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Works Thomas Aquinas (1225-1274)

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Summa theologiae

Articulus 6

Iª q. 48 a. 6 arg. 1

Ad sextum sic proceditur. Videtur quod habeat plus de ratione mali poena quam culpa. Culpa enim se habet ad poenam, ut meritum ad praemium. Sed praemium habet plus de ratione boni quam meritum, cum sit finis eius. Ergo poena plus habet de ratione mali quam culpa.

Iª q. 48 a. 6 arg. 2

Praeterea, illud est maius malum, quod opponitur maiori bono. Sed poena, sicut dictum est, opponitur bono agentis, culpa autem bono actionis. Cum ergo melius sit agens quam actio, videtur quod peius sit poena quam culpa.

Iª q. 48 a. 6 arg. 3

Praeterea, ipsa privatio finis poena quaedam est, quae dicitur carentia visionis divinae. Malum autem culpae est per privationem ordinis ad finem. Ergo poena est maius malum quam culpa.

Iª q. 48 a. 6 s. c.

Sed contra, sapiens artifex inducit minus malum ad vitandum maius; sicut medicus praecidit membrum, ne corrumpatur corpus. Sed Dei sapientia infert poenam ad vitandam culpam. Ergo culpa est maius malum quam poena.

Iª q. 48 a. 6 co.

Respondeo dicendum quod culpa habet plus de ratione mali quam poena, et non solum quam poena sensibilis, quae consistit in privatione corporalium bonorum, cuiusmodi poenas plures intelligunt; sed etiam universaliter accipiendo poenam, secundum quod privatio gratiae vel gloriae poenae quaedam sunt. Cuius est duplex ratio. Prima quidem est, quia ex malo culpae fit aliquis malus, non autem ex malo poenae; secundum illud Dionysii, IV cap. de Div. Nom., puniri non est malum, sed fieri poena dignum. Et hoc ideo est quia, cum bonum simpliciter consistat in actu, et non in potentia, ultimus autem actus est operatio, vel usus quarumcumque rerum habitarum; bonum hominis simpliciter consideratur in bona operatione, vel bono usu rerum habitarum. Utimur autem rebus omnibus per voluntatem. Unde ex bona voluntate, qua homo bene utitur rebus habitis, dicitur homo bonus; et ex mala, malus. Potest enim qui habet malam voluntatem, etiam bono quod habet, male uti; sicut si grammaticus voluntarie incongrue loquatur. Quia ergo culpa consistit in deordinato actu voluntatis, poena vero in privatione alicuius eorum quibus utitur voluntas; perfectius habet rationem mali culpa quam poena. Secunda ratio sumi potest ex hoc, quod Deus est auctor mali poenae, non autem mali culpae. Cuius ratio est, quia malum poenae privat bonum creaturae, sive accipiatur bonum creaturae aliquid creatum, sicut caecitas privat visum; sive sit bonum increatum, sicut per carentiam visionis divinae tollitur creaturae bonum increatum. Malum vero culpae opponitur proprie ipsi bono increato, contrariatur enim impletioni divinae voluntatis, et divino amori quo bonum divinum in seipso amatur; et non solum secundum quod participatur a creatura. Sic igitur patet quod culpa habet plus de ratione mali quam poena.

Iª q. 48 a. 6 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod, licet culpa terminetur ad poenam, sicut meritum ad praemium, tamen culpa non intenditur propter poenam, sicut meritum propter praemium, sed potius e converso poena inducitur ut vitetur culpa. Et sic culpa est peius quam poena.

Iª q. 48 a. 6 ad 2

Ad secundum dicendum quod ordo actionis, qui tollitur per culpam, est perfectius bonum agentis, cum sit perfectio secunda, quam bonum quod tollitur per poenam, quod est perfectio prima.

Iª q. 48 a. 6 ad 3

Ad tertium dicendum quod non est comparatio culpae ad poenam sicut finis et ordinis ad finem, quia utrumque potest privari aliquo modo et per culpam, et per poenam. Sed per poenam quidem, secundum quod ipse homo removetur a fine, et ab ordine ad finem, per culpam vero, secundum quod ista privatio pertinet ad actionem, quae non ordinatur ad finem debitum.

