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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 52

Achter Artikel. Die Befreiung der Seelen im Fegfeuer.

a) Dieselben sind durch das Hinabsteigen Christi zur Hölle befreit
worden. Denn: I. Augustin (ad Evod. ep. 169.) sagt: „Da ganz unbestreitbare
Zeugnisse die Hölle erwähnen und Schmerzen, so ist nicht daran zu zweifeln,
daß Christus zu jenen Seelen gekommen ist, um sie von Schmerzen zu
befreien. Ob Er nun alle befreit hat oder nur jene, die Er solcher Wohlthat
würdig fand; danach forsche ich noch. Daß aber Christus in der Hölle war
und die genannte Wohlthat einigen in Schmerzen befindlichen Seelen
gespendet hat, daran zweifle ich nicht.“ Den verworfenen nun hat Christus
diese Wohlthat nicht gespendet; die heiligen Vorväter hatten keine positiven
Schmerzen. Also hat Er die Seelen aus dem Fegfeuer befreit. II. Die Gegenwart Christi hatte keine mindere Wirkung wie seine
Sakramente. Durch die Sakramente aber, zumal durch die heilige Eucharistie,
werden die Seelen aus dem Fegfeuer befreit (s. unten). Also um so mehr
durch Christum selber. III. „Die Christus in diesem Leben geheilt hat, hat Er ganz und
gar geheilt,“ sagt Augustin (de poenit. 9.). Und Joh. 7. sagt der Herr:
„Den ganzen Menschen habe ich geheilt am Sabbath.“ Nun befreite der
Herr in der Hölle die Seelen von der Strafe des Verlustes (der seligen
Anschauung); also auch von den empfindlichen Schmerzen. Auf der anderen Seite heißt es bei Gregor (13. moral. 15.): „Da der Herr und Erlöser dadurch daß Er die Thore der Hölle durchdrang die Seelen der auserwählten von da herausgeführt hat, läßt Er nicht zu, daß wir dahin gehen, von wo her Er jene befreit hat.“ Er läßt aber zu, daß wir in das Fegfeuer gehen. Also hat Er daraus keine Seelen befreit.

b) Ich antworte; das Hinabsteigen zur Hölle wirkte befreiend in der
Kraft seines Leidens. Dieses Leiden aber hat keine in der Zeit vorübergehende Kraft, sondern eine stete in Ewigkeit dauernde, nach Hebr. 10, 14.
Also hatte damals das Leiden des Herrn keine größere Wirksamkeit wie
jetzt. Fanden sich somit im Fegfeuer Seelen, die auch jetzt in dem Zustande
wären, kraft des Leidens Christi befreit zu werden, so wurden sie auch damals befreit; die anderen nicht.

c) I. Einige dieser Seelen wurden befreit, die nämlich bereits gereinigt waren oder die durch Glauben und Liebe im Leben es verdient hatten, durch Christum damals befreit zu werden. II. Das Sakrament der heiligen Eucharistie befreit die Seelen im Fegfeuer, insoweit es ein für die Sünde genugthuendes Opfer ist. DasHinabsteigen Christi zur Hölle aber wirkte nicht in der Weise einer besonderen Genugthuung, sondern ganz so, wie auch jetzt das Leiden Christi wirkt, dessen Kraft damals Christus selber auf die Seelen der heiligen Altväter anwandte. III. Jene Mängel und Krankheiten, von denen Christus während seines irdischen Lebens die Menschen befreite, waren rein persönliche. Der Ausschluß aber von der seligen Anschauung erstreckte sich auf die ganze menschliche Natur. Nichts also steht dem entgegen, daß die Seelen im Fegfeuer nun nicht mehr ausgeschlossen waren, soweit es auf ihre Natur ankam, von der Herrlichkeit; daß sie aber Leiden noch zu tragen hatten wegen persönlich begangener Fehler. Umgekehrt waren ja die heiligen Vorväter vor der Ankunft Christi frei von persönlichen Sünden; nicht aber vom gemeinsamen Mangel.

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