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Works Thomas Aquinas (1225-1274)

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Summe der Theologie

Zweiter Artikel. Das Verhältnis der Sinne.

a) In den Sinnen scheint nichts Falsches zu sein. Denn: I. Augustin schreibt (de vera Relig. c. 33.): „Da nun alle Sinne gerade in der nämlichen Weise melden, in welcher sie von außen her beeinflußt werden, so weiß ich nicht, was wir noch weiteres von denselben verlangen sollen.“ Also scheint es, daß wir durch die Sinne keineswegs in Irrtum geführt werden und daß somit in ihnen nichts Falsches sich findet. II. Aristoteles sagt desgleichen (4 Metaph.): „Das Falsche sei nicht dem Sinne eigen, sondern vielmehr der Einbildungskraft.“ III. In der einfachen Auffassung ist weder Falsches noch Wahres, sondern nur im Zusammengesetzten, wo Prädikat mit Subjekt verbunden wird. Den Sinnen aber ist es nicht eigen, zu verbinden oder zu trennen. Als0 besteht in denselben nichts Falsches. Auf der anderen Seite sagt Augustin (2. Solil. q. 6.): „Es ist wohl offenbar, daß wir, in allen Sinnen durch hinreißende Ähnlichkait getäuscht werden.“

b) Ich antworte, man muß das Falsche in den Sinnen nicht in anderer Weise suchen, als in der nämlichen, wie daselbst die Wahrheit ist. Die Wahrheit aber ist in den Sinnen nicht so, als ob der Sinn die Wahrheit erkannte; sondern insofern er eine wahre Auffassung über das sinnlich Wahrnehmbare in sich besitzt. Und dies ist deshalb der Fall, weil der Sinn die Dinge auffaßt, wie sie sind. Somit wird Falsches im Sinne sich vorfinden, je nachdem derselbe die Dinge auffaßt oder beurteilt anders wie sie sind. Wie dies geschehen kann, muß untersucht werden. Der Sinn verhält sich im Erkennen der Dinge ebenso, wie eine Ähnlichkeit der Dinge in ihm sich vorfindet. Eine solche Ähnlichkeit von irgend welchem Dinge ist nun im Sinne in dreifacher Weise: Einmal von vornherein und ohne Bedingung, per se und primo, wie im Auge z. B. die Ähnlichkeit der Farben ist und so verhältnismäßig in den anderen Sinnen. Das ist das ssensibile primum. Dann: ohne Voraussetzung und Bedingung per se, aber nicht vor allem und von vornherein, pnimo; wie im Auge z. B. die Ähnlichkeit der Figur oder Größe ist, jedoch nur auf Grund der Farbe, die ohne diese Begleitung der sensibilia communia sich nicht vorstellt. Schließlich weder von vornherein, primo, noch ohne Bedingung und Voraussetzung, per se, wie im Auge z. B. die Ähnlichkeit des Menschen ist, insofern nämliich es zufallig diesen Gefärbten eignet, Mensch zu sein. Mit Rücksicht nun auf den jedem Sinne seiner Natur nach eigentümlichen Gegenstand, das sesibile proprium, wie also die Farhe es für das Auge, der Schall für das Ohr ist, hat der Sinn nichts Falsches, außer etwa zufällig der üblen Lage des betreffenden Organs zufolge, wegen deren der Sinn die Wirksamkeit des Gegenstandes nicht genügend in sich aufnehmen kann; wie z. B. der Künstler nur unvollkommen seine Form einprägt, wenn das Holz, der Marmor, das Material im allgemeinen schlecht ist. So scheint dem Kranken das Süße bitter zu sein, weil ihre Zunge nicht gut disponiert ist. Soweit es aber die beiden anderen Seiten der im Sinne befindlichen Ähnlichkeit, also die sensibilia commnnia und das ganz Zufällige anbelangt, so kann da, selbst wenn das materielle Organ nichts zu wünschen übrig läßt, etwas Falsches sich einschleichen; denn der Sinn hat keine direkte und unmittelbare Beziehung darauf, sondern nur auf Grund von Beziehungen, die er zu anderen Fähigkeiten hat, richtet er sich auf dieses. l. Daß der Sinn beeinflußt wird, ist eben nichts anderes wie sein thatsächliches Wahrnehmen. Weil also der Sinn so meldet, wie er von außen beeinflußt wird; deshalb irren wir nicht im Urteilen, daß wir sinnlich wahrnehmen. Weil aber der Sinn manchmal anders beeinflußt wird, wie die Sache thatsächlich ist, so folgt, daß er uns anders meldet, wie die Sache thatsächlich ist. Und so täuschen wir uns nicht über das Wahrnehmen selbst, wohl aber öfter über die zu Grunde liegende Sachlage. II. „Falsch“ ist der Sinn darum nicht, weil er rücksichtlich des ihm eigentümlichen Gegenstandes, wie der Farbe für das Auge, nicht getäuscht wird. Der Embildungskraft aber wird das „Falsche“ zugeschrieben, weil sie die Ähnlichkeit auch eines entfernteren Dinges vorstellt. Wenn deshalb jemand sich auf die Ähnlichkeit eines Dinges so richtet, als ob diese das Ding selber wäre, so kommt da etwas Falsches heraus. Aus diesem Grunde sagt Aristoteles (5 Metaph.), „die Schattenbilder in den Träumen seien falsch, insofern die Dinge nicht gegenwärtig sind, deren Ähnlichkeit sie tragen.“, III. Der Sinn hat nicht in dem Sinne Falsches in sich, als ob er das Falsche und Wahre erkannte.