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Summe der Theologie

Sechster Artikel. Ein größeres Übel ist die Schuld wie die 5trafe.

a) Dagegen spricht: I. Die Schuld verhält sich zur Strafe, wie das Verdienst zum Lohne. Der Lohn aber hat mehr vom Charakter des Guten, denn er ist dessen Zweck. Also ist auch mehr Übel die Strafe wie die Schuld. II. Was einem größeren Gute gegenübersteht, ist ein größeres Übel. Die Strafe nun ist entgegen dem Wohle des Wirkenden; die Schuld aber nur der Güte des einzelnen Aktes. Da also besser ist der Wirkende wie die einzelne Wirksamkeit, so ist mehr Übel die Strafe wie die Schuld. III. Das Entbehren der Endvollendung selber, der Anschauung Gottes, ist eine Strafe; das Entbehren aber dessen, was nur zum Zwecke dient, ist Schuld. Also ist die Strafe ein größeres Übel wie die Schuld. Auf der anderen Seite ist es Sache des Künstlers, ein kleineres Übel zu veranlassen, um ein größeres zu vermeiden; und auch der Arzt schneidet ein Glied ab, damit er das Ganze erhalte. Die Weisheit Gottes aber straft, damit die Schuld vermieden werde. Also ist die Strafe ein minderes Übel wie die Schuld.

b) Ich antworte, die Schuld sei ein weit größeres Übel wie die Strafe und nicht nur wie die fühlbaren Strafen in dieser Welt, sondern auch inwieweit die Entziehung der Gnade oder der Herrlichkeit gewissermaßen Strafen sind. Davon besteht ein zweifacher Grund: 1. Durch das Übel der Schuld wird jemand schlecht, nicht aber durch das Übel der Strafe; wie Dionysius sagt (4. de div. nom.): „Gestraft werden ist kein Übel; aber der Strafe wert werden.“ Denn das Gute besteht einfach im wirklichen Thätigsein und nicht im Vermögen für die Thätigkeit; das letzte Thätigsein aber ist nicht, daß jemand wirklich und thatsächlich nur ist, sondern daß er wirkt und demgemäß seine Fähigkeiten gebraucht. Wir gebrauchen aber alle Dinge und unsere eigenen Fähigkeiten vermittelst des freien Willens. Deshalb wird der freie Wille, gemäß dem er seine Fähigkeiten und die anderen Dinge gebraucht, je nach dem gut oder schlecht genannt. Denn wer einen schlechten Willen hat, kann sich auch des Guten, was er hat, schlecht bedienen, wie wenn jemand, der gut die Grammatik kennt, freiwillig unzukömmlich spricht. Da also die Schuld im ungeordneten Willensakte selber besteht, die Strafe aber im Entbehren eines jener Dinge, deren der Wille sich bedient, die er nur als Mittel gebraucht, so ist die Schuld in höherem Grade ein Übel wie die Strafe. 2. Gott ist der Urheber der Strafe und nicht der Schuld. Denn die Strafe beraubt eines Gutes, das dem Geschöpfe seiner Seinsstufe gemäß in irgend einer Weise gebührt, sei es im Bereiche der Natur, wie die Blindheit der Sehkraft beraubt, sei es im Bereiche des Ungeschaffenen, wie durch das Entbehren der seligen Anschauung dem Geschöpfe ein ungeschaffenes Gut entzogen ist. Alle solche Güter aber sind Güter des Geschöpfes und bestimmt, demselben zu eigen zu sein. Die Schuld jedoch ist im eigentlichen Sinne entgegengesetzt dem ungeschaffenen Gute. Denn sie stellt sich entgegen der Erfüllung des göttlichen Willens und der göttlichen Liebe, wodurch das göttliche Gut in Sich selber geliebt wird und nicht nur insoweit es der Kreatur mitgeteilt ist. So also ist mehr Übel die Schuld wie die Strafe.

c) I. Wohl folgt die Strafe der Schuld, wie der Lohn dem Verdienste. Aber die Strafe wird nicht als Zweck beabsichtigt vom Schuldigen; sondern vielmehr wird gestraft, damit nicht gesündigt werde. Also ist die Sünde ein größeres Übel wie die Strafe. II. Die Zweckordnung im Handeln, die von der Schuld gestört wird,ist ein vollkommeneres Gut wie das Gut, welches die Strafe fortnimmt. Denn das Gute besteht eben hauptsächlich und an sich im Handeln; nicht aber im bloßen Vermögen zu handeln. III. Es ist da zwischen der Schuld und der Strafe nicht dasselbe Verhältnis wie zwischen dem Zwecke und dem Zweckdienlichen. Denn beides kann sowohl des einen wie des anderen in gewisser Weise berauben, nämlich des Zweckes und der Mittel zum Zwecke. Durch die Strafe nämlich wird der Mensch entfernt vom Zwecke und von dem, was zur Erreichung des Zweckes helfen sollte; durch die Schuld aber wird das Wirken selber der Hinordnung zum gebührenden Zwecke beraubt.

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