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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 50

Vierter Artikel. Christus war in der Zeit vom Tode bis zur Auferstehung, schlechthin gesprochen, nicht Mensch.

a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Augustin sagt (1. de Trin. 13.): „So beschaffen war dieses
„Annehmen“, daß es machte, daß Gott Mensch sei und der Mensch Gott.“
Dieses „Annehmen“ aber blieb. II. Nach Aristoteles (9 Ethic. 4.) „ist jeder Mensch seine Vernunft“.
Und so sagen wir ja auch: Heiliger Petrus, bitte für uns; trotzdem da im
Himmel nur die Seele Petri ist. Also blieb trotz der Trennung von Leib
und Seele der Sohn Gottes Mensch; denn Er war nicht getrennt von
der Seele. III. Jeder Priester ist ein Mensch. In jener Zeit aber war Christus
Priester; sonst würde es falsch sein zu sagen: „Du bist Priester in
Ewigkeit.“ Auf der anderen Seite war in jener Zeit der Leib Christi weder lebendig noch beseelt; also war Christus kein Mensch. Denn fällt das allgemeinere, umfassendere Moment fort, so auch das mehr besondere und beschränkte.

b) Ich antworte, es sei ein Glaubensartikel, daß Christus wahrhaft gestorben ist. Behaupten also das, wodurch die Wahrhaftigkeit des Todes Christi schwindet, ist ein Irrtum gegen den Glauben. Deshalb heißt es im Synodalbriefe des heiligen Cyrillus: „Wenn jemand nicht bekennt, daß Gottes Wort gelitten hat im Fleische, im Fleische gekreuzigt worden ist und den Tod schmeckte im Fleische; — so sei er im Banne.“ Dies gehört aber zur Wahrhaftigkeit des Todes eines Menschen, daß er durch den Tod aufhört, Mensch zu sein; denn der Tod rührt her von der Trennung der Seele, die da vervollständigt den Wesenscharakter des Menschen. Schlechthin also gesprochen, war in der genannten Zeit Christus nicht Mensch. Jedoch kann gesagt werden, Christus sei damals ein toter Mensch gewesen. Manche aber meinten, Christus sei in jener Zeit Mensch gewesen. Sie sprachen damit wohl irrtümliche Worte aus; jedoch verbanden sie nicht mit solchen Worten den Sinn des Irrtums. So nahm Hugo von St. Viktor (2. de sacr. part. 11. cap. 11.) an, Christus sei damals Mensch gewesen. Aber er folgte der Ansicht, der Mensch sei allein die Seele; was falsch ist (I. Kap. 75, Art. 4.). Und Petrus Lombardus sagte gleichermaßen, Christus sei während jener Zeit Mensch gewesen. Aber obwohl er glaubte, die Einigung von Leib und Seele gehöre zum Wesenscharakter des Menschen, so war er doch der Ansicht, dazu daß etwas ein Mensch sei genüge, daß jemand Leib und Seele zusammen habe; mögen nun diese beiden Teile mit Rücksicht aufeinander getrennt sein oder vereinigt; — was nach I. Kap. 75, Art. 4. und hier nach Kap. 2, Art. 5. auch falsch ist.

c) I. Das „Wort“ nahm Seele und Leib als etwas Geeinigtes an; und ein derartiges „Annehmen“ machte, daß Gott Mensch und der Mensch Gott sei. Nun hörte beim Tode dieses „Annehmen“ nicht auf, wohl aber die Einigung von Leib und Seele. II. Der Mensch wird als seine Vernunft bezeichnet; nicht weil die
Vernunft der ganze Mensch sei, sondern weil die Vernunft der hauptsächlichere Teil im Menschen ist, von dem die Verfassung und Lage der übrigen
Teile abhängt. So kann man von dem Fürsten einer Stadt wie von der
ganzen Stadt sprechen; weil die Leitung des Staates in ihm liegt. III. Priester zu sein kommt dem Menschen zu auf Grund seiner
Seele, in welche der sakramentale Charakter eingeprägt wird. Diesen
verliert also kein Priester durch den Tod und um so weniger Christus.

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