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Works Thomas Aquinas (1225-1274)

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Summe der Theologie

Vierter Artikel. Gott liebt unter dem Geschaffenen im höheren Grade das, was besser ist.

a) Das scheint offenbar gegen die Schrift zu sein. Denn: I. Paulus sagt. (Röm. 8.): „Des eigenen Sohnes hat Gott nicht geschont, sondern Ihn dahingegeben für uns alle.“ Also Gott liebte mehr das Menschengeschlecht, wie seinen eingeborenen Sohn; der doch als Gott und Mensch zugleich jedenfalls besser ist als das ganze Menschengeschlecht.. II. Ebenso ist der Engel eine bessere Kreatur wie der Mensch; denn so heißt es Psalm 8 vom Menschen: „Minder hast Du ihn gemacht wie die Engel.“ Gott aber hat die Menschen mehr geliebt wie die Engel; wie Paulus hervorhebt (Hebr. 2, 16.): Nirgendwo hat Er die Engel erfaßt, um sie zu erlösen, aber den Samen Abrahams hat Er erfaßt“ Gott also liebt nicht in höherem Grade das Bessere. III. Petrus war besser als Johannes; denn er liebte Christum mehr. Deshalb fragte ihn der Herr, der dies wußte: „Petrus, liebst Du mich mehr als diese?“ Christus aber liebte mehr den Johannes; denn so schreibt Augustinus (in Joan. tract. ult.): „Durch dieses Zeichen selber (daß er als derjenige bezeichnet wurde, „den Jesus liebte“) ward Johannes von allen übrigen Jüngern unterschieden; nicht nur, daß Jesus ihn liebte; sondern daß Er ihn mehr liebte als die übrigen Jünger.“ IV. Besser ist der Unschuldige wie der Büßende; da die Buße die zweite Planke ist nach dem Schiffbruche, wie Hieronymus sagt (in Isai. cap 3. „Peccatum suum ut Sodoma praedicaverunt.) Gott aber Iiebt den Büßenden mehr als den Unschuldigen. Denn: „mehr ist Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße thut, wie über 99 Gerechte, welche der Buße nicht bedürfen“. (Luk. 15, 7.) Also liebt Gott nicht in höherem Grade das, was besser ist. V. Besser ist der bloß vorhergewußte Gerechte (der namlich später fallen wird) wie der vorherbestimmte Sünder (der sich nämlich später bekehrt). Gott aber Iiebt den letzteren mehr, denn Er will ihm ein größeres Gut zuwenden; nämlich das ewige Leben. Also liebt Gott nicht immer mehr die Kreaturen, welche besser sind. Auf der anderen Seite liebt ein jedes Wesen das, was ihm ähnlich ist; wie es Ekkl. 13 heißt: „Jedes Tier liebt das ihm ähnlich seiende.“ Insoweit aber ist etwas Gott ähnlicher als es besser ist. Also liebt Gott in höherem Grade das Bessere im Geschaffenen.

b) Ich antworte, daß „lieben//,.nichts Mderes^ist, als-Hinin» Wesen Gutes wollen.. Das Wollen Gottes aber ist die^Ursache alleS dessen, was gut ist in den Dingen. Deshalb ist etwas darum besser, »eil Gott .ihm mehr Gutes will. Also folgt, daß Er das Bessere in höherem Grade Nebt.

