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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 14

Zweiter Artikel. Über die Art der Notwendigkeit, mit welcher Christi Leib solchen Mangeln unterlag.

a) Aus keinerlei Notwendigkeit unterlag Christus diesen Mängeln.
Denn: I. Isai. 53. heißt es: „Er ist dargebracht worden, weil Er so gewollt
hat.“ Der Wille aber steht gegenüber der Notwendigkeit. II. „Nichts Erzwungenes war in Christo, Alles war da freiwillig;“
sagt Damascenus (3. de orth. fide 20.). III. Der gewaltigere legt Notwendigkeit auf. Keine Kreatur aber ist
mächtiger wie die Seele Christi, der es zugehörte, den eigenen Körper zu
behüten. Also waren aus keinerlei Notwendigkeit veranlaßt die Mängel im
Körper Christi. Auf der anderen Seite heißt es Röm. 8.: „Es sandte Gott seinen Sohn, daß derselbe ähnlich sei dem Fleische der Sünde.“ Die Beschaffenheit des Fleisches der Sünde aber ist eine derartige, daß eine Notwendigkeit vorliegt für das Sterben und Leiden. Also diese Notwendigkeit trug auch der Herr.

b) Ich antworte, die eine Art Notwendigkeit, die des Zwanges
von außen her, sei sowohl der Natur entgegen wie dem Willen, von denen
jedes ein innerliches Princip ist; — die andere Art Notwendigkeit sei die
natürliche, welche nämlich folgt und entspricht den natürlichen Principien;
wie der Wesensform, also daß das Feuer wärmt, oder dem Stoffe, daß
z. B. der Körper, welcher aus einander entgegengesetzten Elementen zusammengesetzt ist, wieder aufgelöst wird. Gemäß dieser Notwendigkeit nun, welche dem Stoffe folgt, war der Leib Christi unterworfen dem Tode und anderen ähnlichen Mängeln; auf Grund des „Wohlgefallens des göttlichen Willens.“ Diese Notwendigkeit wird erzeugt aus den der menschlichen Natur eigenen Principien. Sprechen wir aber von der Notwendigkeit des Zwanges von außen her, soweit eine solche widerstreitet der Natur des Körpers, so war gemäß der Beschaffenheit der eigenen Natur der Leib Christi auch dieser Notwendigkeit unterworfen, wie dem Geißeln, dem Durchbohren des Nagels etc. Soweit aber diese letzte Notwendigkeit widerstreitet dem Willen, sei es dem göttlichen sei es dem vernünftigen menschlichen, so war in Christo keine solche Notwendigkeit von bestimmendem Einflüsse; nur dem rein natürlichen Willen, der von Natur dem Tode widerstrebt, waren diese Schäden entgegen.

c) I. Christus hat Sich dargebracht, sowohl auf Grund des göttlichen wie des vernünftig menschlichen Willens; nur dem natürlichen Willen war der Tod zuwider. II. Oben beantwortet. III. Schlechthin war keine Kreatur mächtiger wie die Seele Christi.Es konnte aber mit Rücksicht auf diese gewisse einzelne Wirkung etwas stärker sein; wie z. B. der Nagel, um zu durchbohren. Wir sprechen nun hier von der Seele Christi gemäß der ihr eigenen Natur und Kraft.

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