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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 158

Achter Artikel. Es giebt eine dem Zornmute entgegengesetzte Sünde, welche den Mangel des Zornes besagt.

a) Dies scheint nicht der Fall zu sein. Denn: I. Durch den Mangel an Zorn wird jemand Gott ähnlich, der „über Alles in Ruhe urteilt.“ (Sap. 12.) Also kann solcher Mangel nicht sündhaft sein. II. Die Zornesbewegung nützt zu nichts, nach Seneca (I. c.). Also kann deren Mangel nicht etwas Übles sein. III. „Das Übel für den Menschen ist: von der Vernunft absehen.“ (4. de div. nom.) Aller Mangel an Zorn aber läßt immer ruhig und frei das Urteil der Vernunft. Also ist in solchem Mangel keine Sünde. Auf der anderen Seite sagt Chrysostomus (hom. 11. in Matth. 2. op. imp.): „Wer, wenn er dazu Grund hat, sich nicht erzürnt, sündigt. Denn die unvernünftige Geduld säet Laster, nährt die Nachlässigkeit und veranlaßt zum Bösen nicht nur die bösen, sondern auch die guten.“

b) Ich antworte: Wird unter Zorn eine einfache Willensbewegung verstanden ohne Leidenschaft, kraft deren jemand auf Grund seines vernünftigen Urteils Strafe verhängt; so ist der Mangel daran zweifellos Sünde. Und so nimmt den Zorn Chrysostomus, der l. c. fortfährt: „Zorn mit Grund ist nicht mehr Zornigkeit, sondern Urteil. Denn Zornigkeit ist eigentlich leidenschaftliche Bewegung.“ Wird aber unter Zorn die sinnliche Bewegung verstanden, die mit Notwendigkeit der Willensbewegung folgt, da ja von Natur aus das niedere Begehren in Thätigkeit gesetzt wird vom höheren, wenn es nicht in etwa widerstrebend ist; so darf auch nach dieser Seite hin die Zornesbewegung nicht mangeln; — denn ein solcher Mangel würde nur die Schwäche des Willens besagen. Also ist auch ein gewisser Mangel an der Leidenschaft des Zornes sündhaft, ebenso wie die Schwäche des Willens im Strafen gemäß dem Urteile der Vernunft.

c) I. Wer gar nicht sich erzürnt, da er es doch müßte, ahmt Gott nach, insoweit Gott des sinnlichen Teiles entbehrt; nicht aber darin, daß Gott gemäß seinem Ratschlüsse straft. II. Die Leidenschaft des Zornes ist gleich den anderen Leidenschaften nützlich, damit jemand schneller und bereitwilliger handle; sonst wäre ja der sinnliche Teil im Menschen nutzlos, was gegen die Natur ist. III. Wer in geregelter Weise handelt, bei diesem ist das vernünftige Urteil nicht nur Ursache der einfachen Willensbewegung, sondern auch der nachfolgenden leidenschaftlichen Bewegung. Wie also die Entfernung der Wirkung das Zeichen ist für das Fernbleiben der Ursache, so ist die Entfernung des Zornes ein Zeichen für das Fernbleiben des vernünftigen Urteils.

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