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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 158

Vierter Artikel. Der Zornmut ist nicht die schwerste Sünde.

a) Dagegen spricht Folgendes: I. Chrysostomus (hom. 47. in Joan.) sagt: „Nichts ist schändlicher wie das Gesicht eines rasenden und nichts häßlicher wie ein zorniges Antlitz und noch mehr eine zornige Seele.“ II. Je mehr eine Sünde schadet, desto schlechter ist sie; denn „ein Übel ist das, was schadet.“ (Aug. Enchir. 12.) Der Zorn aber nimmt dem Menschen die Vernunft, durch die er seiner selbst mächtig ist, und schadet ihm so im höchsten Grade, nach Chrysostomus (l. c.): „Zwischen dem Zorne und der Besessenheit giebt es keinen Unterschied, denn ein Teufel sitzt im zornigen; vielmehr ist der Zorn ein schwereres Übel als vom Teufel besessen und regiert sein.“ III. Die Wirkung läßt urteilen über die inneren Bewegungen. Die Wirkung aber, die dem Zorne entspricht, ist der Totschlag; eine der schwersten Sünden. Also ist der Zorn als die Ursache des Totschlages die schwerste Sünde. Auf der anderen Seite steht der Zorn zum Hasse im nämlichen Verhältnisse wie der Splitter zum Balken; sagt doch Augustin in seiner Regel: „Damit nicht der Zorn sich zum Hasse entwickle und aus dem Splitter ein Balken werde.“ Also ist der Zorn nicht die schwerste Sünde.

b) Ich antworte, mit Rücksicht auf das Begehrbare, also den Gegenstand, scheine der Zorn die geringste unter den schweren Sünden zu sein. Denn der Zorn begehrt nach dem Übel jemandes unter dem Gesichtspunkte des Guten, nämlich der Vergeltung; — und so kommt wohl, weil der Zorn ebenfalls Übles begehrt, er darin überein mit dem Hasse und dem Neide. Weil aber der Haß solches Üble begehrt als Nachteil des Gehaßten, der Neid wegen des Begehrens nach eigenem eitlen Ruhme, der Zorn jedoch unter dem Gesichtspunkte von etwas Gutem, so ist der Haß schlimmer wie der Neid, und der Neid schlimmer wie der Zorn; denn Übles als Übles begehren ist schlimmer als es wegen eines äußeren Gutes, nämlich des Ruhmes, und dies ist schlimmer als es begehren unter dem Gesichtspunkte der Geradheit der Gerechtigkeit. Mit Rücksicht aus das Begehren aber kommt der Zorn überein mit der Begierlichkeit; denn er will etwas, insoweit es ihm als ein Gut vorkommt. Und danach ist die Sünde des Zornes um so geringer wie die der Begierlichkeit, je größer das. Gut der Gerechtigkeit ist im Vergleiche zum Gute des Ergötzlichen. Deshalb war ja auch nach 7 Ethic. 4. der in der Begierde unenthaltsame schlechter wie der im Zorne unenthaltsame. Wird nun die Ungeregeltheit berücksichtigt, welche der Zorn gemäß der Art und Weise seines Auftretens hat, so besitzt er einen gewissen Vorrang vor anderen Sünden wegen der Heftigkeit und Raschheit der Bewegung, die ihn begleiten, weshalb Prov. 27. es heißt: „Der Zorn kennl keine Barmherzigkeit und ebenso nicht die ausbrechende Wut.“ Und Gregor (3. moral. 3.) sagt: „Durch die Stacheln seines Zornes entzündet klopft das Herz; zittert der Körper; überstürzt sich die Zunge; das Gesicht glüht wie Feuer; die Augen rollen wild; die bekannten werden nicht mehr erkannt; die Zunge weiß nur ein Schreien herzustellen; was sie spricht, weiß der Sinn nicht.“

c) 1. Chrysostomus spricht vom Unanständigen in den äußeren Zeichen des Zornes. II. Dies betrifft die eben geschilderte Art und Weise des ungeregelten Austretens des Zornes. III. Der Totschlag kommt auch vom Hasse und vom Neide; der Zorn hat vor diesen das voraus, daß er auf die Gerechtigkeit, wenigstens so weit es ihm so vorkommt, sieht.

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