1.
Folgendes scheint für mich der Anfang großen Schadens gewesen zu sein. Ich denke öfters darüber nach wie übel die Eltern handeln, wenn sie nicht dafür sorgen, daß ihre Kinder immer und überall nur Tugendbeispiele vor Augen haben. Meine Mutter war, wie gesagt, sehr tugendhaft, und doch habe ich, nachdem ich den Gebrauch der Vernunft erlangt, von dem Guten, das ich an ihr wahrgenommen, nicht sonderlich viel, ja fast gar nichts angenommen; das Fehlerhafteste aber, das sie an sich hatte, schadete mir sehr. Sie las nämlich gern Rittergeschichten, machte jedoch von diesem Zeitvertreib keinen so üblen Gebrauch wie ich, weil sie dadurch ihre Geschäfte nicht vernachlässigte. Wir Kinder aber trachteten nur mit unseren Arbeiten bald fertig zu werden, um auch in solchen Büchern zu lesen. Sie selbst tat dieses vielleicht nur deshalb, um ihre Gedanken von den schweren Leiden, die sie zu erdulden hatte, abzulenken; ihren Kindern aber mochte sie es darum gestattet haben, damit sie nicht auf andere Dinge verfielen, wodurch sie hätten zugrunde gehen können. Meinen Vater indes verdroß diese Beschäftigung sehr; deshalb mußten wir achthaben, daß er nichts davon wahrnahm. Ich ließ mir die Lesung dergleichen Bücher allmählich zur Gewohnheit werden; so war denn der geringe Fehler, den ich an meiner Mutter bemerkte, Ursache, daß ich in meinen guten Begierden zu erkalten und auch im übrigen nachlässig zu werden begann. Es schien mir nicht unrecht zu sein, ohne Wissen meines Vaters viele Stunden des Tages und der Nacht in dieser eitlen Beschäftigung zuzubringen; ja so sehr war ich in diese Neigung verstrickt, daß ich mich unzufrieden zeigte, wenn ich nicht immer wieder ein neues Buch hatte.