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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Dreizehntes Hauptstück

2.

Man trachte gleich von Anfang an, den Weg mit Freudigkeit und Freiheit zu wandeln; denn gewisse Personen meinen da, die Andacht, die sie empfinden, würde ihnen wider entschwinden, sobald sie nur ein wenig außer Sorge wären. Allerdings ist es gut, wegen seiner selbst in Furcht zu sein, so daß man sich weder häufig noch selten in eine Gelegenheit zu begeben wagt, in der man gewöhnlich Gott beleidigt. Ja, es ist dies höchst notwendig, solange man in der Tugend noch nicht ganz fest begründet ist, und deshalb wird es auch nur wenige geben, die sich den Gelegenheiten, die ihren natürlichen Neigungen entsprechen, unbesorgt übertagen dürften. Solange wir leben, wird es immer, und sei es auch nur der Demut wegen, gut für uns sein, die Armseligkeit unserer Natur vor Augen zu haben. Indessen gibt es doch mancherlei Umstände, in denen, wie bereits gesagt, eine Erholung erlaubt ist, und schon der Grund genügt, um wieder mit neuen Kräften die Übung die Übung des Gebetes aufzunehmen. Wie in allem, so muß man auch hier mit Klugheit zu Werke gehen. Wir müssen aber auch mit großer Zuversicht wandeln. Denn es ist viel daran gelegen, daß wir unseren frommen Begierden keine engen Grenzen setzen, sondern uns der Überzeugung hingeben, mit Gottes Gnade und durch eigene Anstrengung, wenn auch nicht gleich, so doch allmählich dahin gelangen zu können, wohin so viele Heilige mit seiner Hilfe gelangt sind. Diese würden es nie so weit gebracht haben, wenn sie ihre Begierden nicht so hoch gespannt und sich nicht entschlossen hätten, sie allmählich ins Werk zu setzen. Die göttliche Majestät will und liebt beherzte Seelen, wenn sie nur in Demut handeln und nicht auf sich selbst vertrauen. Unter solchen Seelen habe ich noch keine gekannt, die auf dem Wege des Gebetetes zurückgeblieben wäre. Ich habe aber auch noch keine zaghafte, in den Deckmantel der Demut sich hüllende Seele kennengelernt, die in vielen Jahren so weit vorangeschritten wäre wie jene anderen in sehr wenigen. Ich staune darüber, wieviel auf diesem Wege darauf ankommt, daß man sich zu großen Dingen ermutige. Hat die Seele auch noch nicht die Kräfte, sie sogleich in Ausführung zu bringen, so macht sie doch schon einen Flug und kommt weit voran, wenn sie auch, einem Vöglein gleich, das noch zu wenig flügge ist, müde wird und ausruht.

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