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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 15

Neunter Artikel. Im Heilande war Zorn.

a) Dagegen wird behauptet: In Christo war kein Zorn. Denn: I. Jakob 1. heißt es: „Der Zorn des Menschen wirkt nicht die Gerechtigkeit Gottes.“ Was aber in Christo war, gehörte zur Gerechtigkeit
Gottes, nach 1. Kor. 1.: „Er ist für uns Gerechtigkeit geworden von
Gott her.“ II. Der Zorn steht entgegen der Sanftmut. Christus aber war höchst
sanftmütig. III. Gregor der Große sagt (5. moral. 30.): „Der Zorn als Fehler
blendet das Auge des Geistes; der Zorn als Eifer stört es.“ In Christo
aber war das Auge des Geistes weder geblendet noch gestört. Also hatte
Er keinen Zorn. Auf der anderen Seite sagt Er selber (Joh. 2.), daß von Ihm gelte die Stelle des Psalmes 68.: „Der Zorneseifer für Dein Haus hat mich verzehrt.“

b) Ich antworte, der Zorn sei eine Wirkung der Trauer. Denn aus dem zugefügten Traurigen folgt im sinnlichen Teile das Begehren, das sich selbst oder anderen angethaene Unrecht zurückzutreiben. Und so ist der Zorn eine aus Trauer und Begierde nach Rache zusammengesetzte Leidenschaft. Nun konnte in Christo Trauer sein. Die Begierde aber nach Rache ist bisweilen mit Sünde vermischt; wenn nämlich jemand darin von der Ordnung der Vernunft absieht; — und danach konnte sie nicht in Christo sein. Begehrt jemand jedoch nach Rache gemäß der Ordnung der Gerechtigkeit, so ist das lobenswert und wird ein solcher Zorn „Eifer“ genannt. Denn so sagt Augustin (sup. Joan. tract. 10.): „Durch den Zorneseifer für das Haus Gottes wird jemand verzehrt, wenn er Alles was er Verkehrtes sieht zu bessern sucht; und kann er es nicht bessern, es erträgt und seufzt.“

c) I. Kommt der Zorn nach Gregor (l. c.) der Vernunft zuvor und zieht sie nach sich im Wirken; so ist dies thatsächlich ein Wirken des Zornes; und danach „wirkt der Zorn nicht die Gerechtigkeit Gottes.“ Folgt aber der Zorn der Vernunft und ist wie deren Werkzeug; so wirkt so recht eigentlich nicht der Zorn, sondern die Gerechtigkeit, d. h. die Vernunft. II. Der Zorn, der da absieht von der Vernunft, steht entgegen der
Sanftmut; nicht aber jener Zorn, der durch die Vernunft geregelt, die rechte
Mitte einhält; denn die Sanftmut ist gerade die rechte Mitte im Zorne. III. In uns hindern sich die Thätigkeiten der verschiedenen Vermögen,
so daß, wenn die des einen Vermögens angespannt ist, die des anderen
nachläßt. Deshalb hindert auch die geregelte Zornesbewegung in uns das
ruhige Auge der Vernunft im Betrachten. In Christo aber war unter der
Regelung der göttlichen Kraft einem jeden Vermögen es gestattet, das ihm
Eigene und Zukömmliche ganz und gar und mit aller Aufmerksamkeit zu thun,
ohne daß daraus ein Hindernis erwuchs für die Thätigkeit eines anderen
Vermögens. Wie also die Freude des Geistes an der Beschauung nicht
hinderte, daß die Trauer den niederen sinnlichen Teil durchdrang; so hinderten umgekehrt die Thätigkeiten der niederen Kräfte in nichts die Thätigkeiten der Vernunft.

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