicht darauf die heilige Schrift entsprechende Worte. So heißt es Prov. 9.: „Die Abgründe waren noch nicht; und ich war schon empfangen... vor den Hügeln wurde ich gezeugt.“ Für unsere Vernunft bedienen wir uns des Wortes „Empfängnis“, „Zeugung“, weil im „Worte“ unserer Vernunft die Ähnlichkeit mit der verstandenen Sache gefunden wird; wenn auch nicht dieselbe und gleiche Natur. III. Nicht alles, was empfangen wird, ist in einem Subjekte aufgenommen und getragen. Sonst könnte nicht gesagt werden, daß die ganze Substanz eines Dinges von Gott her empfangen sei, da die ganze Substanz eines Dinges nicht mehr in einem anderen als einem tragenden und aufnehmenden Subjekte sich findet. So also erhält, was in Gott „gezeugt“ ist, das Sein vom „Zeugenden“; nicht als ob nun diees Sein aufgenommen und getragen sei von einem anderen als dem Subjekte oder von der Materie, wie das Holz die Dreiecksform trägt; das ist gegen das In-sich-bestehen des göttlichen Seins. Vielmehr wird dieses Sein in der Weise empfangen, insofern der Ausgehende von einem Anderen das göttliche Sein hat; nicht insofern Er etwas Anderes wäre als das göttliche Sein. Denn in der einen göttlichen Vollkommenheit selber ist enthalten sowohl das „Wort“, welches nach Weise des Vernünftigen ausgeht, als auch das „Princip des Wortes“ und was auch immer zu dessen Vollendung gehört.