c) I. Gott liebt Christum nicht nur in höherem Grade wie das ganze Menschengeschlecht, sondern Er liebt Ihn auch mehr wie die Gesamtheit aller Kreaturen. Denn Er wollte Ihm das höchste Gute; „Er gab Ihm einen Namen, der da ist über alle Namen, daß Er wahrer Gott sei und so genannt würde im Himmel und auf Erden.“ Daß Er Ihn aber in den Tod dahingegeben hat für die Menschen, das vermindert nichts an der Erhabenheit Christi. Im Gegenteil ist Er dadurch um so glorreicher geworden: „Herrschaft hat Er getragen auf seinen Schultern“ (Isaias 9, :6.)> sagt der Prophet. ll. Die menschliche Natur in Christo liebt Gott mehr als Er alle Engel liebt; und sie ist auf Grund der persönlichen Einigung besser wie alle Engel. Was aber unsere Natur anbelangt, soweit in uns, als reinen Menschen sie sich findet, so steht sie in Anbetracht der Gnade und der Herrlichkeit mit den Engeln auf gleicher Stufe; denn ein und dasselbe Maß ist, wie Apok. 20. gesagt wird, für Engel und Menschen, so zwar, daß in der Gnade und dementsprechend in der Herrlichkeit einzelne Menschen über emzelne Engel hervorragen und auch einzelne Engel über einzelne Menschen. Was aber die bloße Natur anbetrifft, so ist der Engel besser wie der Mensch. Und nicht deshalb hat Gott die menschliche Natur .angenommen, weil Er dieselbe an sich betrachtet mehr geliebt hätte, sondern weil sie bedürfnisreicher war; wie der gute Familienvater etwas Kosthareres giebt dem kranken Knechte, wie dem gesunden Sohne. III. Der rücksichtlich des heiligen Petrus und des heiligen Johannes vorgetragene Zweifel wird vielfach gelöst. Augustinus bezieht alles (I. c.) auf das Mysterium, indem er darthut, wie das thätige Leben, wie es der heilige Petrus ausdrückt, mehr Liebe zu Gott hat, als das in Johannes dargestellte beschauliche Leben. Denn das erstere fühlt mehr die Drangsale der Gegenwart und sehnt sich eifriger danach, von selben befreit zu werden und zu Gott zu gehen. Das rein beschauliche Leben aber wird seinerseits von Gott mehr geliebt, denn Er ist dem Beschauenden näher und ist mehr mit Ihm vereint; es wird auch nicht beendet mit dem Tode des Leibes, sondern es bleibt in Ewigkeit. Andere aber sagen, Petrus habe Christum mehr geliebt in Christi mystischen Gliedern, den menschlichen Seelen; und unter dieser Rücksicht sei auch er wieder mehr geliebt worden von Christus, so zwar, daß Christus ihm die Kirche anvertraute. Johannes aber habe den Herrn, in seiner Person betrachtet, mehr geliebt; und nach dieser Seite hin sei er wieder mehr vom Herrn geliebt worden, so zwar, daß ihm der Herr seine Mutter anvertraute. Wieder andere meinen; es sei ungewiß, wer von beiden mehr von heiliger innerlicher Liebe für Christus erfüllt gewesen sei; und, welchen somit Gott mehr geliebt hat, um ihm einen höheren Grad der Herrlichkeit zu geben. Es werde jedoch von Petrus gesagt, er habe Christum mehr geliebt in Anbetracht eines gewissen äußerlichen Eifers und der bei jeder Gelegenheit
geoffenbarten Bereitwilligkeit für seinen Dienst. Johannes aber sei mehr von Christo geliebt worden wegen mancher äußerer Zeichen von Vertraulichkeit, welche der Herr ihm gegenüber offenbarte auf Grund der Jugend und der jungfräulichen Reinheit des heiligen Johannes. Endlich sagen noch andere, daß Christus den Petrus mehr liebte, weil Er ihm in höherem Grade die Gabe der Nächstenliebe verliehen; den Johannes aber, weil derselbe in höherem Grade die. Gabe des geistigen Verständnisses besaß. Danach wäre ohne weitere Beschränkung Petrus besser gewesen und demzufolge mehr geliebt; Johannes aber nur nach einer Seite hin,
– mit Rücksicht nämlich auf die Erleuchtung des Verstandes. Jedoch wäre es gewagt, hier ein Urteil zu fällen; denn Prov. 16 heißt es: „Der Herr wägt ab die Geister“ und kein anderer. IV. Die Büßenden und die Unschuldigen verhalten sich wie das über das gewöhnliche Maß Hinausgehende zum Gewöhnlichen. Denn ob Büßer ob Unschuldiger, jener ist besser und mehr geliebt, welcher mehr an Gnade hat. Sind aber die sonstigen Verhältnisse gleich, so ist die Unschuld würdiger und mehr geliebt wie die Buße. Gott aber „freut sich mehr am Büßenden etc.“, weil meistenteils die Büßenden vorsichtiger, demütiger und eifriger sind. Deshalb sagt Gregor der Große (34. in Evgl.): „Der Feldherr liebt in der Schlacht jenen Soldaten mehr, der wohl einmal floh, nun aber um so eifriger kämpft, nie jenen, der wohl nie geflohen, aber auch nie tapfer gewesen ist.“ Zudem ist aber die gleiche Gnade größer mit Rücksicht auf den Büßenden, der Strafe verdient hat, als mit Rücksicht auf den Unschuldigen, der keine Strafe verdient hat; sowie hundert Mark ein größeres Geschenk ist, wenn ich sie einem Bettler, als wenn ich sie einem Könjge gebe. V. Da der Wille Gottes die Ursache alles Guten in den Dingen ist, so muß in demjenigen, der von Gott geliebt wird, das Gute gemäß jener Zeit gewogen werden, in weIcher irgend welches Gute ihm durch die göttliche Güte gegeben werden soll. Nach jener Zeit also, in welcher dem vorherbestimmten Sünder (der sich bekehren wird) das größere Gut aus freier göttlicher Güte gegeben werden soll, ist derselbe besser, mag er auch nach einer anderen Zeit schlechter sein; denn wieder nach einer anderen irgend welchen Zeit ist er weder gut noch schlecht (nämlich, fügt Nikolai hinzu, da er noch nicht geboren ist!).

