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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 18

Fünfter Artikel. Die Gleichförmigkeit des Willens Christi mit dem göttlichen im Gewollten.

a) Christus wollte als Mensch durchaus nichts Anderes wie Gott wollte. Denn: I. Ps. 39. heißt es in seiner Person: „Damit ich Deinen Willen
thue, mein Gott, deshalb habe ich gewollt.“ Also wollte Christus was
Gott wollte. II. Die Seele Christi hatte die heilige Liebe im höchsten Grade, nach
3.: „Die über allen Begriff erhabene Liebe des Wissens Christi.“ Diese Liebe aber macht, daß der Mensch dasselbe will was Gott, nach Aristoteles (9 Ethic. 4.), gemäß dem der Freundschaft dies angehört, daß zwei Freunde dasselbe wollen. III. Christus war in Wahrheit im Besitze der Seligkeit. Die seligen
im Himmel aber wollen was Gott will; sonst hätten sie nicht stets, was
sie wollten, nach Augustin (13. de Trin. 5.): „Selig ist, wer Alles hat,
was er will und nichts schlecht will.“ Also. Auf der anderen Seite sagt Augustin (contra Maximinum 3, 20): „Darin daß Christus sagt: Nicht was ich will, sondern was Du; zeigt Er, daß Er Anderes wollte wie der Vater; das aber konnte Er nur gemäß dem menschlichen Willen, kraft dessen Er unsere Schwäche auf sich nahm.“

b) Ich antworte, in Christo sei ein Wollen im sinnlichen Teile, soweit dieser einen Anteil hat am vernünftigen Willen; und ein wesentlich vernünftiges Wollen im vernünftigen Teile selber, sei es daß dasselbe mit der Natur gegeben ist sei es daß es von dem schließenden Verstande ausgeht. Nun ist oben gesagt, der Sohn Gottes gestattete dem Fleische zu thun und zu leiden, was ihm, dem Fleische, eigen war, soweit die Natur in Betracht kommt. Da nun von Natur der Wille im sinnlichen Teile den empfindlichen Schmerz flieht und die Verletzung des Körpers; — da ähnlich von Natur der Wille verwirft das, was der Natur zuwider und an sich Übel ist, wie den Tod und Ähnliches, was jedoch der Verstand manchmal auf Grund eines weiteren Zweckes wählen kann, wie man das Abschneiden eines Gliedes wählt, um den Körper zu retten; — da endlich der Wille Gottes dahin ging, daß Christus Schmerz und Leid und den Tod selber erleide; nicht als ob dies an sich und schlechthin von Gott gewollt sei, sondern um das Menschengeschlecht zu retten; — so folgt, daß Christus mit dem Wollen im sinnlichen Teile und mit dem in der Natur selbst begründeten Wollen Anderes wollen konnte wie Gott; daß Er aber mit dem im schließenden Verstande, der den Zweck erwägt, begründeten Wollen immer dasselbe wollte wie Gott, nach Mark. 14.: „Nicht wie ich will, sondern wie Du.“ Denn Er wollte den Willen Gottes erfüllen gemäß der Vernunft, wenn Er auch sagte, Er wollte Anderes gemäß einem anderen Wollen.

c) I. Auf Grund seiner Vernunft wollte Christus den Willen Gottes; nicht aber auf Grund des Wollens im sinnlichen Teile; der sich nicht erstreckt auf den Willen Gottes, und nicht auf Grund des mit der Natur gegebenen Wollens, was sich auf einige Gegenstände richtet, soweit diesean sich schlechthin betrachtet werden und nicht mit Rücksicht auf einen von Gott gewollten Zweck. II. Die Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen kommt beim menschlichen in Betracht gemäß dem Willen der auf Grund des besonderen Zweckes
schließenden Vernunft, gemäß welchem das Wollen der Freunde übereinstimmt; weil nämlich die Vernunft etwas Gewolltes erwägt mit Rücksicht
auf den Freund, und dessen Wollen. III. Christus war Erdenpilger und im Besitze der Seligkeit. Er
schaute mit dem Geiste Gott und hatte leidensfähiges Fleisch. Und von
letzterer Seite her konnte Ihm etwas begegnen, was dem natürlichen und
dem sinnlichen Wollen widerstreitet.

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