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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars Secundae Partis
Quaestio 84

Erster Artikel. Die Geldgier ist die Wurzel aller Sünden.

a) Dies kann nicht bewiesen werden. Denn: I) Die Geldgier ist die ungeregelte Begierde nach Reichtum und ist somit entgegengesetzt der Tugend der Freigebigkeit. Diese aber ist nicht die Wurzel aller Tugenden. II. Das Begehren nach Reichtum richtet sich nur auf ein Mittel zum Zweck. Es geht also selber wie von seiner Quelle aus vom Begehren des Zweckes. Also ist es nicht die erste Wurzel aller Sünde. III. Der Geiz oder die Geldgier stammt aus anderen Sünden; wie jemand auf Grund der Eitelkeit nach Geld strebt. Also ist da nicht die Wurzel aller Sünde. Auf der anderen Seite steht die Autorität des Apostels I.Tim. ult. 10.

b) Ich antworte, in dreifacher Weise bezeichne nach einigen die Geldgier: 1. als ungeregeltes Begehren nach Reichtum; und so ist sie eine besondere Sünde; — 2) als ungeregeltes Begehren eines beliebigen zeitlichen Gutes; — und so ist sie gemeinsam aller Sünde, nämlich als die „Art“, welcher alle Sünden angehören, da jede Sünde das Zuwenden ist zu einem Veränderlichen Gute; — 3) als eine gewisse Neigung der verdorbenen Natur, um ungeregelterweise vergängliche Güter zu erstreben; und so soll sie dann die Wurzel aller Sünden sein; denn wie der Baum vermittelst der Wurzel seine Nahrung aus der Erde zieht, so geht aus der Liebe zu vergänglichen Gütern alle Sünde hervor. Das mag wohl wahr sein, scheint aber nicht der Absicht des Apostels zu entsprechen, der da spricht gegen jene, „welche reich werden wollen“ und sagt, „sie würden in verschiedene Versuchungen und teuflische Fallstricke fallen, weil die Geldgier die Wurzel aller Sünden ist.“ Also insofern die ungeregelte Gier nach Reichtum gerade eine besondere Sünde ist, danach ist sie die Wurzel aller Sünden und ist der Wurzel des Baumes ähnlich, durch welche dieser Nahrung zu sich zieht. Denn durch das Geld eben erhält der Mensch die Mittel, um jeder Sünde zu fröhnen; wie es Ekkle. 10. heißt: „Dem Gelde gehorcht Alles.“

c) I. Nicht von ein und demselben rührt die Tugend und die Sünde her. Denn die Sünde kommt von ungeregelter Begierde nach zeitlichen Gütern; und weil zu deren Besitz das Geld hilft, deshalb ist der Geiz die Wurzel aller Sünden. Die Tugend aber kommt vom Verlangen nach dem unveränderlichen Gute; und deshalb ist die Liebe Gottes die Wurzel der Tugenden, nach Ephes. 3.: „In der heiligen Liebe gewurzelt und gefestigt.“ II. Die Reichtümer werden gesucht als Mittel, um jeden zeitlichen Zweck zu erreichen; nicht weil sie selbst als Zweck erstrebt würden. Und weil ein allumfassendes Gut begehrbarer ist wie ein beschränktes, besonderes; deshalb bewegt das Geld mehr als gewisse besondere Güter, welche ja immer zugleich mit vielen anderen vermittelst des Geldes erworben werden können. III. Gleichwie im Bereiche der rein natürlichen Dinge, so geschieht es auch in den moralischen, daß in Betracht gezogen wird als Regel das, was in den meisten Fällen vorkommt. Nicht also wird der Geiz als Wurzel aller Sünden bezeichnet, weil bisweilen kein anderes Übel dessen Wurzel ist; sondern weil aus ihr meistenteils die anderen Übel ihr Leben und Bestehen ziehen.

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