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Summa theologiae

Articulus 4

Iª q. 20 a. 4 arg. 1

Ad quartum sic proceditur. Videtur quod Deus non semper magis diligat meliora. Manifestum est enim quod Christus est melior toto genere humano, cum sit Deus et homo. Sed Deus magis dilexit genus humanum quam Christum, quia dicitur Rom. VIII, proprio filio suo non pepercit, sed pro nobis omnibus tradidit illum. Ergo Deus non semper magis diligit meliora.

Iª q. 20 a. 4 arg. 2

Praeterea, Angelus est melior homine, unde in Psalmo VIII dicitur de homine, minuisti eum paulo minus ab Angelis. Sed Deus plus dilexit hominem quam Angelum, dicitur enim Hebr. II, nusquam Angelos apprehendit, sed semen Abrahae apprehendit. Ergo Deus non semper magis diligit meliora.

Iª q. 20 a. 4 arg. 3

Praeterea, Petrus fuit melior Ioanne, quia plus Christum diligebat. Unde dominus, sciens hoc esse verum, interrogavit Petrum, dicens, Simon Ioannis, diligis me plus his? Sed tamen Christus plus dilexit Ioannem quam Petrum, ut enim dicit Augustinus, super illud Ioan. XXI, Simon Ioannis diligis me? Hoc ipso signo Ioannes a ceteris discipulis discernitur; non quod solum eum, sed quod plus eum ceteris diligebat. Non ergo semper magis diligit meliora.

Iª q. 20 a. 4 arg. 4

Praeterea, melior est innocens poenitente; cum poenitentia sit secunda tabula post naufragium, ut dicit Hieronymus. Sed Deus plus diligit poenitentem quam innocentem, quia plus de eo gaudet, dicitur enim Luc. XV, dico vobis quod maius gaudium erit in caelo super uno peccatore poenitentiam agente, quam super nonaginta novem iustis, qui non indigent poenitentia. Ergo Deus non semper magis diligit meliora.

Iª q. 20 a. 4 arg. 5

Praeterea, melior est iustus praescitus, quam peccator praedestinatus. Sed Deus plus diligit peccatorem praedestinatum, quia vult ei maius bonum, scilicet vitam aeternam. Ergo Deus non semper magis diligit meliora.

Iª q. 20 a. 4 s. c.

Sed contra, unumquodque diligit sibi simile; ut patet per illud quod habetur Eccli. XIII, omne animal diligit sibi simile. Sed intantum aliquid est melius, inquantum est Deo similius. Ergo meliora magis diliguntur a Deo.

Iª q. 20 a. 4 co.

Respondeo dicendum quod necesse est dicere, secundum praedicta, quod Deus magis diligat meliora. Dictum est enim quod Deum diligere magis aliquid, nihil aliud est quam ei maius bonum velle, voluntas enim Dei est causa bonitatis in rebus. Et sic, ex hoc sunt aliqua meliora, quod Deus eis maius bonum vult. Unde sequitur quod meliora plus amet.

