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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 28

Vierter Artikel. Die Freude ist keine eigentliche Tugend.

a) Dem widerspricht: I. Die geistige Trauer steht entgegen der geistigen Freude. Die erstere ist aber ein Laster. Also ist die letztere eine Tugend. II. Die Liebe und die Hoffnung sind Leidenschaften, die das Gute zum Gegenstande haben, und ebenso ist dies die Freude. Die Liebe und Hoffnung aber sind Tugenden; also auch die Freude. III. Gebote werden über Tugenden gegeben; der Apostel gebietet aber die Freude: „Freuet euch im Herrn immer.“ (Phil. 4.) Auf der anderen Seite findet sich die Freude weder unter den theologischen, noch unter den moralischen, noch unter den Tugenden in der Vernunft.

b) Ich antworte; die Tugend ist ein auf das Thätigsein gerichteter Zustand. Also hat sie Hinneigung zu der ihr entsprechenden Thätigkeit. Es kommt aber vor, daß aus ein und demselben Zustande mehrere zu einander in geregelter Beziehung stehende Thätigkeiten folgen, von denen die eine aus der anderen hervorgeht. Und weil die späteren Thätigkeiten nur folgen vermittelst der ersten, daher kommt es, daß der Zustand der Tugend seinen Namen erhält einzig von der früher kommenden Thätigkeit. Nun ist die Liebe die grundlegende Hinneigung im begehrenden Teile, so daß aus ihr das Verlangen und die Freude folgt. (I., II. Kap. 25, Art. 2.) Der nämliche Tugendzustand also ist es, der zum Lieben hinneigt und zum Verlangen und zur Freude rücksichtlich des betreffenden Gutes. Weil aber die Thätigkeit des Liebens die frühere ist, deshalb wird die entsprechende Tugend nicht von der Freude benannt und nicht vom Verlangen, sondern von der Liebe; sie heißt heilige Liebe. Die Freude also ist keine von der Liebe unterschiedene Tugend, sondern eine Thätigkeit oder Wirkung der heiligen Liebe; und zählt deshalb unter den Früchten.

c) I. Die Trauer, welche unter den sieben Hauptsünden eine Stelle hat, kommt von ungeregelter Selbstliebe; die da keine specielle Sünde ist, sondern eine gewisse allgemeine Wurzel der Sünden. Deshalb mußte man einige besondere Arten Trauer als besondere Sünden bezeichnen; denn sie leiten sich von keiner eigenen besonderen Sünde ab, sondern von der allgemeinen Grundlage aller Sünde. Die Liebe Gottes aber ist als heilige Liebe eine besondere Tugend; und auf sie führt sich zurück die Freude. II. Die Hoffnung folgt aus der Liebe wie auch die Freude; jedoch fügt sie zum Gegenstande, dem Guten, das „Schwierige“ und das „Mögliche“ hinzu; und so ist sie eine besondere Tugend. Die Freude aber fügt vom Gegenstande aus nichts Besonderes zur Liebe hinzu, was den Charakter einer besonderen Tugend begründen könnte. III. Die Freude ist eine Thätigkeit der heiligen Liebe; und so wird sie geboten.

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