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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars
Quaestio 75

Dritter Artikel. Die Tierseelen haben kein Sür-sich-bestehen.

a) Dem steht entgegen: I. Die „Art“ ist Mensch oder Tier gemeinsam. Des Menschen Seele aber hat ein Für-sich-sein, also auch die des Tieres. II. Wie die sichtbaren Dinge sich verhalten zu den Sinnen, so das geistig Erkennbare zur Vernunft. Letztere aber bedarf keines Körpers, um vernünftig zu erkennen. Also erfaßt auch der Sinn das Sichtbare, ohne eines Körpers zu bedürfen. Da nun die Tierseelen sinnlicher Wahrnehmungen fähig sind, so sind sie aus demselben Grunde für sich bestehend wie die der Menschen. III. Die Tierseele bewegt den Körper. Wäre sie somit ein Körper, so würde sie nur in dem Falle bewegen, daß sie selber bewegt wird. Die Seele aber wird an und für sich nicht bewegt, wie aus Art. 1 ad I. her vorgeht. Also hat die Tierseele eine Thätigkeit, an der kein Körper teilnimmt, nämlich das Bewegen des Körpers und somit hat sie auch ein körperloses Sein oder ein Für-sich-bestehen. Auf der anderen Seite heißt es im lib. de eccl. Dogma. c. 16. et 17.: „Die Seele des Menschen hat, wie der Glaube uns überzeugt, ein Für-sich-bestehen und ist Substanz; es kommt dies den Tierseelen nicht zu.

b) Ich antworte; die alten Philosophen unterschieden nicht zwischen Sinn und Vernunft; sondern hielten beide für körperlich. Plato unterschied wohl, aber er schrieb die sinnliche Auffassung ebenfalls einem unkörperlichen Princip zu; der Seele nämlich an und für sich, nicht auf Grund des Körpers. Und demnach waren nach ihm auch die Tierseelen für sich bestehend. Aristoteles (I. de anima; III. de anima) aber nahm an, daß nur das geistige Verstehen ohne körperliches Organ sich vollziehe. Fühlen aber und die entsprechenden Thätigleiten der sinnlichen Seele geschehen offenbar mit und vermittelst einer körperlichen Veränderung, wie beim Sehen z. B. in der Pupille eine Änderung vor sich geht gemäß der besondern Art Farbe. Und so hat die Tierseele keine Thätigkeit, welche sie allein für sich vollzöge; vielmehr ist all ihr Thätigsein ihr wesentlich nur eigen, soweit sie mit dem Körper verbunden ist. Da die Tierseelen also für sich allein nicht thätig sind, haben sie auch kein Für-fich-bestehen.

c) I. Der Mensch gehört einer anderen Gattung an wie das Tier. Nicht jede verschiedene Gattungsform aber ist begleitet von einer Verschiedenheit in der „Art“. II. Der Sinn ist allerdings ebenso im Zustande des Vermögens mit Rücksicht auf seinen Gegenstand, wie die Vernunft es ist mit Rücksicht auf den ihrigen. Beide Kräfte haben aus sich nur ein Können für ihre Thätigkeit und schließen ihren einzelnen Gegenstand nicht von Natur aus in sich ein. Jedoch besteht die Unähnlichkeit darin, daß der Sinn unter dem Sichtbaren leidet; er empfängt von außen her in der Weise, daß das entsprechende körperliche Organ eine Änderung erfährt. Deshalb verdirbt und zerstört das in hervorragendem Maße sinnlich Wahrnehmbare den Sinn; das zu große Licht blendet, der zu starke Schall macht taub. Das ist aber bei der Vernunft nicht der Fall. Je höher im Grade des Vernünftigen das Erkennbare steht, desto mehr erkennt nachher die erkennende Vernunft das weniger geistig Lichtvolle. Und wird der Mensch durch das geistige Erkennen ermüdet, so rührt dies nicht von der Thätigkeit des Erkennens her, sondern weil das stoffliche Organ der Phantasie ermüdet ist im Vorlegen der Phantasiebilder. III. Die Kraft zu bewegen ist eine doppelte. Die eine schließt in sich selber, in ihrer Natur, Bewegung ein, nämlich die Begehrungskraft. Und die Thätigkeit dieser in der sinnlichen Seele besteht nicht ohne Körper; der Zorn, die Freude und derartige Leidenschaften sind vielmehr immer zusammen mit einer Veränderung im Körperlichen. Die andere Bewegungskraft ist die ausführende. Durch sie werden die Glieder befähigt, dem Begehren zu folgen; und die Thätigkeit des letzteren ist somit vielmehr bewegen wie bewegt werden. Bewegen ist also keine Thätigkeit der Sinnenseele, die da ohne Körper sich vollziehen könnte.

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