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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 8

Sechster Artikel. Haupt der Kirche sein ist Christo allein eigen.

a) Dem gegenüber wird gesagt: I. 1. Kön. 15.: „Da du klein warst in deinen Augen bist du zum
Haupte gemacht worden in Israel.“ Ein und dieselbe Kirche aber ist im
Alten und Neuen Testamente. Also kann auch ein anderer Mensch, nicht
Christus allein, als Haupt der Kirche dastehen. II. Christus ist deshalb Haupt, weil Er Gnade einflößt. Aber das
ist der Fall auch mit anderen heiligen, nach Ephes. 4.: „Keine schlechte Rede
gehe aus von euerem Munde; aber wenn ihr eine gute habt, die zur Auferbauung dient und Gnade verleiht dem hörenden.“ III. Nicht nur als Haupt wird Christus bezeichnet, sondern auch als
Hirte und Fundament der Kirche; weil Er ihr vorsteht. Christus hat aber
nicht für sich allein den Namen „Hirt“, nach 1. Petr. 5.: „Wenn erscheinen
wird der Fürst der Hirten, werdet ihr empfangen die unverwelkliche Krone
der Herrlichkeit;“ und nach Apok. 21.: „Die Mauer der Stadt hatte zwölf
Fundamente.“ Also kommt auch der Name „Haupt“ nicht Christo allein zu. Auf der anderen Seite heißt es Koloss. 2.: „Er ist das Haupt der Kirche, von welchem aus, vermittelst der Muskeln und Nerven zusammengefügtund aufgerichtet, der Körper wächst zur Erhöhung der Ehre Gottes.“ Das kommt aber Christo allein zu. Aso Er allein ist das Haupt der Kirche.

b) Ich antworte, das Haupt fließe ein in die Glieder einmal vermittelst innerlichen Einflusses, insoweit die Kraft, sich zu bewegen und sinnlich wahrzunehmen, vom Haupte sich ableitet; und dann gemäß einer gewissen äußerlichen Leitung, insoweit durch die Augen etc. der Mensch in seinen äußeren Handlungen geleitet wird. Der innerliche Einfluß nun in der Kirche strömt einzig und allein aus vom Haupte Christus, dessen Menschheit vermöge der persönlichen Verbindung mit der Gottheit die Kraft hat zu rechtfertigen. Der Einfluß aber gemäß der äußerlichen Leitung kann auch anderen zukommen, nach Amos 6.: „Die Optimaten, die Häupter der Völker.“ Der Unterschied darin aber von Christo ist folgender: 1. Christus ist das Haupt aller, die zur Kirche gehören in jeder Zeit,
in allen Orten, für alle Stände. Einzelne Menschen aber sind räumlich
beschränkte Häupter wie die Bischöfe je für ihre Diöcesen; oder sie sind
zeitlich beschränkt wie der Papst nur zur Zeit seines Pontifikates und zudem nur für den Stand der Erdenpilger. 2. Christus ist aus eigener Kraft
und Vollmacht Haupt der Kirche; die anderen nur als Stellvertreter, nach
2. Kor. 2.: „Denn ich ebenfalls habe, was ich geschenkt, dies geschenkt
wegen euch im Namen Christi;“ und 2. Kor. 5.: „Gesandte für Christum
sind wir, als ob Gott durch uns ermahnte.“

c) I. Hier kommt die äußere Leitung in Betracht. II. Nicht durch innerlichen Einfluß giebt der Mensch Gnade; sondern
durch äußerliche Überredung zu dem, was Aufgabe der Gnade ist. III. „Wenn die Vorsteher der Kirche Hirten sind“, so Augustin (tract. 46.
in Joan.), „wie ist dann ein Hirte, außer weil jene die Glieder sind des
einen einigen Hirten.“ Und dasselbe gilt, wenn andere als Fundamente
oder als Häupter bezeichnet werden. Jedoch fügt Augustin diesbezüglich hinzu
(l. c. 47.): „Er gab seinen Gliedern es, Hirten sein zu können; Thüre
aber nennt sich niemand von uns; dies hat Er Sich allein vorbehalten.“
Und zwar geschah dies deshalb, weil im Ausdrucke „Thür“ eingeschlossen
wird die Haupt- und leitende Gewalt, insoweit durch die Thüre alle in
das Haus treten; und Christus allein es ist, „durch den wir Zutritt haben
zu dieser Gnade, in der wir aufrechtstehen“ (Röm. 5.). Durch die anderen
Namen aber wird angedeutet nicht nur die Hauptgewalt, sondern auch die
abgeleitete.

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