Iª q. 20 a. 4 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod Deus Christum diligit, non solum plus quam totum humanum genus, sed etiam magis quam totam universitatem creaturarum, quia scilicet ei maius bonum voluit, quia dedit ei nomen, quod est super omne nomen, ut verus Deus esset. Nec eius excellentiae deperiit ex hoc quod Deus dedit eum in mortem pro salute humani generis, quinimo ex hoc factus est victor gloriosus; factus enim est principatus super humerum eius, ut dicitur Isaiae IX.

Iª q. 20 a. 4 ad 2

Ad secundum dicendum quod naturam humanam assumptam a Dei verbo in persona Christi, secundum praedicta, Deus plus amat quam omnes Angelos, et melior est, maxime ratione unionis. Sed loquendo de humana natura communiter, eam angelicae comparando, secundum ordinem ad gratiam et gloriam, aequalitas invenitur; cum eadem sit mensura hominis et Angeli, ut dicitur Apoc. XXI; ita tamen quod quidam Angeli quibusdam hominibus, et quidam homines quibusdam Angelis, quantum ad hoc, potiores inveniuntur. Sed quantum ad conditionem naturae, Angelus est melior homine. Nec ideo naturam humanam assumpsit Deus, quia hominem absolute plus diligeret, sed quia plus indigebat. Sicut bonus paterfamilias aliquid pretiosius dat servo aegrotanti, quod non dat filio sano.

Iª q. 20 a. 4 ad 3

Ad tertium dicendum quod haec dubitatio de Petro et Ioanne multipliciter solvitur. Augustinus namque refert hoc ad mysterium, dicens quod vita activa, quae significatur per Petrum, plus diligit Deum quam vita contemplativa, quae significatur per Ioannem, quia magis sentit praesentis vitae angustias, et aestuantius ab eis liberari desiderat, et ad Deum ire. Contemplativam vero vitam Deus plus diligit, quia magis eam conservat; non enim finitur simul cum vita corporis, sicut vita activa. Quidam vero dicunt quod Petrus plus dilexit Christum in membris; et sic etiam a Christo plus fuit dilectus; unde ei Ecclesiam commendavit. Ioannes vero plus dilexit Christum in seipso; et sic etiam plus ab eo fuit dilectus; unde ei commendavit matrem. Alii vero dicunt quod incertum est quis horum plus Christum dilexerit amore caritatis, et similiter quem Deus plus dilexerit in ordine ad maiorem gloriam vitae aeternae. Sed Petrus dicitur plus dilexisse, quantum ad quandam promptitudinem vel fervorem, Ioannes vero plus dilectus, quantum ad quaedam familiaritatis indicia, quae Christus ei magis demonstrabat, propter eius iuventutem et puritatem. Alii vero dicunt quod Christus plus dilexit Petrum, quantum ad excellentius donum caritatis, Ioannem vero plus, quantum ad donum intellectus. Unde simpliciter Petrus fuit melior, et magis dilectus, sed Ioannes secundum quid. Praesumptuosum tamen videtur hoc diiudicare, quia, ut dicitur Prov. XVI, spirituum ponderator est dominus, et non alius.

Iª q. 20 a. 4 ad 4

Ad quartum dicendum quod poenitentes et innocentes se habent sicut excedentia et excessa. Nam sive sint innocentes, sive poenitentes, illi sunt meliores et magis dilecti, qui plus habent de gratia. Ceteris tamen paribus, innocentia dignior est et magis dilecta. Dicitur tamen Deus plus gaudere de poenitente quam de innocente, quia plerumque poenitentes cautiores, humiliores et ferventiores resurgunt. Unde Gregorius dicit ibidem, quod dux in praelio eum militem plus diligit, qui post fugam conversus, fortiter hostem premit, quam qui nunquam fugit, nec unquam fortiter fecit. Vel, alia ratione, quia aequale donum gratiae plus est, comparatum poenitenti, qui meruit poenam, quam innocenti, qui non meruit. Sicut centum marcae maius donum est, si dentur pauperi, quam si dentur regi.

Iª q. 20 a. 4 ad 5

Ad quintum dicendum quod, cum voluntas Dei sit causa bonitatis in rebus, secundum illud tempus pensanda est bonitas eius qui amatur a Deo, secundum quod dandum est ei ex bonitate divina aliquod bonum. Secundum ergo illud tempus quo praedestinato peccatori dandum est ex divina voluntate maius bonum, melior est; licet secundum aliquod aliud tempus, sit peior; quia et secundum aliquod tempus, non est nec bonus neque malus.

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