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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 45

Erster Artikel. Christo war es zukömmlich, verklärt zu werden.

a) Das scheint nicht. Denn: I. Einem wahren Leibe kommt es nicht zu, verschiedene Figuren anzunehmen. Christi Körper aber war kein Schein- sondern ein wahrer Leib. II. Es mußte das nicht Verklärung genannt werden, da es sich um
eine andere äußere Figur hier handelt und nicht allein um eine gewisse
höhere Helle und Klarheit. III. Die Gaben des glorreichen Leibes sind die Leidenslosigkeit,
die Herrschaft über den Körper, die Durchdringbarkeit oder Feinheit und die Klarheit oder Helle. Der Körper mußte also glorreich sein
oder nicht; d. h. alle diese Gaben annehmen oder keine und nicht bloß die
Klarheit oder Helle. Auf der anderen Seite steht das Evangelium (Matth. 17/2.).

b) Ich antworte, daß der Herr den Jüngern sein Leiden vorausgesagt hatte, damit Er sie zu seiner Nachfolge anleite. Um aber auf einem Wege leicht voranzuschreiten, muß man das Ziel in etwa vorher kennen; wie der Schütze nicht recht den Pfeil absenden würde, wenn er nicht die Scheibe vorher in etwa sieht. Deshalb sagte auch Thomas (Joh. 14.): „Herr; wir wissen nicht, wohin du gehst; und wie können wir also den Weg wissen.“ Dies ist aber im höheren Grade nötig, wenn der Weg schwer und lästig ist, das Ziel dagegen höchst ergötzlich. Christus aber hatte zum Ziel nicht nur die Herrlichkeit der Seele, sondern auch die des Leibes, nach Luk. ult.: „Dies mußte Christus leiden und so eingehen in seine Herrlichkeit;“ und der Weg dazu war beschwerlich, nach Act. 14.: „Durch viele Trübsale muß man eintreten in das Himmelreich.“ Deshalb also mußte der Herr den Jüngern seine Herrlichkeit zeigen in der Verklärung seines Leibes, nach Phil. 2.: „Er wird verklären den Körper unserer Niedrigkeit, damit er gleichförmig sei dem Körper seiner Klarheit.“ Darum sagt Beda (sup. Marc. c. 77.): „Eine gütige Vorsehung hat es so gefügt, daß, nachdem sie für kurze Zeit gekostet hatten die Betrachtung der immer währenden Freude, sie mit mehr Festigkeit die Trübsale ertrügen.“

c) I. Darauf antwortet Hieronymus (zu Matth. 17.): „Niemand meine, Christus habe dadurch daß Er verklärt genannt wird, die frühere Form und das frühere Antlitz verloren; oder es sei verschwunden die Wahrhaftigkeit des Körpers und ein geistiger oder Luftkörper sei an die Stelle getreten. Vielmehr sagt der Evangelist offenbar, in welcher Weise Er verklärt worden ist; denn es glänzte sein Angesicht wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie der Schnee. Wo also der Glanz des Antlitzes und das Strahlen der Kleider beschrieben wird; da wird nicht die Substanz hinweggenommen, sondern die Herrlichkeit tritt an die Stelle der Schwäche.“ II. Damit beantwortet. Die Figur nämlich wird gebildet durch die
äußersten Teile des Körpers. Der Glanz aber an einem Körper, der nicht
durchscheint, verbreitet sich über die ganze Oberfläche, welche nach den äußersten Teilen ihre Gestalt gewinnt. Deshalb kann dies ebensogut Verklärung
genannt werden wie transfiguratio. III. Die Klarheit oder Helle allein gehört der Person an sich an.
Die anderen Gaben des glorreichen Körpers bestehen in einer Thätigkeit
oder im thatsächlichen Empfangen eines Einflusses. Die drei anderen Gaben
offenbarte deshalb der Heiland auch, aber in irgend einem sogleich vorübergehenden Akte: die Herrschaft über den Körper, als Er über die Wasser
schritt; die Durchdringbarkeit oder Feinheit, als Er aus dem geschlossenen
Mutterschoße hervorging; die Leidenslosigkeit, als Er Sich, wenn Er
wollte, den Juden entzog, falls sie Ihn steinigen oder angreifen wollten.
Wegen dieser Gaben aber wird Er nicht verklärt genannt, sondern nur
wegen der Klarheit oder Helle, welche sich erstreckt auf den Anblick seiner
Person.

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