4.
Man achte nicht gewisse Versuchungen, die unter dem Scheine der Demut hier auftauchen und worüber ich mich näher erklären will. Manchen scheint es nämlich Demut zu sein, wenn sie die Gaben, die der Herr ihnen verleiht, nicht anerkennen. Fassen wir aber die Sache recht auf, so wie sie ist. Gott erteilt uns diese Gnaden ohne unser Verdienst, und mir sollen Seiner Majestät dafür dankbar sein; denn wenn mir nicht erkennen, was wir von ihm empfangen haben, so werden wir auch nicht zu seiner Liebe erwachen. Dagegen ist es ganz gewiß, daß wir, je reicher wir uns bei der Erkenntnis unserer eigenen Armut erblicken, um so mehr gewinnen und sogar um so mehr noch in der wahren Demut zunehmen. Das andere hieße die Seele nur entmutigen, wenn man ihr glauben machen würde, sie sei ja großer Güter nicht fähig; und dies geschieht, wenn sie in dem Augenblick, wo sie ihr Gott mitzuteilen beginnt, aus Furcht vor eitler Ehre davor zurückschreckt. Glauben wir es doch, daß der, der uns diese Güter spendet, uns auch die Gnade geben wird, daß wir in dieser Versuchung zu eitler Ehre das Werk des bösen Feindes erkennen, und Stärke, zu widerstehen. Nur müssen mir in Einfalt vor Gott wandeln und ihm allein, nicht den Menschen, zu gefallen suchen.