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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 27

Siebenter Artikel. Es ist nicht in höherem Grade verdienstlich, den Feind zu lieben wie den Freund.

a) Das Gegenteil scheint offenbar. Denn: I. Matth. 5. heißt es: „Wenn ihr jene liebet, die euch lieben, welchen Lohn werdet ihr da haben?“ Den Freund also lieben verdient keinen Lohn. II. Die Feinde lieben ist Sache der vollkommenen Kinder Gottes, nach Augustin (Ench. 73.); während den Freund lieben auch den Unvollkommenen zukommt. Was aber aus größerer Liebe hervorgeht, das ist verdienstvoller. III. Wo mehr Arbeit ist, da ist mehr Verdienst; denn „ein jeder wird den ihm zukommenden Lohn erhalten gemäß seiner Arbeit.“ (1. Kor. 3.) Mehr Mühe aber kostet es, den Feind zu lieben wie den Freund. Auf der anderen Seite ist verdienstvoller was besser ist. Besser aber ist es, den Freund als den besseren zu lieben; denn ein Freund, der da liebt, ist besser wie ein Feind, der da haßt.

b) Ich antworte, der maßgebende Grund, den Nächsten zu lieben, sei bei der heiligen Liebe Gott. Also muß bei dieser Frage zuerst berücksichtigt werden das, was auf seiten des Nächsten maßgebend ist; und dann der Grund, weshalb der Nächste geliebt wird. 1. Mit Rücksicht auf den Nächsten nun ist der Freund mehr zu lieben wie der Feind. Denn der Freund ist besser und mehr mit uns verbunden; weshalb es auch schlechter ist, einen Freund zu hassen wie einen Feind. 2. Mit Rücksicht auf den Grund für die Liebe aber steht voran die Feindesliebe wegen zweierlei:

a) weil für die Freundesliebe leicht ein anderer Grund sich einmischen kann als Gott; für die Feindesliebe aber ist nur Gott der maßgebende Grund; —

b) weil, wenn der Freund sowohl wie der Feind wegen Gott geliebt wird, dann sich die Liebe Gottes als eine stärkere erweist, welche bis zum Entfernteren, bis zum Feinde hin nämlich reicht, wie jene, die nur das Naheliegende, den Freund ergreift; wie auch jenes Feuer stärker ist, das bis weithin sich bemerklich macht und welches auch den weniger dem Feuer zugänglichen Stoff ergreift. Wie aber das nämliche Feuer in das Näherliegende hinein stärker wirkt als in das Entferntere; so liebt auch die heilige Liebe stärker die Freunde als die Feinde. Und danach ist an sich betrachtet die Freundesliebe besser und feuriger wie die der Feinde.

c) I. Dann hat die Freundesliebe keinen Lohn, wenn sie nicht wegen Gottes; sondern nur, weil es ein Freund ist, liebt. Und dies ist der Fall, wenn die Freunde so geliebt werden, daß man die Feinde nicht liebt. Sonst ist die Freundesliebe verdienstvoll. II. und III. sind beantwortet oben sub 2.

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