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Summa theologiae

Articulus 2

Iª q. 17 a. 2 arg. 1

Ad secundum sic proceditur. Videtur quod in sensu non sit falsitas. Dicit enim Augustinus, in libro de vera Relig., si omnes corporis sensus ita nuntiant ut afficiuntur, quid ab eis amplius exigere debemus, ignoro. Et sic videtur quod ex sensibus non fallamur. Et sic falsitas in sensu non est.

Iª q. 17 a. 2 arg. 2

Praeterea, philosophus dicit, in IV Metaphys., quod falsitas non est propria sensui, sed phantasiae.

Iª q. 17 a. 2 arg. 3

Praeterea, in incomplexis non est verum nec falsum, sed solum in complexis. Sed componere et dividere non pertinet ad sensum. Ergo in sensu non est falsitas.

Iª q. 17 a. 2 s. c.

Sed contra est quod dicit Augustinus, in libro Soliloq., apparet nos in omnibus sensibus similitudine lenocinante falli.

Iª q. 17 a. 2 co.

Respondeo dicendum quod falsitas non est quaerenda in sensu, nisi sicut ibi est veritas. Veritas autem non sic est in sensu, ut sensus cognoscat veritatem; sed inquantum veram apprehensionem habet de sensibilibus, ut supra dictum est. Quod quidem contingit eo quod apprehendit res ut sunt. Unde contingit falsitatem esse in sensu, ex hoc quod apprehendit vel iudicat res aliter quam sint. Sic autem se habet ad cognoscendum res, inquantum similitudo rerum est in sensu. Similitudo autem alicuius rei est in sensu tripliciter. Uno modo, primo et per se; sicut in visu est similitudo colorum et aliorum propriorum sensibilium. Alio modo, per se, sed non primo; sicut in visu est similitudo figurae vel magnitudinis, et aliorum communium sensibilium. Tertio modo, nec primo nec per se, sed per accidens; sicut in visu est similitudo hominis, non inquantum est homo, sed inquantum huic colorato accidit esse hominem. Et circa propria sensibilia sensus non habet falsam cognitionem, nisi per accidens, et ut in paucioribus, ex eo scilicet quod, propter indispositionem organi, non convenienter recipit formam sensibilem, sicut et alia passiva, propter suam indispositionem, deficienter recipiunt impressionem agentium. Et inde est quod, propter corruptionem linguae, infirmis dulcia amara esse videntur. De sensibilibus vero communibus et per accidens, potest esse falsum iudicium etiam in sensu recte disposito, quia sensus non directe refertur ad illa, sed per accidens, vel ex consequenti, inquantum refertur ad alia.

Iª q. 17 a. 2 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod sensum affici, est ipsum eius sentire. Unde per hoc quod sensus ita nuntiant sicut afficiuntur, sequitur quod non decipiamur in iudicio quo iudicamus nos sentire aliquid. Sed ex eo quod sensus aliter afficitur interdum quam res sit, sequitur quod nuntiet nobis aliquando rem aliter quam sit. Et ex hoc fallimur per sensum circa rem, non circa ipsum sentire.

Iª q. 17 a. 2 ad 2

Ad secundum dicendum quod falsitas dicitur non esse propria sensui, quia non decipitur circa proprium obiectum. Unde in alia translatione planius dicitur, quod sensus proprii sensibilis falsus non est. Phantasiae autem attribuitur falsitas, quia repraesentat similitudinem rei etiam absentis; unde quando aliquis convertitur ad similitudinem rei tanquam ad rem ipsam, provenit ex tali apprehensione falsitas. Unde etiam philosophus, in V Metaphys., dicit quod umbrae et picturae et somnia dicuntur falsa, inquantum non subsunt res quarum habent similitudinem.

Iª q. 17 a. 2 ad 3

Ad tertium dicendum quod ratio illa procedit, quod falsitas non sit in sensu sicut in cognoscente verum et falsum.

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