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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Zehntes Hauptstück

7.

Es kann sein, daß ich, die ich so böse bin, nur nach mir urteile, da ich wegen meines Elendes dies alles nötig gehabt habe, während andere zur Ausübung auch sehr vollkommener Werke vielleicht nicht mehr bedürfen als die Wahrheit des Glaubens. Dies mögen jene selbst sagen. Ich meinesteils berichte bloß meine eigenen Erlebnisse, so wie es mir befohlen wurde. Sollte das Geschriebene nicht richtig sein, so mag es der, dem ich es zusende, zerreißen; er wird es besser wissen als ich, was etwa Unrichtiges darin enthalten ist. Zugleich bitte ich ihn um der Liebe des Herrn willen, das, was ich bisher von meinem bösen Leben und von meinen Sünden gesagt habe, zu veröffentlichen; dazu gebe ich sowohl ihm als auch allen meinen übrigen Beichtvätern fortan die Erlaubnis. Wenn sie wollen, so mögen sie es gleich zu meinen Lebzeiten tun, damit ich die Welt nicht länger mehr täusche, indem die Leute glauben, es sei etwas Gutes an mir. Ich beteuere in Wahrheit, daß mir dies, wenigstens nach meiner jetzigen Verfassung, ein großer Trost sein würde. Zur Veröffentlichung dessen aber, was ich von nun an sagen werde, gebe ich den Benannten keine Erlaubnis; und sollten sie es jemand zeigen, so will ich nicht, daß sie die Person nennen, der es begegnet ist und die es geschrieben hat. Deswegen nenne ich auch weder mich selbst noch irgend jemand, sondern will dieses nach Möglichkeit so schreiben, daß ich nicht erkannt werde. Ich bitte also um der Liebe Gottes willen, meinem Wunsche zu willfahren. Verleiht mir der Herr die Gnade, etwas Gutes zu sagen, so reicht das Ansehen so geleerter und gewichtiger Männer zu dessen Bestätigung hin. Denn ist es wirklich gut, so rührt es vom Herrn, nicht von mir her, da es mir sowohl an Wissenschaft als auch an einem tugendhaften Leben gebricht, und ich weder von einem Gelehrten noch von jemand anderem angeleitet werde. Man weiß nicht einmal, daß ich dieses schreibe, jene ausgenommen, von denen ich dazu den Auftrag habe, und selbst diese befinden sich gegenwärtig nicht hier. Zudem muß ich mir die Zeit zum Schreiben gleichsam stehlen, und nur mühsam komme ich dazu. Denn ich lebe in einem armen Kloster und werde durch Spinnen abgehalten, der vielen anderen Geschäfte, die mich in Anspruch nehmen, gar nicht zu gedenken. Es würde mir demnach, selbst wenn mir der Herr größere Fähigkeiten und ein treueres Gedächtnis verliehen hätte, um Gehörtes oder Gelesenes benützen zu können, auch dieses aus Mangel an Zeit nur wenig helfen. Ich habe aber in der Tat ein sehr schwaches Gedächtnis. Werde ich also in der Folge etwas Gutes sagen, so will es der Herr eines guten Zweckes wegen. Das Schlechte ist von mir, und euer Gnaden werden es tilgen. In keiner Hinsicht aber würde es von Nutzen sein, meinen Namen zu nennen. Denn solange ich noch lebe, ist es offenbar unstatthaft, von dem etwas zu sagen, was ich Gutes besitze; nach meinem Tode aber würde die Kundmachung meines Namens zu weiter nichts dienen, als daß das Gute dadurch sein Ansehen und seine Glaubwürdigkeit verlöre, weil es von einer so schlechten und verächtlichen Person gesagt wurde.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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