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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 8

Siebenter Artikel. Der Gabe des Verständnisses entspricht die sechste Seligkeit.

a) Das Gegenteil erhellt aus Folgendem: I. Die Reinheit des Herzens gehört mehr der Hinneigung an, oder dem Affekte, wie der Vernunft. II. „Der Glaube reinigt ihre Herzen,“ sagt Petrus (Act. 15.); also nicht die Gabe des Verständnisses. III. Die Gaben des heiligen Geistes vollenden den Menschen im gegenwärtigen Leben. Die Anschauung Gottes aber macht selig. Also entspricht die sechste Seligkeit nicht der Gabe des Verständnisses. Auf der anderen Seite sagt Augustin (1. de serm. Dom. in monte 4.): „Die sechste Thätigkeit des heiligen Geistes, die da ist das Verständnis, entspricht den Reinen im Herzen, die da mit reinem Auge sehen können, was das Auge nicht gesehen hat.“

b) Ich antworte, in der sechsten Seligkeit sei das Eine in der Weise des Verdienstes hingestellt, das Andere in der Weise des Lohnes. Beides entspricht in etwa der Gabe des Verständnisses. Denn die eine Reinigkeit bereitet vor für die Anschauung Gottes und macht den Geist frei von ungeregelten Neigungen; diese Reinigkeit vollzieht sich vermittelst der Tugenden und Gaben im begehrenden Teile. Die andere Reinigkeit vollendet das Werk der ersten. Es ist dies die Loslösung der Vernunft von den Sinnesbildern und Irrtümern; damit nämlich das, was über Gott gesagt wird, man nicht auffasse nach Weise der körperlichen Phantasiebilder und gemäß der häretischen Verkehrtheiten; und diese Reinigkeit wird bewirkt durch die Gabe des Verständnisses. Ähnlich besteht auch ein doppeltes Schauen Gottes: Das eine ist vollkommen und vollzieht sich kraft des göttlichen Wesens; das andere aber ist unvollkommen und durch dasselbe sehen wir nicht was Gott dem Wesen nach ist, sondern was Er nicht ist. Und je vollkommener wir in diesem Leben Gott erkennen, desto mehr verstehen wir, daß Er Alles überragt, was mit der Vernunft begriffen wird. Beiderlei Schauen nun gehört der Gabe des Verständnisses an: das erste dem in der Heimat vollendeten Verständnisse; das andere der Gabe des angefangenen Verständnisses, wie es hier auf Erden besessen wird.

c) Damit sind die Einwürfe widerlegt. Denn die beiden ersten sprechen von der erstgenannten Reinigkeit; der dritte vom vollendeten Schauen Gottes. Die Gaben des heiligen Geistes aber vollenden uns hier gemäß einem gewissen Beginn und werden voll werden in der Heimat.

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